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Linzer Gesundheitsindikator 2023: Unzufriedenheit durch langes Warten auf Operationen

Anna Fessler, 05.12.2023 13:29

LINZ. Der Linzer Gesundheitsindikator untersucht den Gesundheitszustand der Bevölkerung. Die Bilanz: eine positive Gesamtsituation, im Vergleich mit 2021 zeigt sich jedoch eine Verschlechterung. Besonders die Wartezeiten auf Krankenhaus-Leistungen stehen in der Kritik.

Gesundheitsindikator 2023: Lange Wartezeiten auf Spitalsleistungen sorgen bei den Linzern für Unmut. (Foto: Santiago Nunez/santypan/stock.adobe.com)

Der Gesundheitsindikator führt die Ergebnisse der Linzer Gesundheitsbefragung, also subjektive Einschätzungen der Bevölkerung, mit objektiv erhobenem Datenmaterial aus dem Gesundheitssystem zusammen.

Verschlechterung des Gesamtindex

Der Gesundheitsindikator Linz erreichte im Jahr 2023 auf einer Skala von 0 (schlecht) bis 100 (gut) 56,5 Punkte. Zwei Jahre zuvor lag diese Zahl noch bei 66,6 Punkten, was eine deutliche Verschlechterung bedeutet. Dabei gibt es einen auffälligen Unterschied zwischen den Umfrageergebnissen und den von der Universität Linz ermittelten Fakten: die Lage nach subjektiver Einschätzung der Linzerinnen und Linzer im Rahmen der Gesundheitsumfrage hat sich verbessert, die „Hard-Facts“ haben sich innerhalb der letzten Jahre verschlechtert – von 62,5 auf 37,5 Punkte. 

Linzer mit Wartezeiten auf Operationen unzufrieden

Laut der Stadt Linz sei das vor allem mit dem starken Rückgang an Spitalsleistungen zu begründen. Auch in der Umfrage zeigt sich: nur 21 Prozent der Befragten sind mit den Wartezeiten auf Operationen zufrieden. Weitere 25 Prozent sind weniger oder nicht zufrieden. Mehr als jeder Zehnte vergab die schlechteste Bewertung „gar nicht zufrieden“. 

Eine Auswertung von oberösterreichischen Registerdaten zeigt, dass die Linzer Bevölkerung im Vergleich zur restlichen Bevölkerung mehr medizinische Leistungen in Anspruch nimmt. Auch konsultieren die Linzer häufiger Ärzte, benötigen mehr Medikamente, besuchen häufiger Spitalsambulanzen und verbringen mehr Zeit in stationärer Pflege.

Anstieg an Konsum von Medikamenten, insbesondere Psychopharmaka

Ein weiterer Trend, der sich aus den Daten ablesen lässt: die gehen seltener zu Allgemeinmedizinern, dafür häufiger zu Fachärzten. Außerdem verzeichnen sie höhere Spitalsausgaben für das Kreislaufsystem, Neubildungen und vor allem psychische Störungen. Innerstädtisch sind die Arztleistungen und der Konsum von Antidepressiva in Urfahr am höchsten, in Linz-Zentrum sind die Ambulanzbesuche am häufigsten und die Spitalsaufenthalte am längsten.

Zu einem deutlichen Anstieg des Medikamentenkonsums führte die Pandemie, vor allem bei Psychopharmaka. Die Zuwächse waren bei jüngeren Personen und bei den Männern am stärksten.

Starker Rückgang von Spitalsleistungen

Im Unterschied zum restlichen Oberösterreich kam es insgesamt zu einem leichten Rückgang bei den Arztausgaben. Pandemiebedingt erfolgte ein starker Rückgang von Spitalsleistungen und in einem geringeren Ausmaß ein Rückgang bei Krebsdiagnosen. Kardiovaskuläre Diagnosen sind überwiegend unverändert geblieben. Dramatischer waren die Einbrüche in der Behandlung von Muskel- und Skeletterkrankungen. Auch bei den Geburten ist ein deutlicher Rückgang sichtbar.

Was die Ergebnisse für die Linzer Gesundheitspolitik bedeuten

Für die städtische Politik ergeben sich dadurch folgende Ansatzpunkte und Schlussfolgerungen:

  • Eine Stärkung der Primärprävention, vor allem im Hinblick auf die Vorbeugung von Herz-, Kreislauf- und Krebserkrankungen
  • Eine Förderung der psychischen Gesundheit durch einen Ausbau des Therapieangebotes und niederschwelligen Angeboten außerhalb des Sozialversicherungssystems
  • sowie Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel im Gesundheitsbereich, etwa durch den Ausbau von Primärversorgungszentren

Gesundheitsstrategie wird entwickelt

Die Stadt Linz will nun gemeinsam mit Experten eine umfassende Gesundheits- und Sportstrategie entwickeln, starten soll das Projekt 2024. Noch dieses Jahr soll die Freigabe der finanziellen Mittel dafür im Linzer Stadtsenat erfolgen. Gesundheitsstadtrat Michael Raml schlägt darüber hinaus vor, Spitäler durch Ambulatorien für „elektive“ Operationen, wie Hüft-, Knie-, oder Grauer Star-Operationen, zu entlasten. Zudem müsse in Linz die Raucherquote von derzeit über 20 Prozent auf unter fünf Prozent gesenkt werden und orthopädischen Gesundheitsproblemen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen vorgebeugt werden.


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