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Mit Rad und Tretroller zur Schule: worauf Eltern achten sollten (Update: 08.09.2022)

Anna Fessler, 06.09.2022 14:35

OÖ/LINZ. Mit dem Schulbeginn steigt auch wieder die Zahl der Verkehrsteilnehmer. Besonders vulnerabel sind die vielen Schulkinder, die ab Mitte September täglich ihren Schulweg antreten. Der ÖAMTC fordert daher alle Verkehrsteilnehmer zur besonderen Vorsicht auf und informiert, wie man Kinder optimal auf das Fahren mit Rad oder Roller vorbereitet.

Besondere Situationen wie das Fahren am Fußweg, das Queren von Kreuzungen, Ampelsituationen und das Achten auf andere Verkehrsteilnehmer verlangen besonders von Tafelklasslern eine sehr hohe Aufmerksamkeit und Konzentration. (Foto: ÖAMTC)

In den vergangenen fünf Jahren waren in Oberösterreich 90 Kinder als Fahrrad-, E-Bike- oder Tretroller-Fahrer an einem Unfall auf dem Schulweg beteiligt. Mehrheitlich waren es 10- bis 14-Jährige, die mit dem Rad zur Schule fuhren und dabei verunfallten. “Jeder Unfall ist einer zu viel. Alle Verkehrsteilnehmer sind hier gefordert, besonders aufmerksam zu sein und durch ein vorausschauendes Fahrverhalten ein etwaiges Fehlverhalten von Kindern ausgleichen“, appelliert der ÖAMTC Landesdirektor Harald Großauer.

Schwere Schultaschen entrümpeln

Meistens seien andere Verkehrsteilnehmer in diese Unfälle verwickelt, es gäbe aber auch viele Alleinunfälle. Gerade die Kombination aus schwerer Schultasche und Tretroller fahren sei bedenklich, da die Schultaschen die Instabilität erhöhen. Großauer rät daher, Schultaschen zu „entrümpeln“. Tretroller-Modelle mit größeren, luftgefüllten Reifen erhöhen die Stabilität beim Fahren.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Bei Kleintretrollern ist zu beachten, dass es sich im rechtlichen Sinn um ein „Spielzeug“ handelt und nicht um ein Fahrzeug. Tretroller dürfen also nur am Gehsteig, in der Fußgängerzone oder auf Wohn- und Spielstraßen verwendet werden, nicht jedoch auf der Fahrbahn. Ab 8 Jahren dürfen Kinder mit dem Tretroller alleine auf den genannten Wegen fahren. Mit dem Fahrrad dürfen Kinder ab 12 Jahren alleine auf Radwegen oder der Fahrbahn fahren, mit Radfahrausweis bereits ab der 4. Schulstufe. ÖAMTC Verkehrssicherheitsexpertin Marion Seidenberger weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass dies lediglich ein Vorschlag sei. Viel wichtiger sei es, die Fähigkeiten des Kindes einzuschätzen und anhand dessen zu entscheiden, ob das Kind schon bereit sei, alleine mit Roller oder Rad zur Schule zu fahren.

Kein sicheres Fahren auf Knopfdruck

Das plötzlich gute und sichere Fahren im Straßenverkehr genau zum Schulbeginn gäbe es nicht auf Knopfdruck. Eine lange praktische Übungszeit bei einem Start im Alter zwischen drei und fünf Jahren in geschützter Umgebung sei daher empfehlenswert. Erst bei entsprechender Erfahrung und Reife des Kindes sollte das Training unter elterlicher Begleitung auf die Straße verlegt und der konkrete Schulweg geübt werden. Trotz guter Begleitung, Sicherheitsausstattung und Anleitung von Eltern könne ein Sturz mit dem Tretroller nicht immer vermieden werden, vor allem in der Phase, wenn die Kleinen das Gerät erst kennenlernen. „Das gehört zum Lernprozess dazu und zeigt nicht die Ungeschicktheit des Kindes, sondern bedeutet einen Erfahrungsgewinn im Handling und in der Selbständigkeit“, so die Expertin. 

