Kritik an neuem Direktor für Gesundheit und Sport in Linz (Update: 13.07, 11:12)
LINZ. Ulrich Püschel übernimmt künftig die Leitung des städtischen Geschäftsbereiches Gesundheit und Sport in Linz. Ab 1. Oktober 2023 übernimmt er die Position von Dietmar Nemeth, der seinen Ruhestand antritt. Kritik an der Entscheidung kommt von den Grünen Linz und dem Mauthausen Komitee. Die Stadt Linz verweist darauf, dass sich Püschel als bestqualifizierter Kandidat herauskristallisiert habe.
Ulrich Püschel setzte sich in einem Hearing gegen sechs weitere Kandidaten durch, insgesamt hatten sich 23 Personen beworben. Der 36-jährige Gmundner wurde von der Hearing-Kommission einstimmig gewählt, der Linzer Bürgermeister Klaus Luger bestätigte den Vorschlag.
Püschel ist seit 2015 am Magistrat tätig, zunächst als Büroleiter des Infrastrukturreferenten, 2021 übernahm er die Abteilungsleitung der Straßenverwaltung. Von 2018 bis 2022 war der verheiratete Vater von vier Kindern Teil des Aufsichtsrates der Linz AG. Berufserfahrungen sammelte Püschel als Gerichtspraktikant sowie als Rechtsanwaltsanwärter. Der studierte Jurist absolviert derzeit auch ein Bachelorstudium für Wirtschaftsrecht an der Johannes Kepler Universität (JKU).
Grüne Linz: „Keine Zustimmung zur Bestellung Püschels“
Ulrich Püschel ist Mitglied der Burschenschaft Arminia Czernowitz, die vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands dem rechtsextremen Milieu zugerechnet wird. Im Jahr 2017 war Püschel laut DÖW und mehreren Medienberichten zufolge zudem mit 30 Prozent Eigentümer der rechtsaußen-Zeitschrift „Info-Direkt“. Auch sei er 2018 Mit-Veranstalter des rechten Kongresses „Verteidiger Europas“ im Schloss Aistersheim gewesen. Die OÖN und der Standard berichteten 2019 von einer Teilnahme Püschels an einer Demonstration der Identitären.
Die Grünen Linz üben Kritik an Püschels Bestellung: „Uns ist nicht bekannt, dass sich Ulrich Püschel jemals von seinen Umtrieben im äußerst rechten Umfeld distanziert hat. Daher wird es zu seiner Bestellung keine Zustimmung der Grünen Fraktion geben“, so Helge Langer, Klubobmann der Grünen Linz.
Mauthausen Komitee kritisiert Linzer Bürgermeister
Das Mauthausen Komitee Österreich kritisiert in einer Aussendung Bürgermeister Klaus Luger, der Püschel als Direktor für Gesundheit und Sport bestätigte. „Vom oberösterreichischen Verfassungsschutz wurde gerade auf die Gefährlichkeit der 'Identitären' hingewiesen – und gleichzeitig verhilft die Linzer SPÖ-Spitze jemandem aus dem 'identitären' Dunstkreis in eine leitende städtische Funktion. Ein Wahnsinn!“, so Willi Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich. Zudem könne man bei Püschel weder von Jugendsünden noch von Mitläufertum sprechen.
Stadt Linz: „Fachliche Qualifikation wird nicht mit politischem Vorleben verbunden“
Auf Tips-Nachfrage wollte der Linzer Bürgermeister dazu keine Stellungnahme abgeben. Die Stadt Linz kommentiert die Kritik des Mauthausen Komitees folgendermaßen: „Die Stadt Linz verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass sich Magister Püschel unter zahlreichen Bewerbern als der bestqualifizierte Kandidat herauskristallisiert hat. Es ist nicht angebracht, die fachliche Qualifikation eines Kandidaten mit dessen politischem Vorleben oder dessen politischer Einstellung zu verbinden. Die Kandidatenauswahl und folglich auch die Bestellung des bestgereihten Kandidaten für den Direktor des Geschäftsbereichs Gesundheit und Sport erfolgte kommissionell unter Wahrung und Beachtung der Objektivitätskriterien entsprechend dem OÖ. Objektivierungsgesetz.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden