Schwendtbauer: „Es wird mit dem Wechsel keine Revolution geben, aber sicher eine Evolution“
LINZ/OÖ. Reinhard Schwendtbauer ist seit 1. Mai neuer Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank (RLB) Oberösterreich. Im Tips-Interview spricht er über geplante Veränderungen, prägende Persönlichkeiten und wichtige Werte.
Tips: Herr Schwendtbauer, Sie sind seit 1. Mai der neue Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Wie planen Sie, die Bank weiterzuentwickeln?
Reinhard Schwendtbauer: Wir haben die RLB als Top-5-Bank Österreichs, das Beteiligungsportfolio und die starken Raiffeisenbanken. In diesem Dreieck bewegen wir uns im Wirtschaftsraum Oberösterreich. Alle drei Bereiche sollen auch in Zukunft weiter gemeinsam wachsen. Wir werden einige Projekte starten und uns mit den zukünftigen Kundenbedürfnissen auseinandersetzen. Ansonsten bleibt dieses Dreieck als Wirtschaftsmotor für Oberösterreich, Stabilitätsanker und Impulsgeber bestehen. Es wird mit dem Wechsel keine Revolution geben, aber sicher eine Evolution.
Sie waren in der Vergangenheit für die Beteiligungen der RLB verantwortlich. Welche Rolle wird die RLB OÖ künftig in der regionalen Wirtschaftsförderung spielen?
Wir werden im Beteiligungsbereich weiterhin Ansprechpartner sein, wenn es darum geht, oberösterreichische und österreichische Industriebetriebe im Land zu halten, Stichwort Rosenbauer. Wir sind gesprächsbereit, gehen aber nicht auf Einkaufstour. Unternehmen kommen auf uns zu, sowohl im strategischen Beteiligungsbereich als auch im Bereich Private Equity, wo wir Unternehmen mit Eigenkapital auf Zeit unterstützen. Wir haben einen wirtschaftspolitischen Auftrag, einen regionalpolitischen und einen sozialpolitischen. Aber wir haben keinen parteipolitischen Auftrag, das ist mir sehr wichtig.
Welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten drei bis fünf Jahren auf die Banken zukommen?
Die große Herausforderung ist das Vordenken, wie sich die Kunden in Zukunft verhalten werden. Wir müssen das Gleichgewicht schaffen zwischen der Betreuung vor Ort und den Produkten im Netz. Wenn wir über Bankschließungen diskutieren müssen, dann aufgrund der Entscheidung der Kunden, nicht mehr hinzugehen. Aber grundsätzlich wollen wir auf jeden Fall vor Ort bleiben. Die 66 Raiffeisenbanken haben derzeit 345 Bankstellen in Oberösterreich, und es ist keine Schließungswelle geplant. Eher versuchen wir, uns am Land zu halten. Erst am letzten Freitag wurde die Bankstelle Pram von der Raiffeisenbank Region Hausruck nach einem Umbau neu eröffnet.
Herausfordernd sind auch die Personal- und IT-Kosten, dazu kommen bei uns noch die Kosten der Regulatorik, da wir einen sehr starken Fokus seitens der EZB in Frankfurt auf uns haben und teilweise mit Administration überschüttet werden.
Gibt es Personen, die Sie in Ihrer Karriere besonders geprägt haben?
Die Person, die mich am meisten geprägt hat, gleich zu Beginn meiner Karriere, war der ehemalige Generaldirektor dieses Hauses, Ludwig Scharinger. Gegen Ende meines Studiums habe ich viel nebenbei gemacht, zum Beispiel auf der Uni Wirtschaftsdiskussionen organisiert und geleitet. Eines Tages saß Ludwig Scharinger am Podium. Ihm hat gefallen, was ich gemacht habe, und er hat mich gefragt, ob ich in die Bank kommen möchte. Von Ludwig Scharinger habe ich sehr intensiv gelernt, Leistung zu bringen. Das hat er gefordert, auch von sich selbst, das ist ganz wichtig. Ich war zu dieser Zeit 7 Tage 24 Stunden unterwegs. Und die andere Person, die mich sehr stark geprägt hat, war Bundesminister Willi Molterer, eine sehr beeindruckende, sehr intellektuelle Persönlichkeit.
Welche Werte schätzen und fordern Sie von Ihren Mitarbeitenden?
Offenheit und Transparenz sind extrem wichtig. Und auch Entscheidungsstärke. Man muss entscheiden, dafür werden wir bezahlt, in jeder Funktion. Man kann Fehler machen. Nicht zu entscheiden, ist der größte Fehler. Wichtig ist auch, dass immer eine Prise Humor dabei ist, und man die Leute begeistert und motiviert. In unserem Fall, dass jeder stolz ist, Teil der Raiffeisen-Familie zu sein.
Welche berufliche Herausforderung macht Sie besonders stolz?
Dass wir im Beteiligungsbereich eine fast 50-köpfige Mann- und Frauschaft aufgebaut haben, die sich durch Stärke und Zusammenhalt auszeichnet und die 350 Beteiligungen betreut. Ich war international im M&A-Geschäft tätig und kann daher beurteilen, dass sie zu den Besten in Mitteleuropa gehört. Darauf bin ich stolz.
Was war Ihr Berufswunsch als Jugendlicher?
Ich bin auf einem Forstgut aufgewachsen, meine Mutter hatte dort eine Dienstwohnung. Da war es relativ naheliegend, dass mein erster Berufswunsch Förster war.
Wie schalten Sie nach einem langen Tag ab, wie halten Sie sich fit?
Mein großes Hobby, auch wenn ich nicht so oft dazu komme, ist die Jagd. Ausgleich finde ich in der Natur, am liebsten mit meiner Familie. Ansonsten versuche ich in der Früh meine Runde mit dem Hund zu drehen. Das klappt meistens, wenn es am Vorabend nicht zu spät geworden ist.
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