Geschichte der Linzer NS-Luftschutzstollen sichtbar machen: Linzer Grüne wollen durch Konzept dauerhaftes Gedenken sicherstellen
LINZ. Die durch Zwangsarbeit errichteten Linzer Luftschutzstollenanlagen legen ein unterirdisches Zeugnis der NS-Gräueltaten während des Zweiten Weltkriegs ab und sind somit untrennbar mit dem Leid vieler Menschen verbunden. Um Sichtbarkeit zu schaffen und ein dauerhaftes Gedenken zu ermöglichen, setzen sich die Grünen in der kommenden Gemeinderatssitzung am 3. Juli für ein umfassendes Gedenkkonzept ein.
Gerade anlässlich des 80-jährigen Jubiläums des Kriegsendes bestehe eine historische Verpflichtung und zugleich eine Gelegenheit, das Bewusstsein für die Stollen und die dahinterstehenden menschlichen Schicksale zu stärken, ist Grünen-Klubobmann Helge Langer überzeugt.
Der Limonistollen am Bauernberg, der Schlossbergstollen oder der Rudolfstollen haben eines gemeinsam: Sie sind eng mit dem Terror des Nationalsozialismus verbunden. Seit Jahrhunderten waren die Sandsteinhügel im Westen von Linz für Bier- und Weinkeller genutzt worden. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die bestehenden Keller dann zu riesigen, kilometerlangen Luftschutzstollen ausgebaut, wobei für den Bau auf die Ausbeutung von KZ-Häftlingen, die in den Stollen untergebracht waren, zurückgegriffen wurde.
Konzept gefordert
Trotz dieser Bedeutung fehle bislang ein umfassendes und nachhaltiges Konzept, um diese Orte angemessen zu würdigen, sichtbar zu machen und dauerhaft in das öffentliche Bewusstsein zu integrieren, so die Grünen der Stadt Linz. Bereits in der Vergangenheit hat Linz wichtige Schritte zur Aufarbeitung der NS-Geschichte gesetzt, etwa durch die Projekte ‚Unter uns‘ und ‚Tiefenrausch‘, die beide im Kulturhauptstadtjahr 2009 umgesetzt worden sind.
„Die Geschichte der Stollen durch ein umfassendes Konzept ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen, ist eine wichtige Ergänzung in der Erinnerungskultur. Dadurch besteht nicht nur die Möglichkeit, das Gedenken an die Opfer der NS-Zeit zu vertiefen, solche Projekte können auch aktiv dazu beitragen, gegenwärtige und zukünftige Generationen für die Gefahren von Faschismus, Rassismus und Menschenrechtsverletzungen zu sensibilisieren“, so Langer.
Aktiver Teil der Erinnerungskultur
Damit die Luftschutzstollen künftig einen aktiveren Teil der Linzer Erinnerungskultur einnehmen könnten, schlägt der Grüne Klubobmann in seinem Antrag vor, dass Bürgermeister Prammer (SPÖ) als ersten Schritt prüft, inwieweit das unterirdische Gangnetzwerk zugänglich gemacht werden kann. Auf dieser Grundlage sollen in Zusammenarbeit mit den zuständigen politischen Ressorts sowie unter Einbindung relevanter Stakeholder wie dem Stadtarchiv, Opferverbänden, Schulen und Universitäten, zivilgesellschaftlichen Initiativen, dem Bundesdenkmalamt, dem Land OÖ und gegebenenfalls dem Bund weitere Schritte zur Erarbeitung eines umfassenden Gedenkkonzeptes eingeleitet werden.
Ziel sei es, dass bis Ende des Jahres ein umsetzbares Konzept vorliege, sodass im kommenden Jahr erste Maßnahmen umgesetzt werden können. Damit würde die Stadt ihren politischen Willen sowie ihre historische Verantwortung wahrnehmen und ihren Einsatz für Demokratie, Antifaschismus und Menschenrechte aktiv demonstrieren, so Langer.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden