Statt Angstfach soll Mathematik in der Breite begeistern
LINZ. Nicht nur bei den aktuell stattfindenden Maturaarbeiten gilt Mathematik vielen als Angstfach. Dies beginnt teilweise schon viel früher, wie auch die hohe Nachfrage bei Nachhilfestunden zeigt. Dem entgegenzuwirken hat sich Uni-Professor Markus Hohenwarter verschrieben. Mit unterschiedlichsten Projekten will er junge Menschen für das Thema begeistern.
Seit drei Jahren entwickelte er unterschiedliche Angebote, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Aufgrund des Erfolgs erhöhten nun die Industriellenvereinigung (IV) und das Land OÖ die Förderungen für die Projekte. Die IV hob die Mittel von 25.000 auf 40.000 Euro an, das Wirtschafts- und das Bildungsressort verdoppeln diesen Betrag auf 80.000 Euro.
Basiskompetenz für spätere Aufgaben
Denn mathematisches Verständnis ist eine der Grundkompetenzen für viele Aufgaben. „Mathematische Kompetenzen bilden das Fundament aller MINT-Ausbildungen und -Berufe. Ohne ein solides mathematisches Verständnis sind viele zentrale Inhalte und Anwendungen in diesen Disziplinen kaum zu bewältigen. Ob in den Ingenieur- und Computerwissenschaften, der Physik oder der Statistik: Mathematik ist das verbindende Element und die Sprache, mit der komplexe Probleme analysiert und gelöst werden. Sie ist damit eine unverzichtbare Voraussetzung für die technologische Weiterentwicklung unserer Gesellschaft – von der Energiewende über die Digitalisierung und Robotik bis hin zur medizinischen Forschung“, verdeutlicht IV OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch die Bedeutung einer soliden Ausbildung.
Begeisterung statt Angst
Einen Begeisterungsbedarf für Mathematik ortet Landeshauptmann-Stellvertreterin und Bildungslandesrätin Christine Haberlander. Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner betont die Wichtigkeit einer soliden Basis für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes. „Qualifizierte Fachkräfte sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Oberösterreich im Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte. Gerade MINT-Wissen und -fähigkeiten entscheiden wie kaum ein anderer Bereich über die Innovationsstärke, das wirtschaftliche Wachstum und den technologischen Fortschritt unseres Bundeslandes“, so der Landesrat. Beide sind sich einig: Man müsse über verschiedenste Zugänge den Kindern und Jugendlichen die Angst vor Mathematik nehmen und sie dann an ein höheres Niveau heranführen.
Von Mathe-Night bis Mathe-Treff
Das Ziel der Initiative gibt JKU-Professor Hohenwarter klar vor: „Wir wollen Mathematik als eine Art Breitensport etablieren, ähnlich wie Kinder in ihrer Freizeit Sport treiben oder ein Instrument in der Musikschule erlernen.“ Dafür gibt es unterschiedlichste Angebote, die die Interessierten möglichst niederschwellig erreichen sollen.
Etwa die Mathe-Night, bei der sich Schüler an der Johannes Kepler Universität treffen und gemeinsam Mathematik-Aufgaben lösen. Nacht ist dabei nicht wortwörtlich zu verstehen, das Treffen findet am späten Nachmittag statt. Im aktuellen Schuljahr nahmen rund 350 Schüler an den Mathe-Nights teil. Das Angebot richtet sich an Kinder in den ersten bis vierten Klassen Mittelschule.
Auch der Mathe-Treff wird sehr gut angenommen. Dabei handelt es sich um ein regelmäßiges, 14-tägig stattfindendes Treffen an der JKU Linz, das in Kooperation mit Talente OÖ organisiert wird. Dieses Programm richtet sich an Schüler ab der sechsten Schulstufe, die sich intensiv mit Mathematik beschäftigen möchten. Im Rahmen des Mathe-Treffs werden knifflige Rätsel gelöst, herausfordernde Wettbewerbsaufgaben gemeinsam bearbeitet und mathematische Herausforderungen gemeistert.
Online-Angebot
Für Schüler, denen der Weg nach Linz zur Johannes Kepler Universität zu weit ist, gibt es auch ein Online-Angebot – die Aufgaben des Monats. Dabei werden die Aufgaben digital eingereicht, wodurch eine zeit- und ortsunabhängige Teilnahme möglich ist. Im aktuellen Schuljahr gab es rund 370 Abgaben von Schülern. Den Höhepunkt bildet die Abschlussveranstaltung im Juni an der JKU, bei der die engagiertesten Nachwuchsmathematiker zu einem Workshop eingeladen werden.
Gesellschaft muss mitwachsen
Dass Künstliche Intelligenz das mathematische Wissen irgendwann obsolet macht, dagegen verwehrt sich Landesrat Achleitner. Die KI sei Ergänzung, aber man dürfe das Wissen nicht auslagern, betont er. Die Gesellschaft müsse mitwachsen, aber dabei das Verständnis für Prozesse dahinter nicht verlieren. „Oberösterreich muss das Mathematik-Herz Österreichs werden“, will auch Haindl-Grutsch sich nicht auf die KI verlassen.
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