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Linzer Krankenhaus schickte Vergewaltigungsopfer wieder weg

Anna Fessler, 15.05.2025 11:33

LINZ. Eine vergewaltigte Frau wurde wieder weggeschickt, als sie Hilfe in einem Linzer Krankenhaus suchte. Der Vorfall sorgt für große Empörung. Das Klinikum kündigt Maßnahmen an.

Einer vergewaltigten Frau wurde im Kepler-Uniklinikum nicht geholfen, weil kein Aufnahmetag war und die Ambulanz überlastet. (Foto: © KUK)

Wie nun bekannt wurde, ist eine obdachlose Frau (45) in der Nacht auf den 4. April in Linz von einem unbekannten Täter brutal gewürgt und vergewaltigt worden. Das Opfer vertraute sich zuerst zwei Streetworkerinnen an, die sie überzeugten, ins Spital zu gehen, um Spuren sichern zu lassen. Die Frau wurde dann am Med Campus IV für eine gynäkologische Untersuchung aufgenommen, wurde aber nach der Erstaufnahme und der Abgabe einer Harnprobe vom Personal wieder verwiesen. Die vergewaltigte Frau lehnte daraufhin weitere Hilfe ab und zeigte den Vorfall auch nicht bei der Polizei an. An die Öffentlichkeit kam das Ganze durch eine Beschwerde seitens des Sozialvereins, der das Vergewaltigungsopfer betreute.

In einer ersten Stellungnahme erklärte der Vorstand der Gynäkologie, Peter Oppelt, dass das Spital an diesem Tag keine Aufnahme hatte - in Ausnahmefällen würde die Beweissicherung auch an Nicht-Aufnahmetagen übernommen, sofern möglich. An jenem Tag sei die Ambulanz aber derart überlastet gewesen, dass keine Ressourcen für die mehrstündige Abklärung des Falles verfügbar gewesen wären.

KUK-Geschäftsführer: „Setzen alles daran, dass so etwas nicht mehr vorkommt“

Tips wollte vom Kepler-Uniklinikum wissen, welche Konsequenzen für die Zukunft gezogen werden. Franz Harnoncourt, Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikums, versichert: „Wir bedauern diesen Vorfall und setzen natürlich alles daran, dass eine Abweisung eines Vergewaltigungsopfers zukünftig nicht mehr vorkommt. Um dies bestmöglich umzusetzen, werden in enger Abstimmung mit den Expertinnen und Experten unseres Gewaltopfer-Betreuungsteams alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sensibilisiert und geschult, um Opfer von Gewalt sowohl fachlich hochkompetent als auch empathisch betreuen zu können. Opfer von Gewalt sollen sich bei uns sicher, ernst genommen und gut aufgehoben fühlen.“

Stadt- und Landespolitik fordern Maßnahmen

Empört zeigen sich LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (VP, zuständig für Frauen und Gesundheit), die Grüne Stadträtin Eva Schobesberger und Gesundheitsstadtrat Michael Raml (FP) und SP-Gesundheitssprecher Peter Binder über den Vorfall.

„Es muss selbstverständlich sein, dass jedes Opfer einer Vergewaltigung in den oberösterreichischen Spitälern behandelt wird. Es darf kein Opfer weggeschickt werden, das ist absolut inakzeptabel. Ich habe das gegenüber dem Uniklinikum auch klar gestellt.“, so Haberlander. Neben den bereits genannten Maßnahmen, die das KUK nun setzt, habe die Abteilung Gesundheit des Landes OÖ den Auftrag bekommen, „einen runden Tisch mit den Vertreterinnen und Vertretern aller oberösterreichischen Krankenhäuser und der Polizei einzuberufen, um etwaige Optimierungspotenziale zu identifizieren und allenfalls Prozesse nachzuschärfen, damit der gebotene sensible und kompetente Umgang mit Vergewaltigungsopfern flächendeckend sichergestellt wird.“, so die LH-Stellvertreterin.

Stadträtin Schobesberger reagiert ebenfalls entsetzt: „Hier wurde eine Frau im Stich gelassen. Außerdem behindert die fehlende Beweisaufnahme auch die Strafverfolgung des Täters.“ Man dürfe jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.

FP-Gesundheitsstadtrat Michael Raml sagt: „Die Abweisung eines Vergewaltigungsopfers an der Linzer Uniklinik ist der vorläufige, traurige Tiefpunkt einer ganzen Reihe an Fehlentwicklungen in den Spitälern der oö. Gesundheitsholding.“ Er fordert organisatorische Maßnahmen, um solche Vorfälle künftig zu verhindern.

SPOOE-Gesundheitssprecher Peter Binder: „Dass eine obdachlose Frau, die schwere sexuelle Gewalt erleben musste, vom Med Campus IV weggewiesen wurde, nachdem sie dort Hilfe suchte, bestätigt die Dringlichkeit der SPÖ-Forderung zur Errichtung einer Gewaltambulanz in Oberösterreich.“ Die SPOOE und die Grünen hatten erst vor wenigen Wochen im Landtag die Einrichtung von Gewaltambulanzen beantragt, dessen Dringlichkeit von der ÖVP und FPÖ jedoch abgelehnt wurde. „Die Landesregierung ist gefordert, diese Einrichtung endlich auf den Weg zu bringen und dafür zu sorgen, dass kein Gewaltopfer mehr alleine gelassen wird“, so die Grüne Frauensprecherin Dagmar Engl.

 


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