Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Linz im Klima-Check: Der preisgekrönte Forscher Franz Essl über die Stärken und Schwächen der Stadt

Anna Fessler, 23.02.2024 16:29

LINZ. Anlässlich der Tagung „Stadtlandschaft im Wandel“ war der Biodiversitätsforscher Franz Essl in Linz zu Gast. Was Linz von anderen Städten positiv abgrenzt und wo es noch Handlungsbedarf gibt, das analysierte der zum „Wissenschaftler des Jahres 2022“ gewählte Experte bei einer Pressekonferenz mit Klimastadträtin Eva Schobesberger (Grüne) und Thomas Schiefecker, dem Leiter des Botanischen Gartens und der Naturkundlichen Station.

V.l.: Biodiversitätsforscher Franz Essl, Klimastadträtin Eva Schobesberger und Thomas Schiefecker, Leiter Botanischer Garten und Naturkundliche Station Linz luden zur Tagung "Stadtlandschaft im Wandel". (Foto: Regina Sturm/Stadt Linz)

Ein Stadtökologisches Programm mit Ambition – das sollte laut Forscher Franz Essl „jede Stadt, die etwas auf sich hält“ vorweisen können. Linz könne hier auf einer langen Geschichte aufbauen und hebe sich mit der Naturkundlichen Station positiv von anderen Städten ab. Auch die Zeitschrift „ÖKO-L“, herausgegeben von der Naturkundlichen Station Linz, sei im deutschsprachigen Raum einzigartig. Dabei müsse jedoch gesagt werden, dass beides – die Station und die Zeitschrift – nicht immer ungefährdet waren. Es gelte beides abzusichern und auszubauen, auch finanziell. Dass die letzte Biotop-Kartierungen um die Jahrtausendwende stattfanden, sieht Essl als Beleg dafür: „Solche Grundlagenprojekte sind wichtig, wenn ich nicht weiß, welche Arten es in Linz gibt, weiß ich auch nicht, wie ich diese schützen kann.“

„Städte leiden nicht an einem zu wenig, sondern an einem zu viel an Straßen“

Wenig positive Worte findet Essl für die Linzer Verkehrspolitik, zum Westring meint er: „Wie will Österreich, wie wollen Städte Richtung Klimaneutralität gehen, wenn sie gleichzeitig mit absurden Summen Straßeninfrastruktur ausbauen, anstatt sich grundlegend andere Mobilitätskonzepte zu überlegen?“ Dafür, dass diese alternativen Konzepte sehr wohl möglich seien, führt er als Beispiel Paris und Graz an. In Paris habe Bürgermeisterin Anne Hidalgo klare Signale gesetzt - etwa mit der Abschaffung 70.000 oberirdischer Parkplätze und der neuen Parkgebührenregelung für SUVs. In Graz gilt auf allen Gemeinde- und Landesstraßen im Ortsgebiet ein maximales Tempo von 30 km/h, hier könne man durchaus einen Vergleich mit Linz ziehen. „Grundlegende Änderungen sind notwendig - und möglich“, so Essl, das würden diese und weitere Beispiele zeigen: „Städte leiden heute nicht an einem zu wenig, sondern an einem zu viel an Straßen.“

„'Grüne' Städte tragen massiv zum Wohlergehen der Bewohner bei“

Auch müsse eine Stadt ihre Kaltluftschneisen erhalten, um sicherzustellen, dass sich das Stadtklima nicht massiv erhöhe. Wenn eine Stadt wie Linz sich nicht zu hundert Prozent dem Ziel der Klimaneutralität verschreibe, sondern den ambivalenten Kurs fortführe, seien ein Beispiel für die Konsequenz Tropennächte. „Die Trends gehen Richtung 40 Grad im Sommer an heißen Tagen und zu mehr Tropennächten.“ In welchem Ausmaß entscheide sich nach den lokal gesetzten Maßnahmen. Natürlich könne man damit keine Klimapolitik ersetzen, aber eben lokal Effekte abschwächen.

Industrie bei der Energiewende unterstützen, Stadtbauern sinnvoll fördern

Auch müsse Linz, um glaubwürdig zu sein, die ansässige Industrie bei ihren Bemühungen Richtung Energiewende unterstützen - was teilweise bereits passiert. Im Bereich der Landwirtschaft gäbe es die Bereitschaft zur naturgemäßen Bewirtschaftung, hier müsse die Stadt den Bauern unter die Arme greifen, damit es sich für diese auch finanziell lohnt. Die Stadt Linz hat für den kommenden Montag, 26.02 eine Pressekonferenz angekündigt, bei der das neue Förderprogramm für ökologisch orientierte Landschaftspflege - kurz: die neue Linzer Stadtbauernföderung - vorgestellt wird.

Auch lesen: Klimaszenario für Linz  


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden