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Mentoring für Jungmediziner: "Mehr Bergdoktor statt Emergency Room"

Tips Logo Anna Stadler, 28.03.2019 19:29

LINZ/OÖ. Um mehr Studierende und Jungärzte für den Beruf des Hausarztes zu gewinnen, geben nun Allgemeinmediziner ihre langjähriger Praxiserfahrung an den Ärztenachwuchs weiter.

  1 / 2   Um mehr Nachwuchs für den Beruf des Hausarztes zu gewinnen, geben nun Allgemeinmediziner ihre langjähriger Praxiserfahrung an den Ärztenachwuchs weiter. Foto: S_L/Shutterstock.com

665 Vertragsarztstellen gibt es in Oberösterreich. 23 davon sind derzeit unbesetzt, bei 12 Stellen davon ist die Nachfolge noch offen. Um auch in Zukunft Nachbesetzungen sicherstellen zu können, soll nun den Studierenden der Medizinischen Fakultät der JKU der Beruf des Allgemeinmediziners schmackhaft gemacht werden.

„Ein veritables Nachwuchsproblem“

„Wir haben leider ein veritables Nachwuchsproblem bei den Hausärzten“, so Wolfgang Ziegler, stv. Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte bei der Ärztekammer für OÖ, der selbst in Kremsmünster Gemeindearzt ist. Dabei sei Allgemeinmediziner ein „wunderschöner und flexibler Beruf“. Aber: Der Ärztenachwuchs kommt während der Ausbildung fast nur mit der Spitalswelt in Berührung. Daher gäbe es eine höhere Hemmschwelle im niedergelassenen Bereich tätig zu werden. „Wir wollen die jungen Kollegen informieren“, so Ziegler.

Schnuppertage und Praktikum

Durch das Ärztementoring sollen Medizinstudenten so früh wie möglich den Alltag in einer Ordination kennenlernen und sich mit Kollegen aus der Praxis austauschen können. So gehört an der Linzer Med-Fakultät auch ein verpflichtendes vierwöchiges Praktikum beim Hausarzt. Auf freiwilliger Basis lässt sich das Praktikum um vier bis acht weitere Wochen verlängern. Um die Studenten jedoch schon früher zu erreichen werden nun Schnuppertage in einer allgemeinmedizinischen Ordination eingeführt. Diese ermöglichen es Studierenden ab dem 2. Semester und Jungärzten den Praxisalltag kennnen zu lernen. Die oö. Krankenanstalten ermöglichen den Ärzten in Ausbildung eine Freistellung für einen Tag pro Semester.

Mehr als nur Medizin

Auch Mentoring-Seminare zu Themen aus der Hausarztpraxis werden künftig für Studierende und Jungmediziner angeboten. Dabei geht es nicht nur um Medizinisches, sondern auch um Personalführung, wirtschaftliches Knowhow (etwa auch über Abrechnungsmodalitäten), Patientenkommunikation und mehr. Denn sich mit einer eigenen Praxis selbstständig zu machen, bedeutet auch sich mit Unternehmensführung zu beschäftigen. „Die jungen Kollegen scheuen es“, so Ziegler, der in dem Bereich Informationsbedarf sieht.

Individuelles Mentoring

Zudem ist im Rahmen des Programms auch ein individuelles Mentoring während des Turnus in Form von persönlichen Gesprächen mit niedergelassenen Ärzten vorgesehen. Rund 14 Ärzte haben bereits die Fortbildung um Mentor zu werden absolviert. Ein zweiter Lehrgang im April ist bereits in Planung. Ziel ist, im heurigen Jahr 20 bis erfahrene 30 Mentoren aus ganz Oberösterreich für das Projekt zu gewinnen.

Finanzierung durch OÖGKK und Ärztekammer

Die Kosten für das Ärztementoring (Seminare, Individualmentoring) übernimmt der Innovationstopf der OÖGKK und Ärztekammer für Oberösterreich. Für das Startjahr 2019 sind 20.000 Euro veranschlagt. Das zukünftige Budget wird sich nach der Zahl der interessierten Jungmediziner richten und wird zwischen OÖGKK und Ärztekammer für Oberösterreich vereinbart. Insgesamt ist das Projekt auf drei Jahre geplant. Dann folgt eine Evaluation. „Ich gehe davon aus, dass das ein Bomben-Erfolg wird“, so Andrea Wesenauer, Direktorin der OÖGKK.

Entlastung für Krankenhäuser

Auch das Land OÖ unterstützt das Programm. „Wenn die niedergelassene Struktur funktioniert, ist das auch eine Entlastung für die Krankenhäuser“, erklärt Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander. „Plakativ: Mehr Bergdoktor statt Emergency Room. Unser Fokus ander Medizinischen Fakultät in Linz liegt daher auf dem Thema Allgemeinmedizin. Wir sehen auch, dass das gut angenommen wird.“


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