LINZ. Vor elf Jahren wurde von der SPÖ erstmals die Planung für eine zweite Straßenbahnachse in Linz präsentiert. Die Umsetzung sollte in sechs bis sieben Jahren erfolgen. Überraschenderweise erteilt Bürgermeister Klaus Luger dem ehemaligen „Wahlkampf-Schlager“ jetzt eine beinharte Absage. Statt der Straßenbahn sollen Elektro-Busse eingesetzt werden. Kritik und Vorwürfe hagelt es von ÖVP und Grüne.
Bürgermeister Klaus Luger bestätigte, dass ein Schienenstrang „in den nächsten zehn Jahren nicht zur Verfügung stehen“ würde. Anstatt dessen sollen Elektro-Busse auf der Trasse der geplanten 2. Straßenbahnachse fahren. Klubobmann Martin Hajart fordert Luger angesichts dieser Ankündigungen nun auf, die Karten auf den Tisch zu legen: „Wir brauchen den Öffis-Ausbau wie einen Bissen Brot! Soll sich der Beitrag der Stadt Linz anstatt der 2. Straßenbahnachse nun allein auf die Elektro-Busse beschränken? Wie kommt Luger auf zehn Jahre ohne zur Verfügung stehenden Schienenstrang?“
„Marode Stadtfinanzen“
„Die Linzer SPÖ hat stets auf eine unterirdische und somit sehr teure Trassenführung bestanden. Dabei war die Finanzierung stets das große Fragezeichen. Nun ist über ein Jahrzehnt vergangen, ohne dass man einen Millimeter weitergekommen ist,“ übt ÖVP-Klubobmann Hajart Kritik und führt aus: “Schuld sind die maroden Stadtfinanzen, die eine Finanzierung der 2. Straßenbahn-Achse zunichtemachen,“ so Hajart. „Wir haben die SPÖ immer davor gewarnt, dass wenn man die städtische Schuldenlast nicht in den Griff bekommt, letzten Endes wichtige Infrastrukturprojekte darunter leiden werden.“
Weder Zug noch Straßenbahn im Osten
„Geredet worden ist viel, dennoch fahren bis heute weder Straßenbahn noch Zug durch den Osten unserer Stadt. Es darf nicht noch mehr Zeit auf der Strecke bleiben. Stadt und Land müssen sich endlich auf ein Projekt einigen und schleunigst mit dem Bau des so dringend benötigten Öffi-Angebotes beginnen“, fordert Klaus Grininger, Mobilitäts- und Bezirkssprecher der Grünen Linz. Die bestehende Straßenbahnachse in der Stadt ist mehr als ausgelastet, eine Schienenanbindung des Linzer Ostens ist nach wie vor nicht auf Schiene.
Keine Lösung in Sicht
„Mit dem neuerlichen hin und her, ob die 2. Straßenbahnachse realisiert werden soll, die Mühlkreisbahn als Regionalstraßenbahn zum Zug kommt, oder beide Verkehrsmittel umgesetzt werden, ist eines klar: Es wird mindestens noch zehn Jahre dauern, bis die ersten Fahrgäste in eine Bim oder einen Zug auf der geplanten Trasse einsteigen können, während gleichzeitig Tausend Millionen Euro in Autobahnschneisen mitten durch die Stadt vergraben werden. Zusätzlich soll eine weitere Milliarde für eine Ostautobahnschneise aus dem Fenster geworfen werden. Das ist völlig absurd“, betont Grininger die Notwendigkeit einer raschen Einigung und Umsetzung eines Projektes. Schließlich leben rund 40.000 Linzer in diesem Einzugsgebiet. Dazu kommen weitere 40.000 Menschen, die in diesem Teil der Stadt arbeiten und mangels attraktiver Öffi-Verbindung täglich nach Linz stauen müssen.
Elektro-Busse keine Lösung
Der Vorschlag des Bürgermeisters, auf der Strecke des künftigen Schienenstranges vorübergehend Elektro-Busse einzusetzen, kann kein Ersatz für eine zusätzliche Schienenachse sein. „Wir begrüßen jede Beschleunigungsmaßnahme. Wenn es so leicht wäre, dem Busverkehr entlang der Trasse Vorrang einzuräumen, wäre das schon längst geschehen“, zeigt Grininger auf. Tatsache ist, dass die Busse genauso im Stau stehen, wie der Autoverkehr. Das zeigt sich zu Stoßzeiten auch an den Verspätungen der Buslinien, die bereits jetzt durch die Gruberstraße fahren. Somit wird sich ein Umsteigeeffekt in Grenzen halten.
SPÖ fühlt sich missverstanden
Aus der Linzer SPÖ-Zentrale kommt die Nachricht, dass man sich fehlinterpretiert fühle. Völlig missverständlich werden jüngste Aussagen des Linzer Bürgermeisters zur 2. Schienenachse durch Linz interpretiert: „Natürlich gibt es kein Abrücken der Linzer SPÖ und des Bürgermeisters von diesem notwendigen Zukunftsprojekt. Die jahrelange Hinhaltetaktik der ÖVP lässt uns nur langsam den Glauben verlieren, ob diese wichtige Verkehrslösung jemals realisiert werden kann“, erklärt heute der Fraktionsvorsitzende der Linzer SPÖ, Gemeinderat Stefan Giegler.
„Schulterschluss der Linzer Parteien“
„Ich erwarte mir von der Linzer und der Landes-ÖVP umgehend das gleiche Bekenntnis wie jenes des Linzer Bürgermeisters, nämlich dass öffentlichen Verkehrsprojekten absolute Priorität vor neuen Straßenprojekten, wie etwa der Ostumfahrung, eingeräumt wird. Ich erwarte mir einen Schulterschluss der Linzer Parteien, dass wir gemeinsam das Land auffordern, endlich den Weg freizumachen und die Umsetzung der zweiten Schienenachse durch Linz zügig zu realisieren. Und ich erwarte mir von Landeshauptmann Stelzer, dass er dem Verkehrsreferenten jene Sondermittel zur Verfügung stellt, die für diese Realisierung notwendig sind, mit einem Finanzierungsschlüssel, wie er auch für das Straßenbahnprojekt in Gmunden gewährt wurde. Denn wenn das Land für eine KTM-Museumsförderung Sondermittel freimachen kann, dann wird das wohl auch für eine so zukunftsorientierte Verkehrslösung wie die zweite Straßenbahnachse durch Linz möglich sein“, schließt Giegler.
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26.08.2019 09:39
Schienenlos
Hier bitte das ist die Lösung!! https://youtu.be/RnGyaPgrGKQ