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Geringe Hebammendichte im internationalen Vergleich - AK fordert Personalaufstockung

Anna Stadler, 05.05.2021 19:22

LINZ/UNTERWEITERSDORF/OÖ. Die AK-Krankenhaus-Studie von 2019 hat gezeigt, dass die Aufgaben der Hebammen stetig wachsen. Während der Corona-Pandemie hat sich die Situation noch weiter zugespitzt. Im internationalen Vergleich weist das Land zudem eine unterdurchschnittliche Dichte an Hebammen auf. Die AK OÖ fordert daher nun eine eine rasche Personalaufstockung inklusive Ausbildungsinitiative.

Hebamme Maria Guldner (Foto: Roland Freinschlag/AK OÖ)
Hebamme Maria Guldner (Foto: Roland Freinschlag/AK OÖ)

Verständlich ist der Wunsch der meisten werdenden Mütter, während der gesamten Geburt von einer Hebamme begleitet zu werden, die „exklusiv“ für sie da ist. „Natürlich ist immer das Ziel eine 1:1 Betreuung“, betont Maria Guldner, die sowohl in einem Linzer Krankenhaus als auch als freiberufliche Hebamme in Unterweitersdort tätig ist. So eine 1:1-Begleitung während der Geburt empfieht auch die WHO seit 2018. Dieser Wunsch und die Realität in Oberösterreichs öffentlichen Krankenhäusern klaffen jedoch vielfach auseinander. Schilderungen aus der Praxis zeigen, dass eine Hebamme manchmal bis zu drei Geburten gleichzeitig betreuen muss, macht nun die Arbeiterkammer aufmerksam.

Unterdurchschnittliche Zahl an Hebammen

Im internationalen Vergleich weist Österreich mit 26 praktizierenden Hebammenköpfen pro 1.000 Lebendgeburten eine unterdurchschnittliche Dichte auf (EU: 35 pro 1.000 Lebendgeburten). Steigende Geburtenzahlen sind ein Grund für den Mehrbedarf an Hebammen, zudem steigt das Durchschnittsalter der Hebammen stetig. Auch die Zahl der 2019 geleisteten Mehrstunden zeige ein eindeutiges Bild: „Da brauchen wir 20 Vollzeitdienstposten oder 30 Köpfe um alleine die Alturlaube und die Mehrstunden aufbrauchen zu können“, schildert AK-Vizepräsidentin Elfriede Schober.

Kompetenzen erweitert

Gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter der Erstgebärenden und damit der Anteil an altersbedingten Risikoschwangerschaften und -geburten, die erhöhte Kapazitäten bei den Hebammen erfordern. Außerdem hat sich die Hebammenarbeit im Laufe der Jahre stark verändert. So sind die Dokumentationsaufgaben stark gestiegen, die alleine sehr viel Zeit erfordern. Dazu kommt, dass Hebammen mittlerweile ihren Beruf sehr eigenständig und eigenverantwortlich ausüben dürfen und auch weit mehr Zusatzausbildungen haben und anwenden. „Man hat viel Verantwortung“, betont Guldner. Die neuen Kompetenzen führen auch zu mehr Einsatzgebieten, denn Turnusärzte sind kaum mehr vorhanden und so müssen Hebammen beispielsweise auch neben den Geburten Zugänge legen, Blut abnehmen, Verletzungen im Dammbereich nähen oder die Versorgung alleine übernehmen, bis ein Arzt eintrifft.

Zusätzliche Herausforderungen durch Corona

Die Arbeit in Corona-Zeiten erfordert zusätzliche Ressourcen. Teils wurde beispielsweise personalmäßig im Kreißzimmer aufgestockt, damit Covid-positive Patientinnen betreut werden konnten. Eine Covid-positive Patientin muss über Stunden (während einer Geburt) in voller Schutzkleidung betreut werden. Nach etwa vier Stunden müssen sich die Hebammen für eine Pause ablösen, weil das Arbeiten unter den Schutzanzügen enorm anstrengend ist. Vier Stunden sind ohnehin schon eine extrem lange Zeitspanne, sehen arbeitsmedizinische Empfehlungen doch eine längere Maskenpause bereits nach 75 Minuten vor. Auch der logistische Aufwand ist nicht zu vernachlässigen, etwa die Frage, welche Patientin in welches Zimmer gebracht oder wo isoliert werden kann oder auch wo Tests gemacht werden können.

Landesweite Strategie gefordert

AK-Vizepräsidentin Elfriede Schober fordert ein sofortiges Handeln der Landesregierung: „Mehr Zeit für die Hebammenarbeit ist eine Grundvoraussetzung für die Sicherung der Gesundheit von schwangeren und gebärenden Frauen, ihren Babys und den Hebammen. Dass Hebammen ihren Beruf eigenverantwortlich ausüben können, ist begrüßenswert, allerdings muss sich das auch in Berechnungsmodellen und Dienstpostenplanungen abbilden. Es braucht endlich gesetzlich verbindliche Personalberechnungsmethoden“, sagt sie.

Damit die oberösterreichischen Krankenhäuser auch in Zukunft ihren Versorgungsauftrag wahrnehmen können und die Gesundheitsberufe, darunter jener der Hebamme, attraktiv bleiben, brauche es eine landesweite Strategiegruppe, die schnell Lösungen erarbeitet. Die AK fordert eine rasche Personalaufstockung bei den Hebammen um mindestens 20 Prozent, krisenfeste Personalpläne, die auch Pandemiezeiten standhalten, die Neubewertung der Arbeit in der Nacht und am Wochenende, eine Ausbildungsinitiative und Erhöhung der Kapazitäten in der Ausbildung, damit mehr Hebammen gewonnen werden, und die Sicherstellung der Finanzierung durch das Land OÖ.


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