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Linzer Gesundheitszentrum für Gehörlose feiert 25-jähriges Bestehen

Karin Seyringer, 29.05.2018 13:20

LINZ. Über hundert Gäste, darunter auch Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer, feierten im Gesundheitszentrum für Gehörlose in der Linzer Bischofstraße das 25-jährige Jubiläum der Einrichtung. Das Gesundheitszentrum für Gehörlose ist Teil des Konventhospitals der Barmherzigen Brüder in Linz und gilt als Vorreiter in der barrierefreien Versorgung von hörbeeinträchtigten Menschen in Österreich.

Feierten das Jubiläum, v. l.: Peter Ausweger (Gesamtleiter Barmherzige Brüder Linz), Primar Johannes Fellinger (Abteilungsvorstand des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie), Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer, Klaus Patzak (Landesverbandsleiter der Gehörlosenvereine in OÖ) und Helene Jarmer (Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes)

Sensibilisiert durch die Taubheit des Vaters begann Primar Johannes Fellinger (Abteilungsvorstand des heutigen Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie) 1991 Sprechstunden speziell für Gehörlose anzubieten, um bei gesicherter Kommunikation in Gebärdensprache, medizinische Hilfe in unterschiedlichen Bereichen bieten zu können. Die daraus entstandene Gehörlosenambulanz (das heutige „Gesundheitszentrum für Gehörlose“) wurde zwei Jahre später eröffnet.

Optimale Versorgung wird ermöglicht

Die Erfahrungen in der damaligen Ambulanz zeigten schnell die dringende Notwendigkeit einer auf Gehörlose ausgerichtete, medizinischen Versorgung: „Unter allen Patienten mit Diabetes wussten damals nur 60 Prozent von ihrer Erkrankung. Ähnlich war die Situation bei Hypotonikern: Bei 45 Prozent wurde der Bluthochdruck im Rahmen des Ambulanzbesuches erstdiagnostiziert und bei 10 Prozent war ein chirurgischer Eingriff notwendig“, erinnert sich Fellinger heute. „Vor 25 Jahren waren Gehörlose noch nicht am Radar der medizinischen Versorgung. Die Menschen waren auf sich alleine gestellt, es gab eigentlich keine Hilfsstruktur. Heute haben wir in Oberösterreich einen fast barrierefreien Zugang zur Medizin. Ein Mensch, der nicht hört, bleibt immer ein Mensch, der nicht hört, aber: Er bekommt heute Zugang zu optimaler Versorgung“, resümiert Fellinger.

Knapp 25.000 ambulante Behandlungen

Im vergangenen Jahr wurden über 1100 Personen jeden Alters in der Gehörlosenambulanz behandelt – häufig mehrmals. „Gehörlose Patienten belasten oft seelische Probleme“, so Fellinger. „Bei vielen Patienten liegen körperliche Beschwerden vor, die sich nicht eindeutig auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen. Studien belegen, dass psychosoziale, stressbezogene Gesundheitsstörungen bei gehörlosen Menschen doppelt so häufig vorkommen wie bei Hörenden“. Jährlich werden rund 25.000 ambulante Behandlungen im Zentrum druchgeführt.

Dolmetscher, Beratung und vieles mehr

Das Leistungsspektrum des Gesundheitszentrums geht heute weit über eine rein medizinische Versorgung hinaus. Bei Krankenhausaufenthalten oder fachärztlichen Untersuchungen organisiert das Gesundheitszentrum für Gehörlose begleitende Dolmetscher. Befundbesprechungen erfolgen wiederum mit dem Patienten im Gesundheitszentrum. Die direkte Zusammenarbeit mit Fachärzten der Barmherzigen Brüder sowie dem Spitalspartner Barmherzige Schwestern sichert eine medizinische Topversorgung gehörloser Patienten. Ergänzend dazu bietet das Gesundheitszentrum Sozial- und Familienberatung, Angebote für gehörlose Senioren sowie Unterstützung in Berufsfragen.

In Österreich sind rund 15 Prozent der Menschen hörbeeinträchtigt und etwa 8000 gehörlos. Demgegenüber stehen vier Gehörlosenambulanzen (Wien, Salzburg, Graz und Linz), die durch Initiative von Primar Fellinger entstanden sind. In Wien, Linz und Graz werden diese von den Barmherzigen Brüdern betrieben.


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