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LIVA-Affäre: Causa Luger war möglicherweise schon früher bekannt

Anna Fessler, 18.10.2024 10:10

LINZ. Der kaufmännische Geschäftsführer der LIVA und des Brucknerhauses, Rene Esterbauer, ist seit dieser Woche freigestellt. Grund dafür ist eine E-Mail auf dem Server des Brucknerhauses vom 16. Juli 2024, die als Anhang die Chats zwischen Dietmar Kerschbaum und Klaus Luger enthielt, die später zum Rücktritt Lugers führten. Möglicherweise gab es also eine Person in der LIVA, die über die Sache Kenntnis hatte und keine weiteren Schritte setzte.

 (Foto: Dieter Kühl)
(Foto: Dieter Kühl)

Der LIVA-Aufsichtsratsvorsitzende Meinhard Lukas und der geschäftsführende Vizebürgermeister Dietmar Prammer (SP) gaben am Freitagvormittag bei einer Pressekonferenz erste Informationen bekannt.

Lukas habe heute den Stadtsenat und den LIVA-Aufsichtsrat über die Hintergründe für Esterbauers Freistellung informiert. Aus Datenschutz-Gründen sei dies in unterschiedlichem Umfang erfolgt, dem Stadtsenat könne als Organ außerhalb der LIVA also nicht alles weitergegeben werden, was dem LIVA-Aufsichtsrat bekannt ist. Lukas betont, dass Esterbauer in einer sehr schwierigen Situation seinen Dienst angetreten habe. Umso mehr müsse seine Integrität geschützt werden, aus diesem Grund könne er über die aktuelle Situation nur sehr beschränkt informieren. Lukas habe sich dazu auch intensiv mit dem Juristen Andreas Janko beraten.

Bereits im Juli ging Mail mit Luger-Kerschbaum Chats bei LIVA ein

Was er sagen könne: am Freitag vergangene Woche (11.10) habe ihn die Information erreicht, dass es seit Juli eine Mail an die Adresse der LIVA geben müsse, welche die Chats zwischen Luger und Kerschbaum als Anhang enthielt. Das bedeutet: Möglicherweise war eine Person über die Causa Luger informiert, bevor die Chats am 20. August 2024 von den OÖN veröffentlicht wurden.

Lukas könne nach Recherche bestätigen, dass am 16. Juli 2024 im Mailsystem der LIVA eine E-Mail eingelangt sei, die im Anhang diese Chats enthielt. „In diesem Prozess gab es einen Zeitpunkt, wo die Empfehlung der Rechtsanwälte an den Eigentümer der LIVA war, die Freistellung des kaufmännischen Geschäftsführers auszusprechen“, sagt Lukas. Wichtig zu betonen sei, dass dies keine Vorverurteilung Esterbauers sei. Der „Zwischenschritt“ der Freistellung, der von LIVA-Eigentümervertreter Prammer getroffen wurde, diene dazu zu vermeiden, dass der LIVA Rechte entzogen würden oder ein Schaden entstehe. Man werde nun weiter aufklären müssen, wie in der LIVA mit diesem Mail umgegangen wurde und dann sehen, welche weiteren Konsequenzen folgen.

Dietmar Prammer erklärt: „Ich wurde am Freitag von Professor Lukas informiert, er ist der Sache in den Folgetagen in Absprache mit mir nachgegangen. Dienstag haben wir uns mit dem Rechtsanwalt der LIVA beraten. Dieser hat mir als Eigentümervertreter empfohlen, den kaufmännischen Geschäftsführer freizustellen.“ Am Mittwochvormittag wurde Rene Esterbauer vom Dienst freigestellt. In den Tagen danach, so Prammer, habe man mit Alexander Stefan so rasch wie möglich einen neuen Geschäftsführer einberufen.

Alexander Stefan wird Interims-Geschäftsführer, Gernot Kremser wird Prokurist

Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Alexander Stefan wird interimistisch die Geschäftsführung der LIVA übernehmen und soll deren Handlungsfähigkeit gewährleisten, sagt Prammer. Stefan wird dafür 15 Stunden pro Woche zur Verfügung haben. Als zweiten Schritt, so Prammer, wurde heute eine Prokura an Posthof-Leiter Gernot Kremser vergeben, er wird die LIVA aus dem Posthof heraus unterstützen. Kremser wird damit die vakante Position von Prokurist Wolfgang Scheibner einnehmen, der zur Linz AG wechselt. Welche Funktionen Kremser damit einnimmt, dazu wird es laut Prammer noch weitere Abstimmungen geben.

Wie es mit der kaufmännischen Geschäftsführung weitergeht, hängt von den Ergebnissen der Untersuchung von Lukas ab. Was die Intendanz des Brucknerhauses betrifft: „Im LIVA-Aufsichtsrat wurde heute ein Ausschuss eingerichtet, der sich damit befasst. Es gibt schon sehr viele Interessenten, wir wollen die künstlerische Geschäftsführung möglichst rasch nachbesetzen, wollen dies aber auch sorgfältig tun“, sagt Prammer.

Die Vorgeschichte

Skandale und Schocknachrichten statt Feierlaune im Brucknerjahr für das Brucknerhaus und die Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA): im März 2024 wurde der künstlerische Leiter Dietmar Kerschbaum nach schweren Vorwürfen freigestellt, ebenfalls der kaufmännische Geschäftsführer der LIVA Rainer Stadler. Kerschbaum wurde später entlassen, Stadler pensioniert, so hieß es. Beide wollen Schadensersatz von der LIVA fordern, weil ihre öffentliche Reputation zerstört sei. Kerschbaum will 3 Millionen Euro, Stadler mehr als 200.000 Euro.

Im März 2024 wurde Rene Esterbauer der neue kaufmännische Leiter der LIVA und das „Gesicht“ des Brucknerhauses. Es sollte Ruhe einkehren – wie sich herausstellte, war es nur die Ruhe vor dem Sturm. Am 20. August sah sich der damalige Bürgermeister Klaus Luger gezwungen zuzugeben, dass er Kerschbaum vor dessen Hearing die Fragen übermittelt hatte. Nachdem der öffentliche Druck zu groß wurde, trat Luger als Linzer Bürgermeister zurück und schied mit 2. September aus dem Amt. Auch seine Funktionen in der SPÖ und seinen Vorsitz im LIVA-Aufsichtsrat musste er abgeben.

Im September wurde Meinhard Lukas zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden der LIVA gewählt, die Aufklärung der LIVA-Affäre nahm Fahrt auf. Am Mittwoch, 16. Oktober folgte der nächste Knall: Rene Esterbauer wurde mit sofortiger Wirkung von seiner Funktion als kaufmännischer Geschäftsführer der LIVA freigestellt.


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