"Da gehöre ich hin" – Christina Sterenborg sehnt sich nach Linz
LINZ. „Das ist so ein Gefühl, wenn ich über die Landstraße gehe oder mit dem Auto durch Linz fahre“, sagt Christina Sterenborg, Abteilungsleiterin für Wissen und Information der Deutschen Telekom, über Linz. Die gebürtige Linzerin arbeitet seit rund 20 Jahren bei der Deutschen Telekom.
Im Alter von 22 Jahren verschlug es Christina Sterenborg zum ersten Mal in die weite Welt. Sie war Dolmetscherin bei der Voest und sollte bei einer Baustelle in Schlobin (Russland) übersetzen. „Das war der erste tränenreiche Abschied und sehr emotional, weil ich eigentlich nicht wollte. Wenn man aber eine Sprache studiert, muss man einmal ins Ausland. Das war für mich eine tolle Option, mit der Voest auf diese Baustelle zu gehen.“ Sterenborg studierte Dolmetsch in Englisch und Russisch in Graz. An der JKU hat sie danach noch Sozialwissenschaften studiert. Schon der erste Auslandsaufenthalt hat sie geprägt: „Ich habe gelernt, mich in der Fremde zurechtzufinden und mit Menschen auszukommen, die ich vielleicht auch mal nicht mag.“
Hungrig nach mehr
Beim zweiten Auslandsaufenthalt verschlägt es Sterenborg nach Kiel: „Ich hab dort eine Buchhandlung geleitet. Hab aber fürchterliches Heimweh bekommen. Nach einem Jahr bin ich dann heulend wieder zurückgegangen. Das Erste, was ich gemacht habe, war, dass ich in die Berge gefahren bin.“ Schon die ersten beiden Aufenthalte im Ausland ließen die gebürtige Linzerin hungrig nach mehr werden. Wie es der Zufall so will, hat sie danach durch einen Urlaub in Alaska einen Studienplatz bekommen. Sterenborg studierte dort Telekommunikationsmanagement im Master. Mittlerweile lebt die 59-Jährige in Bad Honnef und ist Abteilungsleiterin bei der Deutschen Telekom in Bonn.
Abteilungsleiterin bei der Deutschen Telekom
Christina Sterenborg ist Abteilungsleiterin für insgesamt 30 Personen. „Ich habe zwei Teams: Das eine ist das Geschäftskundenredaktionsteam und das zweite sind die Businesspartner. Das sind sozusagen doppelte Rollen, also das ist ein Mensch, der hat zwei verschiedene Hüte auf. Der eine redigiert, schreibt die Inhalte und auf der anderen Seite versuchen wir auch, eine gute Schnittstelle zu internen Kunden anzubieten.“ Das Spannendste an ihrem derzeitigen Posten ist Folgendes: „Die Verbindung zwischen Mensch und Maschine. Ich versuche, den Menschen zu zeigen, wie wertvoll ihr Job wird durch die Veränderung. Außerdem finde ich es spannend, diesen Change mitzumachen und zu zeigen, dass wir ein neues IT-System haben, mit dem man was Neues machen kann.“
Digitalisierung bringt Veränderung
Bevor sie im Juli 2020 die Stelle als Abteilungsleiterin angenommen hatte, war Sterenborg 18 Jahre lang im internationalen Bereich bei der Deutschen Telekom tätig und hat ein Wissensmanagement-Tool aufgebaut mit Fokus auf künstlicher Intelligenz. Inwiefern sich Künstliche Intelligenz auf den Arbeitsmarkt auswirkt, sieht sie so: „Ich glaube, es wird einen Wechsel geben. Wir sind jetzt alle auf einmal so vorsichtig geworden und sagen, die neue technologische Entwicklung wird Jobs wegfallen lassen. Aber wenn man mal 200 Jahre zurückgeht und schaut, wieviele Jobs damals schon weggefallen sind. Es gibt hunderte Berufe, die in den letzten 200 Jahren ausgestorben sind und wo sich die Menschheit umorientiert hat. Ich glaube, dass es für jeden Menschen einen Platz gibt. Was komplexer ist, ist die Vielfalt der Jobs und zu verstehen, wo ist mein Platz, was kann ich gut, was sind meine Stärken als Mensch. Du brauchst ja die Vermittler, du brauchst die Menschen, die verstehen, was die Business-Seite braucht und wie kann ich das in meiner Maschine darstellen. Und diese Brückenbau-Funktion: Da brauchen wir in Zukunft ganz viele Menschen.“
Eine Sache, die sie bereut
In ihrem Leben bereut Christina Sterenborg nichts. Es sei gut, so wie es gekommen ist, sagt sie heute. Nur eine einzige Sache wäre dann doch. Sie hätte eine Stelle als Radiosprecherin beim ORF bekommen, die sie schlussendlich nicht angenommen hat: „Die Stelle war aber freiberuflich. Der ORF hat keine fixen Stellen gehabt damals. Im Landesverlag hatte ich diese fixe Stelle. Das war mir dann zu unsicher. Ich hab mich dann für die Stelle im Landesverlag entschieden.“ Warum genau sie das bereut, darüber sagt sie: „Weil mir viele sagen, dass ich gut sprechen kann in der Öffentlichkeit und Dinge rhetorisch gut verkaufen kann. Außerdem bin ich spontan, was das Sprechen betrifft. Dann denk ich mir: So ein Feedback hätte ich vielleicht damals gebraucht. Aber es ist auch so gut, wie es gekommen ist.“
Zurück in die Heimat
Auch wenn Sterenborg alle sechs Wochen nach Linz kommt, für sie steht fest: Sie will wieder zurück. „Das ist so ein Gefühl, wenn ich über die Landstraße gehe oder mit dem Auto durch Linz fahre oder am Südbahnhof einkaufen gehe“, sagt Sterenborg. „Wenn ich hier bin, dann weiß ich einfach: Da gehöre ich hin.“ Sie hat sich mittlerweile eine Wohnung in Linz gekauft und sucht hier nach einem Job. Nach der Matura der Tochter nächstes Jahr möchte sie dann schlussendlich wieder zurückkommen. „Irgendwann hat man auch genug.“
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