LINZ. Dass die Arbeit von Ordnungscoaches weit über den vollgestopften Kleiderkasten hinausgeht, zeigt Lisa Brandstätter. Die Linzerin steht mit leidenschaftlicher Hingabe älteren Menschen zur Seite, die ins Altenheim oder Betreute Wohnen übersiedeln.
„Die Familien sehen sich beim Ausmisten und Minimieren meist nicht raus. Zudem sind sie oft recht ungeduldig mit den älteren Menschen, so von wegen, das ist eh alles alt und das brauchst eh nimmer. Da ist es hilfreich, nach externer Unterstützung zu fragen“, weiß die 44-Jährige.
Ungenutztes Wissen
Die damit verbundenen Reisen in die Vergangenheit sind zur Passion von Lisa Brandstätter geworden. „Ich finde es einfach sehr wertvoll, das Wissen älterer Menschen anzapfen zu können. Wir machen das viel zu selten, dass wir die Älteren um Rat fragen, wie sie denn das machen würden, was ihre Erfahrung ist. Sie wiederum schätzen es sehr, noch gebraucht zu werden“, so Brandstätter.
Die Linzerin erzählt auch gerne von sich selbst. „Ich hab ja zum Glück noch zwei Omas und einen Opa, die alle über 90 sind. Das hilft mir natürlich, um ins Gespräch zu kommen. Auch sind die Älteren zum Teil sehr überrascht, dass die Jungen, unter Anführungszeichen, heutzutage noch vier Kinder haben“, lacht die 44-Jährige: „Wenn mir dann eine Dame gegenüber sitzt, die selber viele Kinder gehabt und dann noch am Bauernhof mitgeholfen hat, dann frag’ ich natürlich, wie sie das alles geschafft hat. Denn ich finde das schon bewundernswert.“ Auch wie Frauen sich damals ihr Wissen angeeignet haben, obwohl sie ja nicht so eine Ausbildung haben machen dürfen und von ihren Männern eher unterdrückt wurden. „Es war damals keine Seltenheit, dass Frauen nichts zu sagen hatten, meine Oma durfte auch keinen Führerschein machen.“
Wertschätzender Umgang
Der Linzerin geht es darum, den Menschen Wertschätzung entgegen zu bringen, Interesse zu zeigen und ihnen zuzuhören. „Ich wiederum werfe nichts weg, was jemand noch behalten möchte, aber erkläre auch, dass eine Veränderung her muss, weil im Altenheim oder im Betreuten Wohnen meist weniger Platz ist. Das verstehen die meisten auch.“
Da gibt es die Dinge, die man mitnehmen kann. Besonders beliebt seien eingerahmte Bilder, Tischdeckerl, Teppiche und Porzellan. Von Gegenständen, die etwa zu groß sind zum Mitnehmen, aber einen besonderen Wert für die Person haben, macht sie ein Foto, etwa von Kuckucksuhren, und später ein Fotobuch. „Das kommt immer sehr gut an. So können sie das Foto immer anschauen.“ Auch das Herschenken habe einen besonderen Stellenwert. „Für die Kriegsgeneration sind alle Sachen kostbar. Umso wichtiger ist es ihnen, dass ihre Sachen noch für jemand anderen eine Bedeutung haben können. Ich erzähle dann von meinen Kindern, die gerade nur mehr auf Flohmärkten shoppen, weil Vintage wieder voll modern ist.“
Die Mischung macht’s
Auch wenn die Arbeit mit älteren Menschen ihre Passion geworden ist, achtet Lisa Brandstätter auf eine gute Mischung in ihrem Berufsalltag. „Manchmal merke ich einfach, dass ich nicht reden will, sondern einfach nur Gewand zusammenlegen. Deshalb drück ich mir dazwischen gern ein paar Kleiderkästen rein“, lacht die 44-Jährige. Aber auch wenn die Arbeit mit älteren Menschen zum Teil emotional sehr fordernd sei, „gehören sie viel mehr gewürdigt. Wir haben ihnen schließlich auch viel zu verdanken.“
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