Mittwoch 27. März 2024
KW 13


Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

LINZ. Drei Linzerinnen sehen es als ihre Aufgabe, Infos und Bilder über Brustkrebs ins Netz zu bringen, die sowohl für Patienten, als auch für gesunde Menschen wichtig sind. Sie wollen Mut machen, Hoffnung schenken und das allgemeine Bewusstsein für Brustkrebs stärken. Tips hat mit Initiatorin Nadja Kapeller, Fotografin Ines Thomsen und Medienprofi Julia Kurbatfinsky über ihr Projekt „Das bin ich“ gesprochen.

"Das bin ich"-Initiatorin Nadja Kapeller Foto: Ines Thomsen Photography
photo_library "Das bin ich"-Initiatorin Nadja Kapeller Foto: Ines Thomsen Photography

Tips: Wie ist das Projekt „Das bin ich“ entstanden?

Nadja Kapeller: 2018 bin ich im Alter von 35 Jahren an Brustkrebs erkrankt. Die Frage wie ich operieren lassen soll, hat mich während meines Heilungsprozesses sehr beschäftigt, phasenweise auch gequält. Um diese Entscheidung besser treffen zu können, hätte ich mir gewünscht zu sehen, wie unterschiedliche OP-Varianten aussehen können – dazu findet man erstaunlich wenig Informationen. Natürlich erfährt man optimalerweise alles Notwendige von den behandelnden Ärzten, aber aus erster Hand zu erfahren, wie es sich anfühlt, was auf mich zukommt und welche Probleme auftreten können, hätte diesen Prozess für mich um vieles leichter gemacht. Das ist auch der Grund warum ich meine Brust herzeigen will – damit andere Betroffene die Chance haben zu sehen, wie es aussehen könnte. Und deshalb möchte ich so viele Frauen wie möglich dazu animieren es mir gleich zu tun, denn nur viele Beispiele ergeben ein aussagekräftiges Bild.

Ines Thomsen: Ein Fotoshooting im Sommer 2019 war dann der Startschuss, der „Das bin ich“ ins Rollen brachte. Nadja bat mich ein Portrait von sich und ihrer Brust zu machen – unverfälscht, ohne Retusche und ohne fotografische Tricks! Aus der Idee eine Medien-Kampagne zu starten wurde dann in Zusammenarbeit mit Julia ein ganzheitliches Projekt, das als nachhaltige Plattform Betroffenen zeigt, dass sie nicht alleine sind. Neben der Förderung des persönlichen Austauschs, ist die Vorsorge durch Bewegung und die Früherkennung mittels Mammographie und dem monatlichen Selbst-Abtasten ein wesentlicher Bestandteil von „Das bin ich“.

Tips: Was ist das Ziel dahinter bzw. was möchten Sie mit dem Projekt bewirken?

„Das bin ich“-Team: Ziel von ist es, mit Bildern und persönlichen Geschichten Mut zu machen, Hoffnung zu schenken und das allgemeine Bewusstsein für Brustkrebs sowie dessen Enttabuisierung zu fördern. Interviews und Foto-Shootings, bei denen die Betroffenen ganz ehrlich ihre Körper präsentieren, dienen dabei nicht nur zur Aufklärung über die unterschiedlichen Operationen und Behandlungsmethoden, sondern unterstützen auch dabei, das Erlebte zu verarbeiten.

Tips: Welche Rückmeldungen bekommen Sie? Gibt es auch kritische Stimmen von Menschen, die diesen Umgang nicht nachvollziehen können bzw. selbst einen anderen Umgang mit ihrer Krankheit pflegen?

„Das bin ich“-Team: Bisher hat uns ausschließlich positives Feedback erreicht. Auch, wenn es bestimmt viele Menschen gibt, die selbst nicht am Projekt teilnehmen würden und diesen Teil ihres Lebens lieber privat halten, sind sowohl Betroffene als auch Nicht-Betroffene von „Das bin ich“ durchwegs begeistert. Jede Teilnahme ist ein wichtiger Beitrag zur Sichtbarmachung, Aufklärung und Enttabuisierung von Brustkrebs und trägt überdies zur persönlichen Resilienz bei. Wir freuen uns über jeglichen Austausch und hoffen, schon bald ein noch größeres Spektrum an Geschichten und Bildern bereitstellen zu können.

Tips: Wo geht die Reise hin? Wie soll sich das Projekt weiterentwickeln bzw. gibt es noch weitere Pläne?

„Das bin ich“-Team: Wir planen künftig zusätzlich zu den ganz persönlichen Portraits und Geschichten auch eine anonyme Bilddatenbank umzusetzen und diese auf der Website zu installieren. Hierfür werden alle Frauen und Männer, die anonym bleiben und dennoch etwas zur Enttabuisierung von Krankheit und zur Aufklärung über die unterschiedlichen Operationen und Behandlungsmethoden von Brustkrebs beitragen möchten, von Profi-Fotografin Ines Thomsen fotografiert. Dabei wird ausschließlich der Torso mit den von der Krankheit bzw. den Behandlungen betroffenen Stellen abgebildet.

