Klimasimulation im Linzer Grüngürtel: Umweltanwalt zeigt Unverständnis für Zeitpunkt
LINZ. Dass die Stadt Linz nun eine umfassende Klimasimulation für das Univiertel in Auftrag geben will, sieht der oberösterreichische Umweltanwalt Martin Donat für „ein Aufzäumen des Pferdes von hinten“. Denn der Architekturwettbewerb wurde bereits ausgelobt, ohne im Klaren über die klimatologischen Rahmenbedingungen zu sein, so Donat.
Wie Planungsstadtrat Diemtar Prammer (SP) Anfang dieser Woche informierte, soll bei der geplanten Klimasimulation ein besonderes Augenmerk auf die örtliche Kaltluftschneise gelegt werden, welche man so gering wie möglich beeinflussen will. „Mit dieser Klimasimulation können wir verschiedene Szenarien durchspielen und die Auswirkungen unterschiedlicher Bauweisen sowie Ausrichtungen von Baukörpern genau untersuchen. Diese professionellen Analysen haben sich bereits bei anderen wichtigen Projekten, wie etwa dem neuen Dynatrace-Gebäude, bewährt“, so Prammer.
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Auch Analyse der IST-Situation gefordert
Die Bürgerinitiative „Retten wir den Grüngürtel“ ortete in dieser Vorgehensweise einen Versuch des „Greenwashings“ und bleibt bei ihrer Forderung, dass für den Bau der IT:U keine Umwidmung von Grünland erfolgen dürfe.
Laut Klimastadträtin Eva Schobesberger (Grüne) bedeute der Bau der IT:U am gewählten Standort jedenfalls eine Verschlechterung aus stadtklimatologischer Sicht, sie hatte auch eingefordert, dass eine „Nuller-Variante“ Teil der Untersuchung ist. Heißt: Es wird auch die IST-Situation ohne Verbauung analysiert.
Umweltanwalt sieht mögliche Alternativstandorte
Martin Donat, Umweltanwalt der Oö. Umweltanwaltschaft, zeigt sich über den Zeitpunkt der angesetzten Klimaanalyse irritiert, zumal der Architekturwettbewerb für die neue IT:U bereits durchgeführt wurde. „Noch unverständlicher ist, wenn eine Wahl getroffen wird, ohne zu wissen, ob die grundlegenden stadtklimatologischen Anforderungen auf diesem Standort für diese konkrete Situation erfüllt werden können“, so Donat.
Das Pferd werde hier von hinten aufgezäumt, denn die Lage der zu bebauenden Fläche, die Flächennutzung und die Lage eines Grünzugs würden hier festgelegt werden, ohne auf die Ergebnisse der klimatologischen Untersuchung aufbauen zu können, erklärt der Umweltanwalt.
Eine Prüfung alternativer Standorte liege derzeit nicht auf, obwohl diese den unionsrechtlichen Vorgaben der SUP-Richtlinien entsprechen würden. Ebenso wie die Fachhochschule der Ostschweiz, welche sich unmittelbar neben dem Bahnhof in St. Gallen befindet, wäre dies für Donat auch in Linz eine Möglichkeit.
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