
LINZ. Die gemeinnützige Wohnungsgesellschaft GWG plant, zwei ihrer Objekte abzureißen und neu bauen zu lassen. Dass die Wohnanlagen in der Freistädterstraße und in der Waldeggstraße stattdessen nicht saniert werden, kann LinzPlus-Gemeinderat Lorenz Potocnik nicht nachvollziehen. Wie im Wimhölzel Hinterland sei jahrelang nur das Minimum an Sanierungen erfolgt.
Die GWG wird zwei ihrer Objekte abreißen lassen und neu bauen. Kritik an den geplanten Neubauten in der Freistädterstraße und der Waldeggstraße kam umgehend von LinzPlus-Gemeinderat Lorenz Potocnik. Er kann nicht nachvollziehen, warum die Wohnungen nicht saniert werden: „Es wurde nur – wieder einmal und offensichtlich – wenig gepflegt.“, sagt er. Die GWG-Geschäftsführer Nikolaus Stadler und Wolfgang Pfeil nehmen Stellung zu den Vorwürfen. „Wir haben die Sanierungsmöglichkeiten von einem unabhängigen Gutachter prüfen lassen“, sagen sie zu Tips. Die beiden Gutachten liegen der Redaktion vor.
„Zustandsnote: umfassende Erneuerungen erforderlich“
Im 52 Seiten umfassenden Bericht zur Waldeggstraße 13 und 15 wurde für das Objekt die Zustandsnote 4,5 auf einer Skala von 1 bis 5 vergeben, wobei 5 „abrruchreif und wertlos“ bedeuten würde. Im Bericht heißt es: „Die Verwertungsvariante einer Sanierung ist trotz Finanzierung mit Sanierungsförderung des Landes und mit GWG-Eigenmitteln nicht zielführend. Es ist sowohl die technische als auch die wirtschaftliche Nutzungsdauer bei weitem überschritten.“ Auch Anforderungen an den Brand- Schall- und Wärmeschutz seien nicht mehr gegeben. Ein Abbruch und Neubau wird hingegen als zielführend angesehen.
Sozialplan und Ausgleichszahlung an Mieter
Für die Freistädterstraße 13, 15, 17 und 19 kommt der Experte, Baumeister Harald Pfeifer, zum selben Schluss. Eine Revitalisierung komme hier nicht infrage, da in den 30er Jahren beim Bau des Objektes Baumaterialen verwendet wurden, die heute nicht mehr zugelassen sind. Gefahr für die Gesundheit der Mieter besteht aber keine. Sorge bereiten dürfte den derzeitigen Mietern eher ein anderer Umstand: Abbruch und Neubau werden eine Erhöhung der Mietpreise bedeuten. Aus diesem Grund wird im kommenden Gemeinderat, am 15. Dezember, ein Antrag auf die Genehmigung eines Sozialplans für die GWG-Wohnanlagen und auf die Gewährung einer Ausgleichszahlung an die Mieter in Höhe von insgesamt 360.000 Euro gestellt.
„Stadt Linz soll Kosten für die Umzüge und Mehrkosten bei neuen Mieten tragen“
Gemeinderat Potocnik meint dazu: „Insgesamt 75 billige Wohnungen in zwei großen Häusern in der Freistädterstraße und Waldeggstraße sollen vernichtet statt saniert werden. Und die Stadt Linz? Die soll bitte schön – hübsch verpackt als 'Sozialplan' - die Kosten für die Umzüge und Mehrkosten bei neuen Mieten tragen. 10 Jahre lang. Im Wert von 360.000 Euro“. Auch, dass die Mieter erst im Januar/Februar im Zuge einer Informationsveranstaltung umfassend informiert werden sollen lehnt er ab.
GWG: Sanierung würde ebenfalls zu höheren Mietkosten führen
Auch eine Sanierung der Objekte würde zu höheren Mietkosten führen, zudem wären steigende Heizkosten durch fehlende oder unzureichende Dämmung zu erwarten, meint die GWG-Geschäftsführung. Es gäbe bereits einen Leerstand in den Wohnanlagen, weil diese schwerer zu vermieten seien. In beiden Objekten ist kein Lift vorhanden, der Vorteil eines Neubaus sei auch die Verbesserungsmöglichkeit im Hinblick auf Barrierefreiheit. Insgesamt gibt die GWG 15 Millionen Euro jährlich für Sanierungen aus.
Mehr Anmeldungen bei der GWG als im Vorjahr
Die gemeinnützige Wohnungsgesellschaft der Stadt Linz verzeichnet einen Anstieg an Anmeldungen: dieses Jahr sind es um ein Drittel mehr als im vorigen Jahr. Die höchste Wohnungsnachfrage gibt es in Linz, hier besteht auch der größte Neubaubedarf. Mehr als die Hälfte der etwa 50.000 Wohnungssuchenden in Oberösterreich wollen in Linz wohnen. Als aktiv wohnungssuchend sind bei der GWG 4.168 Interessenten vorgemerkt. Die GWG investierte heuer 49 Millionen Euro in die Schaffung und Verbesserung von Wohnraum, nächstes Jahr werden es 44 Millionen Euro sein. Dass 2023 weniger investiert wird, erklärt die GWG mit den gestiegenen Baukosten.