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Diskussion um Belebung der Linzer Innenstadt: Meinungen gehen weit auseinander

Anna Fessler, 24.05.2024 12:14

LINZ. Der Linzer Gemeinderat hat in einer Aktuellen Stunde über mögliche Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt diskutiert. Manche Fraktionen zogen in Zweifel, ob es diese überhaupt brauche.

Braucht die Linzer Innenstadt Belebungsmaßnahmen? Die Stadtpolitik ist sich darüber uneinig. (Foto: Volker Weihbold)

Auf Antrag der FPÖ fand die Diskussion in der Gemeinderatssitzung am 23. Mai statt, somit war auch deren Fraktionsvorsitzender Wolfgang Grabmayr zuerst am Wort. Die Schließung von Geschäften wie der H&M-Filiale, dem Spielzeuggeschäft Beyerl oder Kindermoden Landa auf der Landstraße seien ein klares Zeichen für dringenden Handlungsbedarf.

Ihre Vorschläge hat die FPÖ in drei Themenbereiche zusammengefasst: Ansprechendes Erscheinungsbild, Unterstützung der Wirtschaft sowie mehr Ordnung und Sicherheit. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen zählen etwa eine Bekenntnis zum Erhalt historischer Fassaden, mehr Sitzgelegenheiten, der Erhalt von Innenstadtparkplätzen, kostenlose Schließfächer, eine erhöhte Präsenz des Ordnungsdienstes oder auch die Ausweitung des Projekts im Volksgarten auf den Hauptbahnhof als Eintrittstor zur Innenstadt.

SPÖ-Bürgermeister spricht von Krankjammern

SPÖ-Gemeinderat Harald Katzmayr äußerte „Befremden über die Aktuelle Stunde“. Die Linzer City benötige keine Wiederbelebung, höchstens gute Rahmenbedingungen für die Bewältigung eines strukturellen Wandels. Man solle die Innenstadt nicht schlechtreden. Damit schlägt er in die gleiche Kerbe wie der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ), der von einem „Krankjammern“ sprach, mit dem man der Landstraße einen Bärendienst erweise.

ÖVP-Vizebürgermeister will autofreie Landstraße als Einkaufsmeile

ÖVP-Gemeinderat Michael Rosenmayr hingegen begrüßte die Diskussion und forderte klare Strukturen für das Stadtmarketing sowie konkrete Ansprechpersonen. Beim Leerstandsmanagement solle die Stadt Linz die Kompetenz behalten. Vizebürgermeister und Verkehrsreferent Martin Hajart (ÖVP) meinte, er verfolge im Hinblick auf die Mobilität zwei Ziele: eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität und eine Steigerung der Mobilität. „Ich bin nicht für eine autofreie Innenstadt, ich bin für eine autofreie Landstraße als Einkaufsmeile.“, so Hajart.

Grüne: „Nichts belebt die Innenstadt so sehr wie die Ansiedelung einer Universität im Zentrum“  

Der Grüne Gemeinderat Bernhard Seeber meinte, es brauche vor allem klare Ziele, diese hätten in der Vergangenheit gefehlt. Daran sei auch die City Management Linz letztlich gescheitert, die verschiedenen Player hätten an unterschiedlichen Strängen gezogen „bis das Stadtmarketing zerrissen war“. Die Grüne Stadträtin Eva Schobesberger ist überzeugt: „Was Linz von anderen Städten unterscheidet, ist, dass wir eine neue Universität bekommen. Wenn eine solche Bildungseinrichtung im Zentrum – etwa in der Post City – zu Hause ist, bedeutet das einen Schub für die gesamte Innenstadt und vor allem für die südliche Landstraße.“

NEOS: Parkmöglichkeiten am Stadtrand mit Innenstadt-Shuttles kombinieren

NEOS-Fraktionsvorsitzender Georg Redlhammer war der Ansicht, dass es zu eng gedacht sei, die Aktuelle Stunde nur auf die Landstraße zu beziehen. Ein zentraler Punkt zur Belebung der Innenstadt sei die Mobilität, dabei sei die Förderung von umweltfreundlichen Transportformen essentiell. Parkmöglichkeiten am Stadtrand in Kombination mit Shuttles in die Innenstadt könnten laut Redlhammer helfen, wie auch großflächiges Carsharing für die Umlandgemeinden.

MFG-Gemeinderätin Schachner: Abwanderung von Fachgeschäften verhindern

MFG-Gemeinderätin Vera Schachner meinte, man müsse ein ganzheitliches Konzept erstellen und die Abwanderung von Fachgeschäften verhindern, positive Erfahrungen anderen Gemeinden solle man sich zum Vorbild nehmen.

KPÖ: Stadt als Ort für alle

Auch KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn merkte an, dass eigentümergeführte kleine Geschäfte und Gastrobetriebe über die hohen Mieten klagen würde, es bestehe Handlungsbedarf im Hinblick auf Immobilienpreis-Spekulationen auch beim Gewerbe. Die Gratis-Freifahrten am Samstag würden in die richtige Richtung gehen, sie freue sich über diesen „Sinneswandel“. Die KPÖ begreife die Stadt als Ort für alle, also nicht nur für Konsumenten und Touristen und fordert daher konsumfreie Zonen und soziale Konfliktregelungen statt Vertreibung, als Beispiel nannte Grünn Bettelverbote.

LinzPlus: Mehr öffentliche WCs, Trinkbrunnen, Sitzmöglichkeiten und ein Blindenleitsystem am Hauptplatz

LinzPlus-Gemeinderätin Renate Pühringer zeichnete bei einem gedanklichen Spaziergang durch die Landstraße ein düsteres Bild. Linz-Besucher würden an einem Busbahnhof ankommen „den man getrost als den dreckigsten in ganz Österreich bezeichnen kann und muss“, und stünden dann im Volksgarten mit beschädigter Rasenfläche und Vermüllung vor dem gegenüberliegenden Wettbüro. Generell kritisierte Pühringer in dem Bereich bis zum Schillerpark mangelnde Sauberkeit, es gäbe zudem zu wenig öffentliche Toiletten, Trinkbrunnen sowie Sitzmöglichkeiten.

Im Herbst 2024 soll das Innenstadtkonzept für Linz stehen, einzelne Projekte werden bereits vor dessen Fertigstellung umgesetzt.


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