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Frauen gründen später, aber nachhaltiger

Nora Heindl, 06.03.2020 15:05

LINZ. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Unternehmensgründungen wurde bei einer aktuellen IMAS-Studie im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen beleuchtet. Fakt ist, der Trend zur Selbständigkeit in Österreich ist keinesfalls einem Geschlecht zuzuschreiben, denn es gründen beinahe gleichviele Frauen wie Männer ein Unternehmen. Charakteristisch für Gründerinnen ist aber, dass sie später, weniger riskant, dafür aber auch ertragreicher gründen und die Unternehmen längeren Bestand haben.  

V.l.: Karin Kiedler (Leiterin Marktforschung der Erste Bank Oesterreich), Etienne Koo (Mitgründerin und GF „Show my Size“) und Stefanie Christina Huber (Vorstandsvorsitzende Sparkasse OÖ) (Foto: Sparkasse OÖ)

„Wir sind überzeugt davon, dass Vielfalt ein zentraler Erfolgsfaktor ist, der sowohl in der Sparkasse Oberösterreich erkennbar ist, als auch ein großes Thema in der Zukunft unserer Gesellschaft darstellt. Es ist daher erfreulich, dass der Frauenanteil bei Unternehmensgründungen in Österreich aktuell 45 Prozent ausmacht“, erklärt Stefanie Christina Huber, Vorstandsvorsitzende Sparkasse OÖ. Insgesamt gab es 2019 in Österreich 32.286 Neugründungen. Das Durschnittalter bei den Frauen lag dabei bei 41 Jahren, bei den Männern bei 36 Jahren.

Auch Start-ups werden weiblicher. Insgesamt wurden 2.200 Start-ups seit 2008 in Österreich gegründet. Lag die Anzahl der weiblichen Start-up-Gründungen 2018 noch bei zwölf Prozent, stieg sie 2019 bereits auf 18 Prozent. Dementsprechend findet sich in jedem dritten Start-up eine Frau im Gründungsteam.

Familie vs. höherer Verdienst

Die größten geschlechtsspezifischen Unterschiede bestehen bei den Gründungsmotiven. 23 Prozent der Gründerinnen in Österreich streben eine höhere Flexibilität an, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können, für nur 13 Prozent der Männer war dies bei der Gründung ausschlaggebend. Ein Großteil der Männer (45 Prozent) legt ihren Fokus auf höheren Verdienst und Selbstbestimmung, so war das nur für 31 Prozent der Unternehmerinnen eine Ursache für die Gründung.

Auch in Bezug auf den Anlass der Unternehmensgründungen zeigen sich Unterschiede: 45 Prozent der männlichen Befragten geben an, dass sie aufgrund einer prekären Arbeitssituation, wie Kündigung oder Konkurs des Arbeitgebers, ein Unternehmen gründeten, für nur 31 Prozent der Frauen war dies das Motiv für die Selbständigkeit.

„Die Studie zeigt, dass das Thema Familie vorherrschend noch bei den Frauen angesiedelt ist, denn sie denken bei der Unternehmensgründung die familiären Faktoren – neben Selbstbestimmung und höherem Verdienst - gleich mit“, erklärt Karin Kiedler, Leiterin der Marktforschung der Erste Bank.

Unterschiede in der Finanzierung

Laut der Umfrage geben etwa halb (16 Prozent) so viele Frauen wie Männer (35 Prozent) an, in Zukunft für die Unternehmensgründung eine Finanzierung zu benötigen. Meist auch deshalb, weil sie kleinere Unternehmen gründen. Männer tendieren eher dazu mit einer mutigeren Einstellung in die Selbständigkeit zu gehen und planen gleich mehr Finanzierungsvolumen ein.

„Aus unseren Erfahrungen in der Gründerbetreuung ist ersichtlich, dass letztendlich 29 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen eine Finanzierung in Anspruch nehmen. Daran ist erkennbar, dass es beim Thema Finanzierung im Endeffekt kaum einen geschlechtsspezifischen Unterschied gibt“, so Huber.

Ein deutlicher Unterschied ist bei der Finanzierungshöhe erkennbar. Frauen finanzieren durchschnittlich ein Volumen von knapp 30.000 Euro, während es beim männlichen Pendant 53.000 Euro sind. Dieser Unterschied resultiert zum Großteil aus den verschiedenen Branchenschwerpunkten der Geschlechter. Die Sparte Gewerbe und Handel wird deutlich stärker von Frauen abgedeckt, Männer sind überwiegend im kostenintensiven IT-Sektor aktiv.


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