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OÖ Wirtschaft präsentiert Vorschläge für geplante Technische Universität

Jürgen Affenzeller, 15.01.2021 12:46

LINZ/OÖ. Praxis- und wirtschaftsnah, weltoffen und interdisziplinär soll sie sein, die geplante Technische Universität (TU) für Digitalisierung in Oberösterreich, die 2024 starten soll. Die detailliertenWünsche der Wirtschaft präsentierten Vertreter der Wirtschaftskammer Oberösterreich am Freitag. Auch jüngste Universitätsgründungen in anderen Ländern wurden dabei genau unter die Lupe genommen.

Dir-Stv. Gerald Silberhumer (Foto: WKOÖ)
photo_library Dir-Stv. Gerald Silberhumer (Foto: WKOÖ)

„Die Wirtschaft steht voll zu dem Projekt der neuen Universität und unterstützt sie tatkräftig“, so Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer OÖ, die die Vorschläge zur Ausgestaltung der Universität gemeinsam mit Stephan Kubinger und Martin Bergsmann von der Sparte Industrie sowie mit Dir-Stv. Gerald Silberhumer präsentierte.

Praxis- und wirtschaftsnah, weltoffen und interdisziplinär

Die Einrichtung der neuen Technischen Universität biete die Chance, von Grund auf Neues zu schaffen. „Die TU soll nach internationalen Maßstäben praxis- und wirtschaftsnah sein, weltoffen und interdisziplinär denken, stark lösungsorientiert sein und auch immer die Umsetzung von Projekten in Unternehmensgründungen im Auge haben“, fasst Präsidentin Hummer zusammen.

„Aber auch durch ihre besondere Lage und die einzigartige technische Ausstattung soll sie sich international unterscheidbar machen und so sowohl für Studenten als auch für Professoren attraktiv sein.“

Marke mit internationaler Strahlkraft

Für Stephan Kubinger, Obmann-Stv. der Sparte Industrie, muss die Universität den Anspruch einer Exzellenz-Universität erfüllen. Er fordert eine enge Zusammenarbeit mit Leitbetrieben, international renommierte Professoren und Forscher sowie zusätzliche Budgetmittel. „Gerade für Oberösterreich als Industriebundesland ist dies ein großer Erfolg und ein wichtiger Schritt für die nachhaltige Absicherung des Wirtschaftsstandorts“, ist Kubinger erfreut. Die Universität müsse auch für etwas anderes stehen als andere Technische Universitäten. Nur so werde sie zu einer erfolgreichen Marke und zu einer Einrichtung mit internationaler Strahlkraft. Das Land braucht „Leading Engineers“ Die klassischen Ingenieurs- und Materialwissenschaften sind für die oö. Industrie von enormer Bedeutung.

„Daher müssen diese weiter gestärkt und ausgebaut werden und durch die neue TU mit digitaler Transformation und Kommunikation verbunden eine völlig neue, zukunftsorientierte Ausbildung von technisch versierten Führungskräften bringen“, fordert Martin Bergsmann, Technologiesprecher der Sparte Industrie. Die TU muss „Leading Engineers“ und damit einen neuen Typ von Technikern ausbilden, die in die Betriebe gehen, führen und den Innovationsprozess neu gestalten.

Internationale Analyse: Von den Besten lernen

„Für unsere Vorschläge haben wir über die WKO-Außenwirtschaftsorganisation Universitätsneugründungen in Europa, Asien und den USA analysiert und daraus sowie aus Gesprächen mit Universitätsvertretern unsere Vorschläge formuliert“, so Gerald Silberhumer, Direktor-Stv. der WKO Oberösterreich. Untersucht wurden in der Studie Universitätsgründungen in China, Deutschland, Finnland, Schweiz, Singapur, USA und im Vereinigten Königreich. „Für uns als Wirtschaftskammer ist die Entscheidung zur Gründung einer neuen Technischen Universität das Ergebnis einer jahrzehntelangen Oberösterreichs zu einem Hotspot der Innovation mit starkem Fokus auf die digitale Zukunft.“

Die Vorschläge im Einzelnen:

  1. Ausbildung eines neuen Absolvententypus, des ganzheitlich denkenden „Soziotechnikers“.
  2. Die Absolventen denken interdisziplinär, praktisch, lösungsorientiert und sind international geprägt. Als Generalisten besitzen sie die Fähigkeit, reale und komplexe Problemstellungen besser und umfassender zu lösen als fachdisziplinär ausgebildete Spezialisten.
  3. Das Konzept der neuen Universität ist demnach das einer interdisziplinären Universität für Transformation und Wandel, was digitale und auch ökologische Themen betrifft. 3. Die Ausbildung erfolgt durch einen neuen Typus des Professors: lebensnah, lösungsorientiert und international
  4. Die Ausbildung erfolgt durch neue Lernmethoden, z. B. in Form von praktischen Problemlösungen in Projekten – blended learning in „global classes“. Weiters soll es während des Studiums verpflichtende Praktika in Betrieben geben.
  5. Die neue Universität verfügt über einmalige Angebote, die sie von anderen Universitäten unterscheidbar machen, so z. B. • besondere technische Geräte, die einzigartige Forschung erlauben, • eine besondere Lage, etwa an der Donau mit Badestrand, • eine besondere Vernetzung mit Fächern, die für mathematisch orientierte Techniker anziehend sind, bspw. mit der Kunstuniversität oder der Anton- Bruckner-Universität Linz, am 15. Jänner 2021 Seite 4 Technische Universität Medienservice
  6. Die neue Universität erhält eine Gründungsbegleitung durch eine internationale Top-Universität, auf deren Lehrkörper und Netzwerk sie zurückgreifen kann. Ein Anreiz für ein solches „Mentoring“ kann für die Top-Universität ein Fußfassen in Mitteleuropa sein. Das wäre für ostasiatische Universitäten reizvoll.
  7. An der neuen Universität erfolgt Forschung systematisch in Zusammenarbeit mit Betrieben.
  8. Spin-Off-Gründungen sind ein gezieltes und systematisches Resultat von Lehre und Forschung 

Die wichtigsten Erkenntnisse jüngerer Universitätsgründungen

  • In Deutschland wurden diverse Neugründungen, darunter insbesondere die TU Nürnberg untersucht. Auffallend ist bei unseren Nachbarn ein starker Praxisbezug der Lehre und der Lehrenden bis hin zu „dualen Studiengängen“. Die neuen Einrichtungen setzen auf digitales und „blended learning“, also die Kombination von unterschiedlichen Methoden und Medien sowie auf die Arbeit in „global classes“.
  • In der Schweiz wurden die ETH Zürich und die ETH Lausanne näher unter die Lupe genommen. Bemerkenswert dabei ist die konsequente Qualitätssicherung. So wurde die staatliche Akkreditierung erst vergeben, nachdem ein Studiengang ausgebildet war. Die beiden Eidgenössischen Hochschulen sind eng und systematisch mit der Wirtschaft vernetzt, insbesondere gibt es eine systematische Unterstützung von Spin-Off Gründungen. Diese Technischen Hochschulen sind übrigens selbst „Spin-Offs“, sie waren ursprünglich technische Fakultäten der Hauptuniversität. Linz, am 15. Jänner 2021  
  • Die Tampere University in Finnland ist ein Gegenmodell zur Schweiz: Hier wurden bestehende Spezial-Universitäten zu einer Gesamt-Universität fusioniert, um interdisziplinär und integrativ arbeiten zu können.  
  • Die Singapore University of Technology and Design (SUTD) zeigte den komplexesten Ansatz, der sämtliche Ideen in sich vereint:
  1. Gegründet und aufgebaut gemeinsam mit einer international führenden Universität – dem MIT (Cambridge, USA) –, um von dessen Ruhm und Methoden zu profitieren,
  2. interdisziplinäre Forschung und Lehre mit fächerübergreifenden Schwerpunkten in Kultur, Design und Entrepreneurship,
  3. „duales Lernen“: systematische Vernetzung mit der Praxis (mehrmonatige Praktika im Rahmen des Studiums),
  4. Betrieb gemeinsamer Forschungslabore mit Betrieben,
  5. Spin-Off-Gründungen
  • China: Die Shanghai Tech University hat im Rahmen der technischen Ausbildung einen starken Fokus auf Allgemeinbildung (Geistes- und Naturwissenschaften). Eine weitere Besonderheit ist, dass sie gemeinsame Forschungslabore mit Unternehmen betreibt.  
  • Die „Cornell Tech“ in den USA setzt auf interdisziplinäre Forschung und Lehre, offene Kommunikationsstruktur und projektorientiertes Arbeiten an Gegenwartsfragen – bis hin zu konkreter Produktentwicklung im Unterricht.

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