Rotes Kreuz bietet Outdoor-Kurse an
OÖ. Nicht zuletzt seit der Corona-Pandemie verbringen viele Oberösterreicher ihre Freizeit in der Natur. Doch ein Ausrutscher ist schnell passiert. Die Erfahrung der Rettungskräfte zeigt, dass die Wenigsten im Falle eines Unfalls gut vorbereitet sind. Mit speziellen Outdoor-Kursen will das Rote Kreuz OÖ Wanderern, Mountainbikern und Co ein Rüstzeug in Sachen Erster Hilfe mitgeben.
Rund 80 Prozent der Unfälle passieren im eigenen Umfeld oder in der Freizeit. Knapp die Hälfte der Österreicher war schon ein- oder mehrmals in der Situation, Erste Hilfe leisten zu müssen. Besonders schlimm kann die Situation beim Wandern und Bergsteigen ausgehen. Laut Kuratorium für alpine Sicherheit verletzten sich im Vorjahr 465 Menschen in Oberösterreichs Bergen, 37 von ihnen überlebten den Unfall nicht. Richtig geleistete Erste Hilfe kann entscheidend sein.
„In unseren normalen Erste-Hilfe-Kursen bilden wir die Teilnehmer in 16 Stunden dafür aus, dass sie im Falle eines Unfalls maximal 15 Minuten, das ist die längste Zeit, die wir mit dem Rettungsdienst zum Verletzten brauchen, überdauern können. Outdoor kann es aber schon mal mehrere Stunden dauern, bis die Bergrettung eintrifft. Die muss der Ersthelfer dann mit Hausverstand, einfachen Hilfsmitteln und entsprechenden Kompetenzen überbrücken. Das ist schon eine relativ große Herausforderung, die im Outdoor-Kurs zusätzlich zu den normalen Grundfertigkeiten der Ersten Hilfe vermittelt wird“, erklärt Lehrsanitäter Roman Herndl.
Ebenfalls am Programm stehen generell die richtige Ausrüstung für Outdoor, aber auch was in einer Rucksackapotheke keinesfalls fehlen darf. Auch die Kommunikation ist ein Thema. „In den Bergen funktioniert das Handy meist nicht. Wir legen deshalb auch einen Schwerpunkt darauf, wie man ohne Handy Hilfe holen kann.“
Die Outdoor-Kurse heißen aber nicht nur so, sondern sie finden auch tatsächlich outdoor statt. Auf Wanderstrecken und Forststraßen arbeiten die Teilnehmer unter realen Bedingungen acht Stunden lang mögliche Unfallszenarien ab. Eine Anmeldung ist online bzw. telefonisch bei der jeweiligen Rotkreuz-Bezirksstelle erforderlich. Ein vorangegangener Erste-Hilfe-Kurs wird nicht vorausgesetzt.
Erste Hilfe muss selbstverständlich werden
„Mehr als zwei Drittel aller Unfälle, darunter auch schwere, passieren im familiären Umfeld bzw. im Freizeitbereich. Es ist also auch zum Schutz der Familienmitglieder Erste-Hilfe leisten zu können“, betont Präsident Walter Aichinger.
Noch immer sterben Menschen, weil Hilfe oft zu spät einsetzt. Bei einem Atem-Kreislaufstillstand verschlechtert sich die Überlebensrate pro Minute um ein Zehntel. In Österreich überleben diesen Notfall außerhalb von Spitälern nur 10 bis 20 Prozent. In verschiedenen skandinavischen Ländern sorgt das rasche Eingreifen von Ersthelfern für eine Überlebensrate von etwa 40 bis 70 Prozent.
Erste Hilfe zu leisten rettet Leben und muss daher selbstverständlich werden. Obwohl immer mehr Menschen professionell helfen wollen, sind viele im Ernstfall überfordert. Oft fehlt ihnen einfach der Mut, anzupacken und vielleicht ein Leben zu retten. Laut einer Befragung des OÖ. Roten Kreuzes ängstigen sich zwei von drei Personen davor, im Ernstfall Erste Hilfe leisten zu müssen. „Zumeist liegt das Zögern in der Angst begründet, Fehler zu machen“, weiß Aichinger. „Ein Erste-Hilfe-Kurs nimmt die Angst und gibt Sicherheit.“ Nichts zu tun ist das Einzige, was Menschen im Notfall falsch machen können.
Etwa alle vier Jahre sollte jeder sein Erste-Hilfe-Wissen auffrischen. „Bei genau der Hälfte der Oberösterreicher liegt der letzte Erste-Hilfe-Kurs zehn Jahre und mehr zurück. Das wirkt sich auf die Fähigkeit aus, rasch und richtig helfen zu können“, zitiert Aichinger aus einer Erhebung des OÖ. Roten Kreuzes.
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