Linzer Stadtplanung wird zunehmend digitalisiert
Das Aufgabengebiet der städtischen Abteilung Vermessung und Geoinformation (VGI) unter der Leitung von Sylvia Krappmann hat sich stark gewandelt. Das städtische Geodatenmanagement nehme eine Schlüsselfunktion ein, sagt Planungsstadtrat Dietmar Prammer. Durch das digitale 3D-Modell der Stadt Linz sei eine effizientere Betrachtung, Beurteilung und Planung von Bauprojekten möglich, so Prammer, und weiter: „Das sind die Grundlagen, auf denen die Stadtplanung von heute und morgen aufbaut.“
Neu im Stadtmodell: Bulgaritower „High Five“
Auch für den Linzer Gestaltungsbeirat wären 3D-Modelle von künftigen Bauprojekten von Nutzen: ein erstes Beispiel dafür ist der Bulgaritower „High Five“ von Architekten Kneidinger und Stögmüller. Auch die Öffentlichkeit kann im virtuellen Stadtmodell bereits sehen, wie der Bau künftig aussehen soll. Klickt man rechts auf das Bauprojekt öffnet sich ein Infofenster, das neben dem Projekttitel den Architekten, den Bauherren und den Investor anzeigt. Auch die A26-Donaubrücke, die A26 Neue Westbrücke und das XXXLutz-Gebäude an der Hafenstraße sind im Modell bereits verfügbar. Das Donauparkstadion soll folgen. Zwar liegen die dafür erforderlichen Daten bereits vor, allerdings in einer derart großen Infodichte, dass sich Interessierte noch gedulden müssen, informiert Krappmann.
Künftig: Bauprojekte vorab im virtuellen Modell sichtbar machen
Für die Zukunft ist geplant, große Bauprojekte zunehmend vorab im virtuellen Modell einzufügen: „Unsere Arbeit dient somit als wichtige Stütze für die gesamte Weiterentwicklung von Linz. Sie wird in vielen Bereichen kostenfrei auch als Open Government Data zur Nutzung für die Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft bereitgestellt”, sagt die VGI-Abteilungsleiterin.
VS Pichling virtuell begehbar
Somit dient das Stadtmodell nicht nur als Grundlage für stadtplanerische Entscheidungen sondern auch als Tool für die Bürger. Nicht nur der Bestand lässt sich damit betrachten, künftig soll auch das Innere öffentlicher Gebäude als 3D-Modell zur Verfügung stehen. Dass dies technisch möglich ist, beweist das bereits umgesetzte 3D-Modell der Volksschule Pichling: diese ist im „Fußgängermodus“ auf der Website 3d.linz.at auch innen virtuell begehbar.
Technische Neuerung: Messfunktion
Neu am digitalen Stadtmodell ist auch ein spezielles Tool zum Messen. Die Funktion ermöglicht es unter anderem, die Koordinaten eines Punktes oder die Länge einer Linie zu erfassen bzw. die Höhe zu messen. Derzeit läuft auch ein Testversuch - räumlich begrenzt - mit Mesh-Modellen, die ähnlich wie bei Google Earth ein dreidimensionales Erleben von Objekten anhand von Luftbildaufnahmen (Orthofotos) ermöglichen. Eine Ausweitung auf das größere Stadtgebiet soll voraussichtlich mit den neuesten Orthofotos möglich werden.
Thematische Karten: Solar- und Gründachkataster bei Linzern beliebt
Die Abteilung VGI umfasst acht Sachgebiete und ist nicht nur für die Daten zuständig, sondern auch für die entsprechenden Anwendungsmöglichkeiten. So kann die Stadt Linz unter webgis.linz.at verschiedene thematische Karten zur Verfügung stellen. Großer Beliebtheit erfreut sich beispielsweise der Solar- und Gründachkataster, dort können Linzer nachsehen, ob sich ihr Dach für die Nutzer einer Solaranlage oder für eine Begrünung eignet. Auch von der Linzer Polizei wird WebGIS genutzt: in der Einsatzzentrale, um einen Ort schnell aufzufinden, im Verkehrsbereich zur Streckenmessung bei Unfällen und als Dokumentationshilfe oder um Besitzverhältnisse festzustellen.
VGI: Großes Aufgabengebiet
Auch für Linzer Adressen und Beschilderungen ist die VGI zuständig: Nach der Umbenennung von vier Straßennamen aufgrund des Historikerberichts wurden 55 Hausnummern-Tafeln und neun Straßennamentafeln ausgetauscht und auch digital aktualisiert. Übrigens: Viele Anfragen bezüglich gelber Knöpfe auf Hausnummerntafeln hätten sie in letzter Zeit erreicht, sagt Krappmann. Diese dienen als Kennzeichnung für die Feuerwehr und informieren darüber, dass das Haus über einen Gasanschluss verfügt. Zudem gehört zu den Aufgaben die Plankopie- und Plotservicestelle im 3. Stock des Alten Rathauses, in der auch Bürger eine Kopie von Bebauungs- und Flächenwidmungsplänen anfordern können.
Zukunft: „Digitaler Zwilling“ für Linz und Einsatz von KI
Auch in Zukunft hat die VGI einiges vor: der aktuelle Schwerpunkt liegt auf der Erstellung eines „digitalen Zwillings“ auf Basis des bestehenden 3D-Modells der Stadt. Dieser soll künftig etwa Simulationen im Verkehrsbereich ermöglichen. Ab 2024 soll eine KI-Auswertung aus aktuellen Luftbildern erfolgen, die eine automatisierte Landnutzungskarte erzeugen kann. Damit kann etwa erhoben werden, wie viele Photovoltaik-Anlagen es in Linz bereits gibt.
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