"Demenz muss bei der Einstufung des Pflegegeldes endlich realistisch bewertet werden"
OÖ. Immer mehr Menschen werden in den nächsten Jahren an Demenz erkranken, und das wird unsere Gesellschaft zunehmend fordern. Das Land OÖ hat daher in einer Demenzstrategie Maßnahmen festgelegt, welche die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen verbessern soll. So wurde in der heutigen Sitzung des Unterausschusses Pflege eine parteiübergreifende Bundesresolution mit dem Ziel einer besseren Berücksichtigung von dementiellen Erkrankungen bei der Pflegegeldeinstufung vereinbart.
„In einem parteiübergreifend formulierten Appell fordern wir die Bundesregierung auf, das Thema Demenzbetreuung zu einem wesentlichen Kapitel der derzeit in Ausarbeitung befindlichen Pflegereform zu machen“, berichtet OÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer aus dem heutigen Ausschuss. „Angesichts der stark steigenden Fallzahlen entwickelt sich Demenz zu einer immer größeren Herausforderung im Sozial- und Pflegebereich. Das prognostizierte schnelle Ansteigen der Zahl an Demenzkranken bringt insbesondere stationäre und mobile Betreuungseinrichtungen unter Druck“, zeigt Hattmannsdorfer auf.
„Es braucht daher auch eine Festlegung auf eine bundesweite Demenzstrategie. Es geht dabei nicht nur um die Frage von grundsätzlichen Zielsetzungen, sondern vor allem darum, welche konkreten Maßnahmen ausgerollt und welche Schwerpunkte gesetzt werden. Hierzu muss vor allem die Finanzierung sichergestellt werden“, erwartet sich Hattmannsdorfer und ergänzt: „Das gilt in der Pflege grundsätzlich und für den Schwerpunkt Demenz ganz besonders.“
Stärkere Berücksichtigung bei der Einstufung des Pflegegeldes
„Darüber hinaus wurde ein Konsens erzielt, mit einem Antrag im OÖ Landtag die Bundesregierung offiziell zu beauftragen, Demenz bei der Einstufung des Pflegegeldes stärker zu berücksichtigen“, kündigt Hattmannsdorfer an. „Demenz muss bei der Einstufung des Pflegegelds endlich realistisch bewertet werden. Aktuell berücksichtigt das Pflegegeld bei der Feststellung des Pflegebedarfes eine erschwerte Pflegesituation durch Demenz mit einem Zuschlag in Höhe von 25 Stunden pro Monat. Das ist insbesondere in Fällen weiter vorangeschrittener Demenz bei weitem nicht ausreichend“, betont Hattmannsdorfer.
„Konkret erwarte ich mir, dass Personen mit Demenz in jedem Fall um eine Stufe höher bewertet werden. Das hat mehrere Vorteile: In der Betreuung zu Hause werden Demenzerkrankte finanziell bessergestellt und im stationären Bereich kann mehr Personal zur Verfügung gestellt werden“, sagt Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ).
Das Sozialressort des Landes OÖ forciert schon jetzt durch Anschubfinanzierung Tageszentren mit speziellen Demenzangeboten. Für pflegende Angehörige gibt es seit heuer erstmals einen Urlaubszuschuss und ab Jänner 2021 wird zusätzlich die Kurzzeitpflege in einem Alten- und Pflegeheim finanzielle gefördert. Seitens des Sozialressorts ist für das Jahr 2021 ebenfalls eine Förderung innovativer Projekte im Pflegebereich geplant. Dabei wird ein Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung von Angeboten im Demenzbereich gelegt.
Elf spezialisierte Demenzservicestellen
„Für Betroffene und Angehörige ist eine Demenzerkrankung sehr herausfordernd. Wir stellen daher gezielte Hilfe und Beratung zur Seite, um für Betroffene und Angehörige ein qualitätsvolles Leben zu ermöglichen“, betont Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer.
Das zweijährige Pilotprojekt „Integrierte Versorgung Demenz“ wurde gemeinsam mit der ÖGK in den Regelbetrieb übernommen und schrittweise auf ganz Oberösterreich ausgeweitet. Damit stehen in Oberösterreich in Summe elf spezialisierte Demenzservicestellen für die Beratung und Unterstützung für Betroffene und Angehörigen im häuslichen Umfeld zur Verfügung. Ein weiterer Schwerpunkt der Integrierten Versorgung Demenz bilden demenzspezifische Leistungsangebote in den oberösterreichischen Alten- und Pflegeheimen.
„Mir ist es besonders wichtig, Menschen mit Demenz so lange wie möglich ein qualitätsvolles Leben in der Mitte der Gesellschaft zu ermöglichen. Die Ausrollung der Demenzberatungsstellen und die Integrierte Versorgung Demenz in den Pilotaltenheimen waren wichtige Schritte, um den Betroffenen und ihren Angehörigen bestmögliche Unterstützung anzubieten. In den elf Demenzberatungsstellen beantworten Expertinnen und Experten in einem verständnisvollen Umfeld Fragen zur aktuellen Situation. Pflegende Angehörige werden im Umgang mit den Erkrankten geschult. Durch ein gezieltes, an den Krankheitsverlauf angepasstes Training verzögert sich der Krankheitsverlauf“, so Gerstorfer.
Fortschreitende und unheilbare Krankheit
Als Demenz bezeichnet die Medizin verschiedene Krankheitsbilder, die durch fortschreitende Schädigung und Zerstörung von Nervenzellen im Gehirn entstehen. Störungen der Hirnfunktionen, die Gedächtnis, Sprache, Orientierung, Auffassung oder Urteilsvermögen betreffen, sind die Folge. Die häufigste Form ist Alzheimer. Demenz ist immer eine fortschreitende und unheilbare Krankheit.
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