Geschützte Übungsräume

Eingezäunte Park- und Freizeitflächen, Höfe und Privatgrundstücke, Wohn- oder Spielstraßen sowie ruhigere Sportflächen würden sich anfangs als geschützte Übungsräume eignen. Idealerweise wären auch Herausforderungen wie Bergabfahren, verschiedene Untergründe oder Kurven und Hindernisse geboten. Auch die Rücksichtnahme auf andere Personen sollte gleich zu Beginn geübt werden. Das Fahren würden Kinder meist rasch erlernen, auch die Freude, etwas „selbst zu können“, sei groß. „Die nötige Sicherheits- und Risikoeinschätzung ist bei jungen Tretrollerfahrern durch die mangelnde Reife aber kaum vorhanden“, sagt Seidenberger.

Schulweg üben

Fahrten im „echten Straßenverkehr“ unter Aufsicht von Erwachsenen ermöglichen einen sicheren Umgang mit dem Gerät, damit das Kind für den Schulweg gut vorbereitet ist. „Besondere Situationen wie das Fahren am Fußweg, das Queren von Kreuzungen, Ampelsituationen und das Achten auf andere Verkehrsteilnehmer verlangen besonders von Tafelklasslern eine sehr hohe Aufmerksamkeit und Konzentration“, erläutert die Verkehrspsychologin. Daher gilt es den konkreten Schulweg per Roller, begleitet von einem geduldigen Elternteil, vorab gut zu üben. Eltern sollten den Weg gemeinsam mit ihren Sprösslingen oftmals zu Schulbeginn-ähnlichen Zeiten abfahren und auf Besonderheiten hinweisen, damit die Strecke dann zu Schulbeginn vom Kind alleine absolviert werden kann. Auch für Öffi-Nutzer sei dies sinnvoll: ÖAMTC-Landesdirektor Harald Großauer empfiehlt, Situationen wie einen verpassten Schulbus vorab durchzuspielen, damit das Kind in einem solchen Fall nicht in Panik gerate.

Sichtbar und mit Helm

Eine gesetzliche Helmpflicht gibt es für Kinder bis zwölf Jahre, wenn sie selbst Rad fahren oder wenn sie auf einem Fahrrad oder in einem Fahrradanhänger mitgenommen werden. Auch beim Fahren mit dem Roller ist ein Helm empfohlen. Immer wieder sollte überprüft werden, ob dieser gut sitzt und anliegt und ob die Größe noch passt. Auch beim anfänglichen Üben mache es Sinn, die Kinder an den Helm zu gewöhnen. Die Sichtbarkeit ist ebenso wichtig, gerade im Herbst wird der Schulweg oft bei schlechten Sichtverhältnissen angetreten: „Gut sichtbare, helle Kleidung und Reflektoren helfen anderen, Kinder zu sehen, besonders bei Nebel, Dunkelheit oder Dämmerung. An allen Stützpunkten des ÖAMTC gibt es in Kooperation mit dem Land OÖ kostenlose Klackbänder“, sagt Großauer.

Weitere Tipps für einen sicheren Schulweg, sowohl für Eltern als auch Kinder, sind in der Schulweg-Broschüre des Mobilitätsclubs zu finden.

Sprechtag mit Vizebürgermeister Hajart

Mobilitätsrefertent Vizebürgermeister Martin Hajart lädt am Mittwoch, 21. September, von 16 bis 18 Uhr zum Sprechtag „Sicherer Schulweg“ in die Bärenstube (Herrenstraße 7) ein, bei dem Eltern auf Gefahrensituationen am Schulweg aufmerksam machen können. Anmeldungen sind an team@linzervolkspartei.at erbeten, inklusive der Information, welche Schule und welche Straße betroffen ist.


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