Dritter Linzer Frauenbericht mit bedrückendem Ergebnis
LINZ. Der dritte Linzer Frauenbericht zur ökonomischen Lage der Linzerinnen zeigt den dringenden Handlungsbedarf für Politik und Wirtschaft auf.
Das Institut für Frauen- und Geschlechterforschung der Johannes Kepler Universität hat die wirtschaftliche Situation der Linzerinnen untersucht. Das Forschungsteam kam unter anderem zu dem Schluss, dass traditionelle Geschlechternormen das Leben der Linzerinnen von Geburt an bis ins hohe Alter prägend.
Kinderbetreuung für Unter-3-jährige endlich ausbauen
Die Unterschiede beginnen schon bei der Wahl der (Berufs-)Ausbildung, auch auf Universitäten sind Frauen im Bereich Naturwissenschaften und Technik unterrepräsentiert. Einmal im Berufsleben angekommen, arbeitet über die Hälfte der erwerbstätigen Linzerinnen nur Teilzeit. Grund dafür ist auch, dass die nach wie vor Frauen für die Betreuung von Kindern „zuständig“ gemacht werden. Eine klare Aufgabe für die Politik: Sowohl die institutionelle Kinderbetreuung von unter-3-jährigen als auch die Väterbeteiligung sei in Linz/Österreich stark ausbaufähig, so der Bericht. Für „Frauenberufe“ brauche es eine finanzielle und gesellschaftliche Aufwertung, für mehr Väterbeteiligung seien mögliche Maßnahmen Unternehmenskooperationen und Imagekampagnen.
Frauen bekommen im Durchschnitt pro Jahr 7.418 Euro weniger Pension
Auch gibt es in Linz hohe Gehalts- und Pensionsunterschiede zwischen Männern und Frauen: das monatliche Bruttoeinkommen (Median) für angestellte Frauen in Linz-Stadt beträgt 2.587 Euro, für männliche Angestellte sind es 4.461 Euro – ein Verdienstgefälle von 42 Prozent. Im Vergleich österreichischer Hauptstädte hat Linz den deutlich höchsten geschlechtsspezifischen Einkommensunterschied bei Pensionisten: im Durchschnitt bekommen Pensionistinnen in Linz pro Jahr 7.418 Euro weniger als männliche Pensionsbezieher. Eine hohe Armutsgefährdung besteht vor allem für Alleinerziehende und Pensionistinnen, die Pandemie und die Teuerung hat das noch befeuert.
Frauen leben gesünder, nehmen aber häufiger Antidepressiva
Der Bericht zeigt auch, dass Frauen in Linz zwar gesünder Leben (weniger Tabak, Alkohol, gesündere Ernährung), sie aber trotzdem häufiger von Niedergeschlagenheit und Kreislaufstörungen betroffen sind. Frauen erhalten auch häufiger Antidepressiva. Zudem hat jede dritte Österreicherin körperliche oder sexuelle Gewalt innerhalb oder außerhalb von intimen Partnerschaften erlebt. Auch die Repräsentation von Frauen haben sich die Forscher angesehen: Linz hatte noch nie eine Bürgermeisterin, in Oberösterreich ist der Frauenanteil bei den Stadt- und Gemeindechefs um 4 Prozentpunkte seit 2014 gestiegen.
Frauenstadträtin Schobesberger: „Kulturwandel in Gesellschaft und Wirtschaft nötig“
„Die vorliegenden Ergebnisse zur ökonomischen Lage zeigen, dass Frauen nach wie vor massiv finanziell benachteiligt sind und dies für viele – insbesondere Pensionistinnen und Alleinerzieherinnen- existenzbedrohend sein kann. Eine Umverteilung der unbezahlten Betreuungsarbeit zwischen den Geschlechtern ist daher die Grundvoraussetzung und der Schlüssel für eine geschlechtergerechte Gesellschaft. Es ist wichtig, dass auf allen Ebenen Maßnahmen ergriffen werden, um die Gleichberechtigung endlich auch in der Realität durchzusetzen. Das heißt auch, dass Männer in der Verantwortung stehen, mehr Sorgearbeit zu übernehmen und dafür braucht es einen noch viel weitergehenden Kulturwandel in der Gesellschaft und der Wirtschaft insgesamt“, erklärt Frauenstadträtin Eva Schobesberger.
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