Weiters werden anonyme Informationen zur Diagnose und zum Behandlungsprozess beigefügt. Darüber hinaus planen wir „Look & Feel“-Veranstaltungen (unsere bereits geplante Veranstaltung musste Aufgrund von Corona leider auf unbestimmte Zeit verschoben werden), bei denen sich frisch Betroffene, die Operationen und Behandlungen noch vor sich haben, mit erfahrenen Betroffenen, die OPs und Behandlungen bereits abgeschlossen haben, austauschen können. Hierbei ist es für die frisch Betroffenen auch möglich die Brüste der bereits operierten Betroffenen anzusehen und auch anzufassen. Auf lange Sicht planen wir zudem ein geschlossenes Forum auf der Website bereitzustellen und ein Tool zur Entscheidungshilfe für die Vielzahl an Behandlungsmethoden zu entwickeln.

Tips: Was hat dieses Projekt für Sie selbst gebracht?

Nadja Kapeller: Während des Fotoshootings habe ich mich in Situationen meiner „Krebsreise“ hineingefühlt und ihnen damit ein Bild verliehen. Dadurch konnte ich das Erlebte besser integrieren und ich fühlte mich dadurch runder. Auch die Erfahrung zu machen, dass ich mich trotz unebener Brust, Cellulite, Besenreiser und „schwabbeligem“ Bauch – also den vermeintlichen Schönheitsmakeln – auf den Bildern als schön empfinde, war eine sehr interessante und wohltuende. Neutrale Bilder meiner Brustwarze haben mir des weiteren auch gezeigt, dass die dunklen Haare, die mir seit meiner Hauttransplantation auf dem Warzenvorhof wachsen, von anderen kaum gesehen werden. Ein Abgleich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung kann also durchaus auch Erleichterung bringen.


note_stack

Mehr zum Thema



Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden


A7-Abfahrt Prinz Eugen Straße: zwei Personen bei Auffahrunfall verletzt photo_library

A7-Abfahrt Prinz Eugen Straße: zwei Personen bei Auffahrunfall verletzt

LINZ. Bei einem Auffahrunfall auf der Abfahrt von der A7 zur Prinz Eugen Straße sind am Dienstagnachmittag in Linz zwei Personen (17, 23) verletzt ...

Tips - total regional Online Redaktion
Leinen los für die MS Linzerin

Leinen los für die MS Linzerin

LINZ. Die Winterpause ist vorbei und die Schiffe der Donauschifffahrt Wurm & Noé stehen in den Startlöchern. An Ostern heißt es Leinen ...

Tips - total regional Nora Heindl
Milky Chance fürs Lido Sounds Opening bestätigt

Milky Chance fürs Lido Sounds Opening bestätigt

LINZ. Das Lido Sounds geht in die zweite Runde und das bekanntlich heuer gleich vier Tage lange: 27.-30. Juni. Mit der Zusage von Milky Chance, ...

Tips - total regional Nora Heindl
Öffi-„Versorgungslücke“ in Harbach: Erweiterung der Stadtteilbuslinie gefordert

Öffi-„Versorgungslücke“ in Harbach: Erweiterung der Stadtteilbuslinie gefordert

LINZ. Für das Wohngebiet rund um den nördlichen Dießenleitenweg und den Büchlholzweg in Harbach forderte Grüne-Klubobmann Helge Langer in ...

Tips - total regional Marlis Schlatte
Neu am Südbahnhofmarkt Linz: Fischräucherei Berger und Die Marktfleischerei

Neu am Südbahnhofmarkt Linz: Fischräucherei Berger und "Die Marktfleischerei"

LINZ. In zwei Kojen am Südbahnhofmarkt halten neue Beschicker Einzug: für die ehemalige Fleischerei Lackinger und das ehemalige Pastrami wurden ...

Tips - total regional Anna Fessler
Für interkulturellen Austausch: Piefke and Friends startet ins dritte Vereinsjahr

Für interkulturellen Austausch: "Piefke and Friends" startet ins dritte Vereinsjahr

LINZ. Im Jahr 2022 hat sich „Piefke and Friends“ gegründet. Der Verein mit dem selbstironischen Titel versteht sich als Austausch-Plattform ...

Tips - total regional Anna Fessler
Dunkelschwarz: Haubenkoch für neues Restaurant in der Raiffeisen Arena photo_library

"Dunkelschwarz": Haubenkoch für neues Restaurant in der Raiffeisen Arena

LINZ. Mit Oliver Rechberger hat sich der LASK einen mit zwei Gault & Millau-Hauben ausgezeichneten Koch für das neue Restaurant auf auf ...

Tips - total regional Anna Fessler
Neos Linz fragt: Warum traut sich niemand, die Whistleblower-Plattform der Stadt Linz zu nutzen? photo_library

Neos Linz fragt: Warum traut sich niemand, die Whistleblower-Plattform der Stadt Linz zu nutzen?

LINZ. In der Gemeinderatssitzung am 21. März stellte der Neos-Fraktionsvorsitzende Georg Redlhammer zwei Anfragen: eine zur Whistleblower-Plattform ...

Tips - total regional Anna Fessler