LINZ. Schlecht Sehen tut nicht weh, daher fallen Fehlsichtigkeiten im Kindesalter nicht immer auf. Doch betroffene Kinder tun sich mit vielem schwerer als nötig, zudem hat eine unbehandelte Fehlsichtigkeit oft Folgen im weiteren Leben. Je früher eine Diagnose gestellt wird, umso besser schlägt die Behandlung an. Ob Schielen, Kurzsichtigkeit oder Lesebrille: Beim Familienvorsorgetag der Spitalspartner Brüder. Schwestern. Linz am 6. März bieten Augenoptik und Sehschule kompetenten Rat und Hilfe.
Beim Familienvorsorgetag haben Eltern die Gelegenheit, sich vor Ort mit Experten auszutauschen. Zum Beispiel über das Thema Schielen. Keine andere Augenerkrankung führt so häufig schon in der Kindheit zu einer verminderten Sehleistung, wie der so oft verharmloste „Silberblick“. Nicht behandelt, bleibt das Problem für immer bestehen. „Je früher eine Diagnose gestellt wird, umso besser kann eine Heilung erfolgen oder Folgeschäden vorgebeugt werden“, empfiehlt Isabella Achleitner, Orthoptistin bei den Barmherzigen Brüdern Linz, eine zeitnahe Augenuntersuchung bei Auffälligkeiten, routinemäßig im Rahmen der Mutter-Kind-Pass Untersuchungen.
Untersuchungstermin wahrnehmen
Achleitner erklärt: „Grundsätzlich sind im Mutter-Kind-Pass zwei Augen-Untersuchungen vorgesehen, die erste zwischen 10 und 14 Monaten, die zweite zwischen 22 und 26 Monaten bei einem Augenarzt. Doch viele Eltern nehmen den zweiten Termin nicht wahr, da dabei die Augen eingetropft werden und das kaum ein Kind mag. Das Eintropfen ist aber wichtig. Nur dadurch erweitert sich die Pupille wodurch der Arzt Dioptrien, Netzhaut und Sehnerv korrekt überprüfen kann.“
Eine essenzielle Untersuchung, denn Eltern können selbst eine Fehlsichtigkeit ihrer Kinder kaum erkennen: Durch die Akkommodationsfähigkeit, das ist die dynamische Anpassung der Brechkraft des Auges, kann eine Weitsichtigkeit ausgeglichen werden. Selbst Kinder mit nur zehn Prozent Sehschärfe fallen im Alltag oft nicht auf.
Schielen: Frühe Diagnose steigert Genesungschance
Auch beim Schielen gilt: Je früher diagnostiziert, desto besser sind die Folgen behandelbar. „Für das beidäugige und räumliche Sehen ist es wichtig, dass beide Augen auf den zu fixierenden Gegenstand gerichtet sind. Weicht ein Auge von dieser Blickachse ab, so spricht man vom Schielen“, erklärt Oberarzt Michael Brandecker, Leiter der Sehschul-Ambulanz bei den Barmherzigen Brüdern Linz. Bei leichtem Schielen reicht es oft, ein Auge abzukleben, um die Sehschärfe zu verbessern.
Manche Schielfehlstellungen benötigen eine OP
In anderen Fällen benötigen die Patienten eine Operation. Dazu Brandecker: „Manche Schielfehlstellungen, zum Beispiel, wenn das Kind eine Kopfzwangshaltung einnimmt oder andere Beschwerden durch das Schielen auftreten, werden operiert. Häufig passiert dies vor Schuleintritt, es sind aber auch frühere Operationen möglich. Bei dem meist tagesklinisch durchgeführten Eingriff werden die betroffenen Augenmuskeln verlagert. Wenn die Narkose gut vertragen wird, können unsere kleinen Patienten nachmittags wieder nach Hause gehen. Die Nachkontrollen erfolgen ambulant. Schieloperationen können aber prinzipiell in jedem Alter durchgeführt werden. Sehtraining ist hingegen nur bis zur Pubertät erfolgversprechend weshalb die frühe Diagnose so wichtig ist“.
Wahl der richtigen Brille ist von großer Bedeutung
Wurde dagegen eine Fehlsichtigkeit diagnostiziert, ist die Wahl der richtigen Brille von großer Bedeutung. Worauf es dabei ankommt, erklärt Alois Buchsbaum, der Leiter der Augenoptik: „Eine Kinderbrille sollte einen gleichbleibend guten Sitz haben, ohne zu verrutschen. Entscheidend dafür ist die Passform. Je jünger beziehungsweise kleiner das Kind ist, also bei Babys oder Kleinkindern, umso wichtiger ist dieses Auswahlkriterium. Empfehlenswert ist auch, das Kind bei der Auswahl der Brillenfassung zu einem gewissen Maße miteinzubeziehen, damit die Brille nicht als ungewollter Fremdkörper wahrgenommen wird“.
Brille muss gut sitzen
Buchsbaum weiter: „Die Brillenfassung sollte weder zu groß, noch zu klein und nicht breiter als das Gesicht sein. Um Druckstellen zu vermeiden darf sie nicht auf der Wange aufliegen. Die Bügel dürfen nicht unangenehm drücken, und die Brille muss gut in der richtigen Position halten. Je kleiner das Kind, desto wichtiger ist der Nasensteg, da kleine Kinder noch keinen ausgeprägten Nasenrücken haben, der die Brille halten kann. Stabile Scharniere oder sehr flexible Materialien sorgen für eine lange Lebensdauer. Ein Auseinanderbiegen der Brille kann diesen Kinderbrillengestellen nur wenig anhaben. Viele gute Kinderbrillen sind bereits sportgeeignet. Zudem gibt es spezielle Sportkinderbrillen, die je nach Modell aus einem bruchsicheren Kunststoff mit Bügeln ohne Scharniere gefertigt sind“.
Experten klären am Familienvorsorgetag auf
Nähere Informationen über die richtige Kinderbrille sowie über Schielen, Sehschärfenentwicklung, Amblyopie (die funktionale Sehschwäche eines oder seltener beider Augen) oder die Wichtigkeit der Augen-Mutter-Kind-Pass Untersuchung im Alter von zwei Jahren erhalten Eltern von Experten am Familienvorsorgetag der Spitalspartner Brüder. Schwestern. Linz am Freitag, 6. März. Zudem gibt es einfache Sehtests zum spielerischen Ausprobieren. Zum Beispiel den 3-D-Bilder-Test, mit dessen Hilfe Schielen diagnostiziert werden kann.
Besondere Fördermaßnahmen brauchen Kinder mit angeborenen Veränderungen oder Erkrankungen der Augen. Hier stehen Experten der Sehfrühförderung für Fragen zur Verfügung, bieten Information über den Ablauf der Sehfrühförderung und erläutern, wie Familien mit einem sehbehinderten oder blinden Kind geholfen werden kann. Der Familienvorsorgetag 2020 findet am 6. März von 13.00 - 17.00 Uhr statt. Ort: Festsaal Ordensklinikum Barmherzige Schwestern. Eintritt frei.
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