Andreas Stangl: „Ich möchte den Erfolgsweg der AK OÖ weitergehen“
OÖ. Andreas Stangl wurde Ende November mit großer Mehrheit zum neuen Präsidenten der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich gewählt. Im Tips Talk spricht der langjährige Gewerkschafter über seine Schwerpunkte, die Bedeutung der Sozialpartnerschaft und wovon er aus seiner Tätigkeit als Kommunalpolitiker profitieren kann.
Tips: Sie treten in große Fußstapfen Ihres Vorgängers, der 18 Jahre lang an der Spitze der AK OÖ stand. Was nehmen Sie jedenfalls von Johann Kalliauer mit?
Andreas Stangl: Hans Kalliauer hat mich vor 27 Jahren in die Gewerkschaft gebracht. Und seit dieser Zeit habe ich mit ihm zusammengearbeitet in unterschiedlichen Funktionen. Wenn du die letzten neun Jahre in der AK Vorsitzender der größten Fraktion bist, Vorstandsmitglied und im Präsidium sitzt, dann bist du immer Teil des Teams. Es wird da keinen großen Bruch geben. Ich bin froh, auf ihn nachfolgen zu dürfen und möchte den Erfolgsweg der AK OÖ weitergehen.
Tips: Welche Schwerpunkte wollen Sie als AK-Präsident setzen?
Stangl: Wir hatten im November 464 Lehrstellensuchende im Land. Ich verstehe nicht, dass man über Arbeitskräftemangel jammern kann, aber Lehrstellensuchende wie ein Naturgesetz in OÖ liegen lässt. Wir haben mit meiner Wahl in der Vollversammlung auch das Budget für nächstes Jahr beschlossen. Wir nehmen fünf Millionen Euro in die Hand und wollen Jugendbeschäftigung schaffen.
Tips: Wäre das nicht eigentlich Aufgabe des AMS?
Stangl: Selbstverständlich, aber es kommt darauf an, wie man das angeht. Mir ist es ein Herzensanliegen und ich stehe klar dafür, alle Jugendlichen, die eine Lehre machen, auch in Beschäftigung zu bringen. Gemeinsam mit dem Land, mit der Wirtschaftskammer und der Industrie müssen da zukunftsorientierte Lösungen erarbeitet werden. Da müssen sich die Experten zusammensetzen und reden. Wenn das eine gesamte Kraftanstrengung der Sozialpartnerschaft und der Politik ist, können wir die weiße Fahne hissen.
Tips: Sie gelten als glühender Verfechter der Sozialpartnerschaft. Warum ist Ihnen diese so wichtig?
Stangl: Sozialpartnerschaft ist für mich eine Möglichkeit des Interessensausgleichs. Ich habe in meiner Laufbahn rund 150 Kollektivverträge ausverhandelt. Das hat schon einen Sinn, da ein Regelwerk auszugestalten, wer wieviel verdienen soll und maximal arbeiten darf, dass nicht ein Unternehmer, der am ärgsten ausbeutet, den Wettbewerb gewinnt.
Tips: Hat die Pandemie ihre Relevanz wieder aufleben lassen?
Stangl: Jetzt in der Krise – insbesondere bei der Kurzarbeit – ist man wieder draufgekommen, dass es schon gut ist, wenn man das schnell und gescheit macht. Da haben die Verantwortlichen dann schon gewusst, wen sie anrufen müssen und wer in der Lage ist, dafür zu sorgen, dass die Leute in Beschäftigung bleiben. Wir sind ja auch besser als etwa die Deutschen durch die Krise gekommen, weil wir dieses System gehabt haben.
Tips: Sie waren vor Ihrem Engagement in der AK auch in der Leondinger Stadtpolitik tätig. Was nehmen Sie aus dieser Tätigkeit für die jetzige Position mit?
Stangl: Neben einem riesigen Netzwerk aus der Kommunalpolitik – alleine im Städte- und Gemeindebund konnte ich viele Kontakte mit Bürgermeistern und Kommunalpolitikern knüpfen – auch die Beziehungen ins Land hinein. Aber auch, um außerhalb der Gewerkschaftswelt den Blickwinkel auf andere Themen zu erweitern. Das andere, was ich mitnehme, ist, dass es Leute gibt, denen es wirklich schlecht geht und die es sich nicht mehr selber richten können. Auf diese Leute muss ich schauen.
Tips: Die AK fordert rasche Verbesserungen für Pflegebeschäftigte – was kann man aus Ihrer Sicht ganz aktuell tun?
Stangl: Zunächst einmal den Corona-500er, der im Mai versprochen wurde, endlich auszahlen. Nur Danke zu sagen reicht nicht. Um eine Verbesserung zu erreichen, müssten die Pflege-Schulen voll sein. Es gibt viele, die in einen Sozialberuf gehen möchten, es sich aber nicht leisten können – für die Ausbildung teilweise sogar zahlen müssten. Wenn jemand umschulen kann und schon während der Ausbildung sozial- und pensionsversichert ist sowie mit einem Pflegehelfer-Gehalt entlohnt wird, wäre er dementsprechend abgesichert.
Tips: Mitarbeiter verlieren ihren Job, weil sie im Namen der Heime bei einer Demo aufgetreten sind und nicht als Privatperson. Kann die Arbeiterkammer auch in diesem Fall Schutz anbieten?
Stangl: Das ist natürlich ein arbeitsrechtliches Foul. Aber in jedem Fall ist eine genaue Klärung des Sachverhaltes notwendig, um festzustellen, ob eine Entlassung im Zuge der Dienstrechtsverletzung wirklich gerechtfertigt ist. Allen AK-Mitgliedern stehen aber die Türen bei uns offen, dass sie eine Beratung in Anspruch nehmen.
Tips: Die AK ist also für die Öffentlichkeit zugänglich?
Stangl: Ja wir sind für unsere Mitglieder voll da. Bei Anliegen, die ein persönliches Gespräch erfordern, sind aber Terminvereinbarungen ratsam, um den Andrang etwas zu entzerren.
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