Nach Wahl der Gründungspräsidentin: Zweifel an Zeitplan für Digital-Uni
LINZ. Die Wahl der Gründungspräsidentin für das Institute of Digital Sciences Austria (IDSA) zieht Kritik nach sich. Vor allem aber werden erneut Zweifel am straffen Zeitplan für die Eröffnung der Digital-Uni laut.
Von Beginn an zieht die Gründung der Digital-Uni Linz Kritik nach sich. Die Wahl der Gründungspräsidentin gestaltete sich ebenfalls nicht einfach: Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, legte im Jänner sein Mandat im Gründungskonvent zurück. Als Grund gab er die Befangenheit von mindestens einem Drittel der Mitglieder im Konvent bei der Wahl des Gründungspräsidenten an. Wilfried Eichlseder, der Rektor der Montanuniversität Leoben, wurde daraufhin als Mitglied nachnominiert.
Nun gelangte das Gründungskonvent zu einer Entscheidung: Die Wahl fiel auf die Grazer Informatikprofessorin Stefanie Lindstaedt, was durchaus für Überraschung sorgte. Die Industriellenvereinigung Oberösterreich kritisierte Anfang der Woche den Auswahlprozess des Gründungskonvents und stellte die Entscheidung in Frage.
„Irrational und inhaltlich nicht ausgereift“
Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) stört vielmehr der straffe Zeitplan für die Uni, die bereits im Herbst den Lehrbetrieb aufnehmen soll: „Der Plan, bereits im Herbst mit ersten Lehrangeboten zu starten, ist irrational und inhaltlich nicht ausgereift. Die aktuellen Inhalte bestehen nur aus Überschriften und Platzhalter. Ein realistisches Zeitmanagement ist jedoch unerlässlich, um die bestmögliche Qualität für die Studierenden sowie in weiterer Folge für den digitalen Wirtschaftsstandort Linz sicherzustellen“. Es brauche eine Einbindung von Experten und neue Zugänge, die derzeitige Planungsstruktur lasse noch „viel Luft nach oben“.
Über die Wahl der Gründungsrektorin sagte Luger: „Die Entscheidung der unabhängigen Jury ist selbstverständlich zu respektieren. Mit der designierten Gründungspräsidentin steht Linz als Innovations-Hotspot eine Expertin für digitale Prozesse und künstliche Intelligenz zur Hand, in deren Funktion es gilt, mit Fachwissen und Führungskompetenz verantwortungsvoll umzugehen.“.
SPOOE fordert Planungsenquete ein
Die SPÖ-Klubvorsitzende auf Landesebene, Sabine Engleitner-Neu, will in der morgigen Präsidialsitzung eine Planungsenquete einfordern. „Es müssen jetzt rasch alle relevanten Experten an einen Tisch geholt werden, um ungeklärte Fragen sowie Kritikpunkte zu klären. Die neue Digital-Uni kann zweifelsohne eine große Chance für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich sein. Umso wichtiger ist es, dass diese Jahrhundertchance nicht durch voreilige Schnellschüsse vertan wird.“, so Engleitner-Neu. Auch sie sieht den Zeitplan als unrealistisch und fordert daher, die geplante Eröffnung im Herbst zu verschieben.
Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) will am Termin festhalten, gemeinsam mit Wissenschaftslandesrat Markus Achleitner bot er Lindstaedt die volle Unterstützung an, „damit alle Vorhaben umgesetzt und der Zeitplan eingehalten werden kann.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden