Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Integrationsexperte untersuchte Predigten in drei Linzer Moscheen

Jürgen Affenzeller, 22.09.2021 16:23

LINZ. Im Auftrag der beiden Gemeinderäte Olga Lackner und Lorenz Potocnik untersuchte der Wiener Historiker Heiko Heinisch Linzer Moscheen und dort abgehaltene Predigten, um möglichen radikalen Strömungen auf die Spur zu kommen.

In Linz existieren 12 Moscheevereine, von denen die Hälfte aus der türkischen Community heraus gegründet wurde. Damit betreiben türkische Vereine mit Abstand die meisten Moscheen in Linz. (Foto: Symbolbild: Volker Weihbold)

Das Ergebnis in Kurzform: Die Predigten sind von Männern dominiert, meist in türkischer Sprache und weisen kaum Österreich-Bezug auf. Heiko Heinisch: „Die untersuchten Moscheen zeichnen sich in ihren Predigten zudem nicht durch Bemühungen zur Integration ihrer Mitglieder aus, im Gegenteil. Die Zuhörer wurden auf die religiöse Eigengruppe eingeschworen, während sie gleichzeitig von der sie umgebenden Gesellschaft entfremdet werden. In den Predigten herrscht eine Geisteshaltung vor, die die Integration in die Gesellschaft aktiv zu behindern versucht.“

Zudem sei laut Potocnik das enge Naheverhältnis der Linzer SPÖ zu extremen und extremistischen türkischen Vereinen problematisch. Lorenz Potocnik sieht darin „ein jahrzehntelang eingespieltes Gegengeschäft: Förderungen gegen ein paar tausend mögliche Wählerstimmen.“

Drei Vereine für Studie ausgesucht

In Linz existieren 12 Moscheevereine, von denen die Hälfte aus der türkischen Community heraus gegründet wurde. Damit betreiben türkische Vereine mit Abstand die meisten Moscheen in Linz.

Heiko Heinisch wählte drei türkische Vereine aus, je einen aus einem der drei relevanten großen türkischen Verbände: die Türkische Föderation (Avusturya Türk Federasyon (ATF), die den Grauen Wölfen, einer faschistischen türkischen Organisation nahestehen; die Austria Linz Islamische Föderation (Avusturya Linz İslam Federasyonu (ALIF), dem österreichischen Ableger der islamistischen türkischen Milli Görüş Bewegung; und die ATIB Union (Türkisch-Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich), die mit der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet verbunden ist.

In diesen Vereinen wurden jeweils drei Freitagspredigten aufgezeichnet, anschließend transkribiert und übersetzt.

Potocnik: „Leichtes Spiel für umstrittene türkisch-islamische Vereine“

Die beiden Linzer Gemeinderäte Olga Lackner und Lorenz Potocnik gaben die Studie in Auftrag. Sie betonen: „Aufgrund des Naheverhältnisses der Linzer SPÖ zu extremistischen, nationalistischen und reaktionären türkischen Vereinen gibt es seitens der Stadt wenig Nachdruck, genauer hinzuschauen, Integration einzufordern und islamistische Strömungen zu unterbinden. Unter dem Deckmantel des interreligiösen Dialogs hat der politische Islam in Linz leichtes Spiel, das beweist die vorliegende Studie“, so Lorenz Potocnik.

Klare Förder-Kriterien gefordert

Die diversen Vereine wurden jährlich mit sechsstelligen Summen von der Stadt Linz gefördert, ohne dass man integrative Gegenleistungen einfordert. Die Vereine werden nicht genauer beobachtet oder geprüft. Potocnik fordert hier klare Regeln ein: „Dabei muss es um das überprüfbare Einhalten von Kriterien wie etwa pro-demokratisch, positive Einstellung zur Pluralität der Gesellschaft, keine Abwertungshaltungen gegenüber ethnischen, religiösen oder sexuellen Minderheiten, Arbeit für Gleichberechtigung der Geschlechter gehen. Die Erfüllung einzelner Kriterien könnten in einem Punktekatalog erfasst werden. Anhand der erreichten Punkte werden Förderwürdigkeit und mögliche Zusammenarbeit bestimmt. Vereine müssten eine bestimmte Punktzahl erreichen, um in den Genuss von Fördermitteln zu kommen, um städtische Räume anmieten zu können oder um etwa Vertreter in den Migrations- und Integrationsbeirat zu entsenden.“


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden