Schuldenfalle Weihnachten: Wie der Geschenkeberg nicht zum Schuldenberg wird
LINZ/OÖ. Die Weihnachtszeit ist auch die Zeit der großen Einkäufe. Damit die Geschenke unterm Christbaum keine bösen Überraschungen bereithalten, beraten Schuldnerberatung und Schuldnerhilfe OÖ Menschen in prekären finanziellen Situationen. Der wichtigste Tipp zum Weihnachtsshopping: Finger weg von Ratenangeboten.
Die Vorweihnachtszeit ist in vollem Gange und lockt mit Beleuchtung, Weihnachtsmärkten und dem Weihnachtseinkauf auf die Straßen - und in die Einkaufszentren des Landes. Alle Jahre wieder kommen in der Weihnachtszeit konsumkritische Stimmen auf. Besonders betroffen von vorweihnachtlichen Sonderausgaben sind Menschen, die es finanziell schwer haben. Die Schuldnerhilfe und die Schuldnerberatung OÖ geben Tipps, wie man trotz weihnachtlicher Stimmung nicht in Schuldenfallen tappt.
Schuldenspirale unter dem Christbaum
„Aus langjähriger Erfahrung verstehen wir, dass der soziale Druck groß ist und es gerade in der Adventzeit eine wahre Werbeflut gibt. Besonnenheit und finanzielle Bildung zahlen sich daher gerade in Zeiten hoher Lebenshaltungskosten und Kreditzinsen besonders aus. Die staatlich anerkannten Schuldenberatungen bieten dabei vielfältige Unterstützungen, zum Beispiel kostenfreie Budgetberatungen“, erklärt Thomas Berghuber, Geschäftsführer der Schuldnerberatung. Er habe heute noch Personen in der Beratung, die die Weihnachtseinkäufe von letztem oder vorletztem Jahr abbezahlen. Große, oftmals unüberlegte Investitionen können der Beginn einer lang andauernden Schuldenspirale sein.
Heimtückische Zinsen
Je knapper das Budget, desto wichtiger ist die Planung. Hinter verlockende Online-Angeboten wie „Jetzt kaufen, später zahlen“ oder Zahlungsdienstleister, die mit wenigen Klicks unkomplizierte Ratenzahlungen versprechen, verstecken sich oft Berge an Zinsen und Zinseszinsen, die über einen langen Zeitraum fällig werden. Im Schnitt verdoppeln sich Schulden innerhalb von vier Jahren, wenn ihnen nicht entgegengewirkt werden kann.
„Weihnachten ist ein Fest des Schenkens, und so sind die Wochen vor dem Fest im Handel auch die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Beim Weihnachtsshopping sollten die Menschen aber auch auf sich selbst und ihre finanzielle Situation achten. Je knapper das Budget, desto wichtiger ist eine gute Planung. Sollte es finanziell eng werden, unterstützen die staatlich anerkannten Schuldenberatungen gerne kostenfrei und vertraulich“, betont Thorsten Rathner, stellvertretender Geschäftsführer der Schuldnerhilfe.
6 Tipps für schuldenfreies Shopping
Die beiden Organisationen Schuldnerhilfe und Schuldnerberatung haben 6 Tipps parat, um Weihnachtsschulden zu vermeiden:
-
Legen Sie sich vorab ein Budget zurecht und halten Sie sich an dieses – passen Sie damit Ihre Ausgaben an Ihre Möglichkeiten an.
-
Planen Sie schon vorher, was Sie wem schenken möchten und vermeiden Sie damit Spontankäufe. Reden Sie auch mit Ihren Liebsten und legen Sie gemeinsam fest, ob geschenkt wird und welchen Betrag Sie ausgeben wollen.
-
Vermeiden Sie Ratenzahlungen, insbesondere jene auf lange Dauer von 2 bis 3 Jahren – diese bedeuten monatliche Belastungen und Zusatzkosten.
-
Vermeiden Sie Kontoüberziehungen für Geschenke und spontane, nicht nachhaltige Käufe. Der Weg zurück ins Plus ist lang und schwer.
-
Meiden Sie starke Einkaufstage – entspanntes Einkaufen ermöglicht auch bessere Kaufentscheidungen.
-
Heben Sie Rechnungen und Kassazettel gut auf, um Waren wenn nötig nach Weihnachten zurückgeben oder umtauschen zu können.
Junge Schuldner werden weniger
Die Schuldnerberatung und die Schuldnerhilfe erhoffen sich, das Thema Geld und Finanzen aus der Tabuzone zu holen. Frühzeitig präventive Aufklärung zu leisten, zeigt Wirkung: Von den 16.600 Betroffenen, die dieses Jahr ein Beratungsgespräch der Schuldnerberatung angenommen haben, sinkt die Anzahl der U30-Jährigen. Österreichweit ist die Tendenz anders, die Angebote aus und in OÖ greifen also. Die meisten Schuldeninhaber sind etwa 35 Jahre alt, die Schuldnerhilfe betreute 2023 Kunden zwischen 18 und 78 Jahren. Durchschnittlich haben die Kunden 50-60.000 Euro Schulden, von denen zwei Drittel auf Zinsenkosten entfallen.
Angebote: Finanzführerschein, Workshops und Co.
Seit 15 Jahren gibt es außerdem den „Finanzführerschein“ der Schuldnerhilfe. Das Angebot richtet sich an Schülerinnen, jährlich absolvieren 3.500 den Führerschein. Das Konzept hat sich inzwischen von OÖ aus auch auf andere Bundesländer ausgeweitet, hierzulande soll das Workshopangebot nun noch vermehrt für Lehrlinge adaptiert werden.
Die Schuldnerhilfe unterstützt an allen Punkten des Prozesses: Mithilfe des „Betreuten Kontos“ unterstützt die Schuldnerhilfe Personen, ihre existenzsichernden Zahlungen we Miete, Strom- und Heizkosten zu decken. Derzeit nehmen das Angebot 200 Oberösterreicher in Anspruch. Freiwillige Budgetcoaches begleiten Kunden individuell auf ihrem Weg in die finanzielle Freiheit. Knapp 5.000 Personen in Schulen, Betrieben und Organisationen haben vergangenes Jahr einen Workshop der Schuldnerhilfe absolviert. Das E-Learning-Portal www.finanzkompetenz.at sowie der YouTube-Kanal der Schuldnerhilfe bieten ergänzende Angebote.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden