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„Ist eine Mama selber nicht zu 100 Prozent belastbar, schafft sie das nicht“

Nora Heindl, 11.09.2021 12:05

LINZ. Für belastete Eltern ist es nicht leicht, alleine gut für ihr Kind zu sorgen. Die Schatzkiste, eine neue Einrichtung des Diakonie Zentrums Spattstraße, bietet ihnen Entlastung und Begleitung, damit Kinder bei ihren Eltern bleiben können. „Das Konzept ist meines Wissens nach in Österreich einzigartig“, betont Leiterin Daniela Rögner.

 (Foto: Onjira Leibe/Shutterstock.com)
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Die Schatzkiste richtet sich an Eltern, die intensive Unterstützung bei der Betreuung ihrer Kleinkinder benötigen, sei es aufgrund ihrer Lebensgeschichte, der aktuellen Lebenssituation und/oder Krankheit. „Das kann eine psychische Erkankung sein aber auch eine Suchterkrankung. Manchmal stammt die Belastung aber auch daher, dass die Mutter selbst eine schwierige Kindheit ohne Zuneigung hatte. Denn man kann nur das weitergeben, was man selbst mit auf den Weg bekommen hat“, erklärt Daniela Rögner, Leiterin der Schatzkiste.

Elterliche Fähigkeiten erlernen

Die Zuweisung in die Schatzkiste erfolgt über das Jugendamt. Die Teilnahme am Programm ist verpflichtend, meist sind es die Mütter, die zugegen sind. Gestartet wird von Montag bis Freitag mit einem gemeinsamen Frühstück für Eltern und Kinder, gefolgt von einer gemeinsamen Spielzeit. Einmal pro Woche gibt es zudem eine Müttergruppe und eine Einzelvideo-Betreuung.

„Wir versuchen ihnen beizubringen, wie man mit kleinen Kindern umgeht, dass sie etwa einen geregelten Alltag brauchen. Oft sind es auch ganz banale Dinge. Menschen mit kognitiven Einschränkungen haben etwa Schwierigkeiten beim Zubereiten eines Fläschchens oder beim Wickeln. Oder dass ein kleines Kind sich halt nur ausdrücken kann, indem es schreit, ohne es böse zu meinen. Es gibt viele Dinge, die Eltern normalerweise ganz intuitiv lernen. Aber gerade wenn die Belastungen sehr hoch sind, leiden auch die intuitiven elterlichen Fähigkeiten. Die versuchen wir ihnen in der Schatzkiste beizubringen“, so die Leiterin.

Entlastung für die Eltern

Für Rögner entscheidend ist aber auch die Zeit, in der die Kinder ohne Eltern in der Schatzkiste betreut werden. „Wir versuchen mit diesem Angebot, die Belastung für die Eltern zu reduzieren. Eine psychisch kranke Mama weiß vielleicht genau, was ihr Baby braucht, aber den ganzen Tag durchzuhalten, ist für sie extrem anstrengend, gerade in der Anfangszeit. Ist eine Mama selber nicht zu 100 Prozent belastbar, schafft sie das nicht. In den Stunden, in denen wir die Betreuung der Kleinen übernehmen, können sich die Mamas ausrasten oder den Haushalt machen“, erklärt Rögner.

Diese Zeit wird auch genutzt, um den Kindern selbst, in Ergänzung zur Familie, ein vertrauensvolles zweites Zuhause zu geben. „Sie erfahren bei uns ein Umfeld, in dem sie sich sicher und wohl fühlen können“, so die Leiterin.


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