
LINZ. Wie können sich Unternehmen die DIgitalisierung bestmöglich zum Vorteil machen? Eine neue Studie im Auftrag des Wirtschaftslandesressorts und der Arbeiterkammer OÖ hat Personalverantwortliche und Betriebsräte dazu befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass es viele Überschneidungen gibt, aber auch Herausforderungen für beide Gruppen. Vor allem soziale Fähigkeiten sind gefordert, damit digitale ARbeitsabläufe funktionieren.
Kommunikation ist das Schlüsselwort der Studienergebnisse, die das Market-Institut mit rund 300 Personalmanagern und Betriebsräten durchgeführt hat. Der Bereich ist durch digitalisierte Arbeitsabläufe und HomeOffice am stärksten verändert worden, es bedarf, auch auf Distanz Kontakt zu halten. Wertschätzung dabei steht sowohl für die Personalmanager als auch für die Betriebsräte an oberster Stelle, mit je über 70 Prozent Zustimmung in der Umfrage.
Soziale Bindung gefährdet
Nach der Coronakrise und teils monatelanger Fernarbeit, ist das technische Know How gegeben, die Hardware ist der Studie zufolge keine Hürde im Arbeitsablauf mehr. „Die Herausforderungen der Zukunft und der Handlungsbedarf, die sich daraus ergeben, äußern sich in der Befragung in eher soften Faktoren. So werden das Bewältigen der Informationsflut und die höheren Anforderungen an die soziale Kompetenz der Führungskräfte am häufigsten genannt“, verweist Wirtschafts-Landesrat Achleitner auf die zentralen Studienergebnisse. Die Arbeitnehmervertretung sieht soziale Werte wie Bindung zum Unternehmen, Teamgeist und Zusammenhalt unter den Kollegen durch die Digitalisierung gefährdet, da im Home Office der persönliche Kontakt ausbleibt.
Mehr Beteiligung für Arbeitnehmer
Für die Arbeiterkammer wegweisend ist das Ergebnis, dass die Mitarbeitenden sich stärker von der Digitalisierung beeinflusst fühlen als die Arbeitgebenden, und die Folgen veränderter Prozesse zu tragen haben. Weniger als die Hälfte der befragten Betriebsräte sehen eine Erleichterung der konkreten Arbeitstätigkeiten durch die Digitalisierung, unter den Personalverantwortlichen sind es mehr als zwei Drittel. Besonders in Dienstleistungsbranchen, in denen an und mit Menschen gearbeitet wird, stehen die Betriebsräte digitalisierten Arbeitsprozessen kritisch gegenüber, das berufliche Selbstverständnis der Arbeit am Menschen gehe verloren. „Neue digitale Techniken erfordern daher umso mehr eine überlegte und humane Gestaltung der Arbeitsprozesse bei starker Mitbestimmung der Beschäftigten“, so Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer OÖ.
Wert am Menschen bewahren
Die Weiterbildungsangebote müssten stärker auf Faktoren wie Selbstmanagement und digitale Kommunikation ausgelegt werden. Auch seitens der Arbeitnehmenden besteht dieser Wunsch: Programme, die auf individuellem Mentoring und persönlichen Schulungen beruhen, wurden als besonders erfolgreich eingestuft. Achtleitner betont, dass die Digitalisierung analoges Arbeiten nicht ersetzen könne, es ginge lediglich darum, Verbesserungen und Erleichterungen im Arbeitsalltag zu schaffen.
Die Arbeiterkammer fordert, neben IT-Basis-Ausbildungen für alle Beschäftigten, eine Neudefinition von Berufsbildern, die durch die Digitalisierung unter Druck geraten sind. Der Wert der persönlichen Arbeit am Menschen dürfe in digitalisierten Zeiten nicht in Vergessenheit geraten.
Digitale Weiterbildung für alle
Außerdem sollen vertrauensbildende Maßnahmen und mehr Mitbestimmungsangebote für die Mitarbeiter durchgesetzt werden, um der vermehrten psychischen Belastung entgegenzuwirken. Die Betriebsräte wünschen sich vor allem auch mehr Zeit, für persönliche Gespräche mit Kollegen, für die eigene Weiterbildung sowie eine klarere Vernetzung der einzelnen Abteilungen.
Die Mitarbeiter oberösterreichischer Unternehmen sollen im Hinblick auf diese sozialen Kompetenzen in Weiterbildungsprogrammen geschult werden. Der Impuls-Qualifizierungsverbund Digitale Kompetenz und IT-Security wurde 2017 ins Leben gerufen und soll Mitarbeitern die Angst vor der Digitalisierung nehmen. Der Zusammenschluss von 183 oberösterreichischen Unternehmen bietet ein Weiterbildungsprogramm für digitale Kompetenzen an.
Hackerangriffe: So können sich Kleinunternehmer schützen
Ein weiteres Thema, das sowohl Personalmanager als auch Betriebsräte beschäftigt, ist Datensicherheit. Hackerangriffe sind kein seltenes Phänomen mehr und treffen vermehrt kleinere und mittlere Unternehmen, die anders als große Konzerne oft nicht dafür gerüstet sind.
Landesrat Achleitner empfiehlt einen Erstcheck-Fragebogen für kleine und mittelgroße Unternehmen, „hack’aware“. In 30 bis 40 Minuten können sich Unternehmen einen Überblick über den Status der IT-Sicherheit im Unternehmen verschaffen. Das Programm steht unter www.digitalregion.at/hackaware kostenlos zur Verfügung.
Die Detailergebnisse der Studie werden beim Zukunftsforum Oberösterreich am 28. März in Linz präsentiert. Betriebsräte und Personalverantwortliche berichten von ihren Aktivitäten, um die Arbeitszufriedenheit zu steigern.