Politik für junge Leute: Schüler luden zur Podiumsdiskussion
LINZ. Von hitzigen Diskussionen bis zu herzhaftem Lachen: Bei der Podiumsdiskussion der Parteien blieb kaum ein Thema unbehandelt. Über 400 Jugendliche waren dafür in der JKU und 1000 weitere waren über Livestream dabei, um sich ein genaueres Bild über die kandidierenden Parteien für die Landtagswahl zu machen.
Politische Aufklärung für Jugendliche: Dieses Ziel setzte sich die OÖ Landesschülervertretung und veranstaltete am Donnerstag, 10 Tage vor der Wahl, gemeinsam mit ÖH und JKU eine Podiumsdiskussion. Auf der Bühne lieferten sich Christine Haberlander (ÖVP), Günther Steinkellner (FPÖ), Birgit Gerstorfer (SPÖ), Stefan Kaineder (die Grünen), und Felix Eypeltauer (Neos) das eine oder andere Wortgefecht. Im Saal war das Interesse der Jugendlichen spürbar: Nach den Statements gab es meist Applaus – manchmal tosend, manchmal verhalten – und oft wurde auch gelacht.
Wie sieht eine Ideale Schule aus?
Nach einer kurzen Vorstellrunde ging es zu Bildungsthematiken: erfragt wurde erst, wie die Spitzenkandidaten eine „ideale Schule“ definieren. Erste richtige Diskussionen entstanden beim Thema Homeschooling und Präsenzunterricht, denn nach kurzer Zeit drifteten die Kandidatinnen in eine Corona-, beziehungsweise eine Impf-Debatte ab. Abgerundet wurde die erste Diskussionsrunde mit der Frage nach Studiengebühren und der Einschränkung des Studienzugangs.
Krisensituationen: Corona, Klima und Afghanistan
Unter dem Überbegriff „Krisensituationen“ wurden drei aktuelle Krisen zusammengefasst: Welcher Weg führt aus der Corona-Krise? Wie gehen wir mit der Klima-Krise um? Folgt mit den aktuellen Geschehnissen in Afghanistan eine weitere „Flüchtlingskrise“? Die Diskussionen zeigten, dass mit den unterschiedlichen Zugängen zu Krisen oft deutliche Trennlinien zwischen den Einstellungen der Parteien gezogen werden können.
Das perfekte Österreich: Ansichtssache
Als besonders aufschlussreich stellte sich auch die letzte inhaltliche Diskussion heraus, in denen die Fragen auf parteispezifische Charakteristika abzielten. Wie sieht ein perfektes Österreich aus? Für Stefan Kaineder von Grünen ist das „eine moderne Gesellschaft, die als erste der Welt gezeigt hat, wie Klimaneutralität funktioniert. In der wir respektvoll miteinander umgehen und sich jeder – egal welche Herkunft, Religion oder Hautfarbe man hat – entfalten kann. In der wir saubere Luft, günstige Öffis und Arbeitsplätze mit Zukunft haben.“
Birgit Gerstorfer von der SPÖ definiert ihr perfektes Österreich als „Land mit freiem Zugang zu Bildung – von der Kinderbetreuung bis zum zweiten Bildungsweg. Wo alle Arbeit haben, Menschen in der Arbeitslosigkeit nicht ausgegegrenzt werden, wo Senioren sich auf Pflege verlassen können und Frauen gleichbehandelt werden. Der Klimaschutz muss über alle gesellschaftlichen Bereiche mitgedacht werden um die Zukunft zu sichern.“
„In diesem idealen Österreich lebe ich auch“, sagt Christine Haberlander (ÖVP) und ergänzt: „Ein Österreich, wo es keinen Unterschied macht, wo ich wohne und welchen sozialen Hintergrund meine Eltern haben. Mit einer Gesundheitsversorgung, die es ermöglicht, dass man bei einem Problem optimal medizinisch begleitet wird und die auch die Prävention in den Mittelpunkt stellt. Wo wir tolerant mit verschiedenen Meinungen umgehen, gemeinsame Nenner finden und diese konsequent für das Wohl der Mitmenschen umsetzen.“
Günther Steinkellner (FPÖ) wählte einen philosophischen Zugang: „Ein perfektes Österreich gibt es nicht, weil der Mensch nicht perfekt ist – und das ist gut so. Wir arbeiten dafür, dass meine Enkelkinder, die noch nicht auf der Welt sind, die gleiche Heimat vorfinden, dass sich Leistung lohnt, dass in Sicherheit gelebt wird und man überall spazieren gehen kann, ohne dass man sich fürchten muss. Dass man in Frieden leben kann und das Glücksgefühl teilen kann – das wäre für mich halbwegs perfekt. „
Abschließend definierte Felix Eypeltauer (Neos) sein perfektes Österreich: „Ich träume von einer freien Chancengesellschaft, in der die Talente von jedem blühen können, in der uns nicht interessiert wo du herkommst, sondern wo du hinwillst. Ein perfektes Österreich ist in den „Vereinigten Staaten von Europa“ eingebettet, weil wir nur miteinander den „European Way of Life“ erhalten können. Ein Österreich, in dem es Innovation gibt, und das Klimaschutz zum Exportschlager gemacht hat, gerade für die Länder, die keinen verzichtbaren Wohlstand haben. Und ein Land, in dem Politik ein Eizerl ehrlicher, mutiger und konkreter ist.“
Kurzweilig und informativ
Die zwei Stunden vergingen wie im Flug, die Rededauer der Politiker war bei jeder Frage auf wenige Minuten begrenzt und die Moderatorin Magdalena Stefely sorgte stets dafür, dass sich niemand in langwierigem Geschwafel verlor. Besonders kurzweilig war eine Fragerunde, in der die Politiker auf verschiedene Begriffe, die von den Schülern selbst per Handy übermittelt wurden, mit Emojis reagieren mussten und ihre Antwort mit nur einem Satz begründen durften. Vor und nach der Diskussion wurde eine Onlineumfrage durchgeführt: Rund 30% der Jugendlichen waren vor der Veranstaltung unentschlossen, welche Partei sie wählen sollen, haben aber im Laufe des Vormittags entschieden, wem sie am 26. September ihre Stimme geben. Die gesamte Diskussion kann online auf dem Youtube-Kanal der OÖ Landesschülervertretung nachgesehen werden.
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