AK OÖ: Es wird Zeit, den arbeitenden Menschen jene Wertschätzung zukommen zu lassen, die sie verdienen"
LINZ. Massiven Belastungen waren viele Arbeitnehmer während der Corona-Krise ausgesetzt. Durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit ist das Einkommen auch der Linzer gesunken. AK OÖ-Präsident Johann Kalliauer fordert nun eine Honorierung der Leistung, die über „inszenierten Applaus“ hinausgeht.
Mehr als drei Viertel der Frauen und 81 Prozent der Männer aus dem Arbeitsmarkt-bezirk Linz (inklusive Urfahr-Umgebung) sind erwerbstätig. Im Jahresdurchschnitt 2019 waren gut 126.700 Menschen aus den beiden Bezirken unselbständig beschäftigt. Das sind um 1,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Damit wies Linz im Vorjahr das dritthöchste Beschäftigungswachstum in Oberösterreich auf. Zwischen 2008 und 2019 hat die Beschäftigung insgesamt um gut ein Neuntel zugenommen. 2019 leisteten die Linzer Arbeitnehmer nach AK-Berechnungen rund 148 Millionen Arbeitsstunden, davon waren sechs Million Überstunden. Mit knapp 16 Prozent der Erwerbstätigen ist die Warenherstellung die größte Branche in der Landeshauptstadt, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen, das mit rund 75 Prozent den höchsten Frauenanteil aufweist. Im Handel ist mehr als ein Zehntel der Beschäftigten tätig. Von der Corona-Krise wurden die Linzer Arbeitnehmer hart getroffen.
Fast 70.000 Beschäftigte in Kurzarbeit
Am ersten Höhepunkt der Krise im Frühjahr 2020 haben etwa 4.000 Betriebe für mehr als 68.000 Beschäftigte Kurzarbeit beim AMS beantragt. Ende August waren immer noch 26.500 Beschäftigte in Kurzarbeit. Zudem haben auch in Linz viele Arbeitnehmer ihren Job verloren: Bis Ende April ist die Zahl der Arbeitslosen auf 14.391 hinaufgeschnellt, das sind um rund 75 Prozent mehr als im April 2019. Hinter Steyr ist das der zweitniedrigste Anstieg im Bezirksvergleich.
Geringeres Einkommen für die Linzer
In der Statistik schlägt sich das jedoch nicht nieder. Im ersten Halbjahr 2020 verdienten die in Linz beschäftigten Arbeitnehmer rund 2.630 Euro brutto im Monat, und somit etwa 100 Euro mehr als im Landesdurchschnitt. Das entspricht knapp 1.850 Euro netto (14 Mal im Jahr). Im Bezirksvergleich liegt die Landeshauptstadt insgesamt damit auf Rang 3, betrachtet man Frauen und Männer getrennt, so liegt Linz jeweils auf Platz 2. „Der Einkommensverlust durch die Kurzarbeit wird durch diese Statistik verschleiert, weil hier die ungekürzte Sozialversicherungsbemessungsgrundlage in die Berechnung eingeht“, zeigt die AK auf. Tatsächlich haben die Betroffenen durch die Kurzarbeit zwischen zehn und 20 Prozent ihres Einkommens eingebüßt. Beim Medianeinkommen in Linz macht das bis zu 370 Euro im Monat aus.
Wertschätzung und faire Entlohnung
„Die vergangenen Monate haben mehr denn je gezeigt, dass auf die Beschäftigten Verlass ist. Sie halten unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft seit Ausbruch der Corona-Krise am Laufen. Ohne die mobilen, flexiblen, produktiven, innovativen Beschäftigten würden die Unternehmen die Corona-Krise nicht überstehen. Mit Geduld, Improvisationsfähigkeit und Fleiß waren und sind sie trotz der vielen, massiven und ständig wechselnden Belastungen und Einschränkungen im Einsatz“, so der AK OÖ-Präsident Johann Kalliauer. Für diese Loyalität und ihr Engagement haben sich die Beschäftigten Wertschätzung verdient. Aber die Realität sehe vielfach anders aus: „Zahlreiche Unternehmen haben sich bei Ausbruch der Krise sofort von ihren Mitarbeitern getrennt, haben sie bestenfalls mit Wiedereinstellungszusagen auf eine bessere Zukunft vertröstet. Viele als Helden der Krise gelobte Beschäftigte warten immer noch darauf, dass ihr Einsatz (samt Erkrankungsrisiko) honoriert wird. Das gilt beispielsweise für die Beschäftigten im Gesundheitsbereich, die bei steigenden Infektionszahlen besonders gefordert sind, wenn die Zahl der Hospitalisierungen deutlich wächst“, kritisiert Kalliauer. „Dafür haben sie mehr verdient als einen inszenierten Applaus“, fordert der AK OÖ-Präsident unter anderem faire Lohnerhöhungen und die Umsetzung des „Corona-Tausender“
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