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Zusammenhalt unterstützt ein Altern in vertrauter Umgebung

Online Redaktion, 05.10.2025 20:20

OÖ. Oberösterreich steht vor großen Herausforderungen. Die Bevölkerung altert rasant und die Zahl pflegebedürftiger Menschen steigt stark an. Bereits heute zeigt sich, dass die bisherigen Strukturen wie Pflegeheime und mobile Dienste in Zukunft allein nicht ausreichen werden, um allen Bedürfnissen im Alter gerecht zu werden. Es braucht Initiativen und Zusammenhalt in der Gesellschaft.

Ein Miteinander der Generationen sorgt für mehr Lebensqualität im Alter und bereichert das Leben der helfenden Menschen. (Foto: Abobe Stock / Halfpoint)

Das Land Oberösterreich hat mit der Strategie „Betreuungsarchitektur 2040“ einen Prozess gestartet, der nach neuen Wegen für mehr Lebensqualität im Alter sucht. Neben häuslicher Pflege und neueren Wohnformen wie dem Seniorenwohnen oder dem „Vitalen Wohnen“ rückt dabei ein Gedanke ins Zentrum, der so alt ist wie das menschliche Zusammenleben selbst: die „sorgende Gemeinschaft“. Sozial-Landesrat Christian Dörfel (ÖVP) sieht diese Säule als entscheidenden Baustein. Denn nur, wenn Nachbarschaften, Ehrenamt, Vereine und soziale Netzwerke stärker ineinandergreifen, können ältere Menschen ihren Lebensabend länger in vertrauter Umgebung verbringen und ihre Lebensqualität möglichst lange erhalten.

Ein Dorf fürs Alter

Das afrikanische Sprichwort „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“ lässt sich auch aufs Altern übertragen: Altern gelingt dort am besten, wo Menschen füreinander Verantwortung übernehmen und wo sich Generationen gegenseitig unterstützen. Betreuung sollte nicht nur institutionelle Aufgabe, sondern auch gesellschaftliche Kultur sein. Hier setzen bereits zahlreiche Initiativen in Oberösterreich an und zeigen, wie eine „sorgende Gemeinschaft“ in der Praxis wirken kann.

Generationen miteinander

Ein Beispiel aus der Praxis ist das Projekt „Generation miteinander“ im Freiwilligenzentrum in Peuerbach-Steegen im Bezirk Grieskirchen. Entstanden aus dem Zukunftsprozess „Agenda.Zukunft“ des Landes Oberösterreich vereint es unterschiedliche, generationsübergreifende Angebote wie Fahrdienste, Einkaufs- und Besuchsdienste, Unterstützung bei digitalen Fragen, gemeinsame Kochabende und Seniorentreffs. Zwei Teilzeitkräfte organisieren mit rund 70 Ehrenamtlichen die Aktivitäten für mehr als 300 Nutzer pro Monat. Finanziert wird dieses Projekt durch Gemeinde, Sponsoren und EU-Förderungen.

Zeit schenken

Ein weiteres Projekt verdeutlicht, wie aus dem Einsatz von Gemeindebürgern ein Netz der Fürsorge entstehen kann, das den sozialen Zusammenhalt fördert: In Kirchberg-Thening im Bezirk Linz-Land besuchen Freiwillige bei „KUM – Kümmern um’s Miteinander“ die Senioren regelmäßig und hören zu, nehmen Anteil und schenken Zeit. Ebenso gibt es ein monatliches Café-Treffen sowie den Plan, künftig einen Fahrdienst aufzubauen. 26 Ehrenamtliche tragen dieses Angebot, unterstützt von Gemeinde und Rotem Kreuz.

Niederschwelliges Angebot

In Wartberg ob der Aist im Bezirk Freistadt zeigt sich, wie mit minimalen Mitteln große Wirkung erzielt werden kann. Beim gemeinsamen Mittagstisch treffen sich einmal im Monat rund 20 ältere Menschen im örtlichen Gasthaus. Das Angebot ist bewusst niederschwellig, kostenfrei und unkompliziert. Ziel ist es, Einsamkeit vorzubeugen, soziale Kontakte zu stärken und älteren Menschen zu zeigen, dass sie in der Mitte der Gesellschaft willkommen sind.

Thema Demenzfreundlichkeit

Ein weiterer Ansatz ist das Projekt „Vergiss mein nicht“, das in sieben Gemeinden des Traunviertler Alpenvorlands ein Netzwerk für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen aufbaut. Ehrenamtliche Demenztrainer, Schulungen und Kooperationen mit Fachorganisationen schaffen Bewusstsein, Unterstützung und Teilhabe. Finanziert durch LEADER-Mittel und Eigenbeiträge der Gemeinden, macht dieses Projekt Demenzfreundlichkeit zu einem zentralen Bestandteil des Alltags.

Vorbildfunktion und Ideengeber für Gemeinden

Die angeführten Beispiele zeigen, dass die Zukunft der Pflege nicht allein von großen Institutionen abhängen muss, sondern dort entsteht, wo Menschen füreinander Verantwortung übernehmen, wo Nachbarschaften lebendig bleiben und wo Ehrenamt und professionelle Dienste Hand in Hand arbeiten. Sie sind Vorbilder und dienen als Anregung für weitere Initiativen, um ein Altern in Verbundenheit zu ermöglichen, anstelle von Isolation und Traurigkeit. Das freiwillige Engagement schafft nicht nur Unterstützung für ältere Menschen, sondern auch Sinn für jene, die ihre Zeit schenken. Helfende erleben in Dankbarkeit und persönlicher Nähe, dass ihr Einsatz unmittelbar etwas bewirkt. Dieses Gefühl der Wirksamkeit stärkt das Selbstbewusstsein und macht soziale Verantwortung hautnah erlebbar. So wird das Geben selbst zu einer Quelle von Sinn und gemeinschaftlicher Stärke.


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