Widerstand gegen Bau der A26: „Kein Prestigeprojekt, sondern eine fachlich begründete Infrastrukturmaßnahme“
LINZ. Der Bau des Westrings A26, der sogenannten Linzer Autobahn, sorgt weiter für Diskussionen. Während die Asfinag und das Land Oberösterreich eine deutliche Entlastung des Stadtverkehrs prognostizieren, sprechen verschiedene Initiativen von einem „Monsterprojekt, wozu die Asfinag seitens der oberösterreichischen Politik gezwungen wurde.“ Die Datenlage würde gegen einen Bau sprechen.
Die A26 Linzer Autobahn sei eines der wichtigsten Projekte zur Verbesserung der Verkehrslage in Linz sowie im Umfeld der oberösterreichischen Landeshauptstadt, heißt es von Seiten der Asfinag, die im kommenden Jahr mit dem Bau des Westrings beginnen möchte.
Mit Errichtung der A26 werde künftig ein Großteil des Verkehrs auf die neue Autobahn verlagert und das städtische Straßennetz entlastet. Neben den Linzern würden künftig auch die Pendler aus dem westlichen Mühlviertel, vor allem aus dem Bezirk Rohrbach, von der neuen Strecke profitieren.
Datenlage und Interessen
Verschiedene Initiativen versuchen seit Jahren, den Widerstand gegen das geplante Projekt aufzuzeigen. Darunter auch die „Verkehrswende jetzt!“.
Laut dieser sei die Westring-Autobahn von Anfang an „ein vollkommen überzogenes und größenwahnsinniges Monsterprojekt für den lokalen Verkehr gewesen, wozu die Asfinag seitens der oö. Politik gezwungen wurde.“
Aus fachlichen Gründen würde die Asfinag die Stadtautobahn nie bauen und das Land OÖ könnte es gemeinsam mit der Stadt Linz auch nicht errichten, so die Vertreter der Initiative.
„Aber auf Basis dieser Abtretung fordern Land OÖ und Stadt Linz, dass dieses inzwischen ins Unermessliche verteuerte Projekt auf Biegen und Brechen unter vollkommener Missachtung der Klimaziele und mit massiver Falschinformation der Bevölkerung durchgezogen werden muss.“
Die Initiative spricht zudem von einer „Entlastungslüge“.
Im Zentrum von Linz gebe es eine Menge an Straßen, die durch den Bau erst deutlich mehr belastet werden würden.
Mehr lesen: Widerstand gegen Westring A26: „Es wird die schwierigste Baustelle Europas.“
Asfinag und Land OÖ: „Entlastung ist messbar“
Bezüglich der Vorwürfe heißt es auf Nachfrage von Tips von Seiten der Asfinag, es sei „nicht nachvollziehbar“, wie die von der Initiative „Verkehrswende jetzt!“ veröffentlichten Zahlen zustande kommen würden. Bereits durch den ersten Bauabschnitt zeige sich eine deutliche Entlastung in Urfahr und auf der Nibelungenbrücke: rund 10.000 Fahrzeuge weniger pro Tag.
Tatsächlich würde es durch den Westring lediglich im Bereich Kärntnerstraße/LDZ/Hauptbahnhof zu einer Verkehrszunahme kommen, so die Asfinag.
Die aus der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) stammenden Verkehrsmodelle würden klar belegen, dass die A26 „eine deutliche Entlastungswirkung im gesamten Linzer Stadtgebiet“ bringe, insbesondere auf stark frequentierten Achsen wie der Rudolfstraße oder der Waldeggstraße.
Aus dem Büro von Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) heißt es auf Nachfrage, dass die Modellwerte dort, wo leichte Zunahmen erwartet werden, „meist nur wenige hundert Fahrzeuge pro Tag“ betreffen – ohne spürbaren Einfluss auf das tatsächliche Verkehrsgeschehen.Laut Prognosen sinke der Verkehr auf der Nibelungenbrücke um 38 Prozent, auf der Rudolfstraße um 43 Prozent und auf der Waldeggstraße sogar um nahezu 60 Prozent.
„Die A26 ist kein politisches Prestigeprojekt, sondern eine fachlich begründete Infrastrukturmaßnahme, die die Lebensqualität in Linz nachhaltig verbessert“, so Steinkellner.
Initiative: „Über eine Milliarde für mehr Autoverkehr“
Ganz anders bewertet das die Initiative „Verkehrswende jetzt!“, ein Zusammenschluss mehrerer Bürgerinitiativen. Sprecher Christian Leckschmidt spricht von einer „Entlastungslüge“.Laut Berechnungen – basierend auf den Auswertungen von 530 Straßenabschnitten aus den UVP-Daten – würden die Hauptverkehrsstraßen im Linzer Zentrum durch die A26 im Schnitt um 23 Prozent stärker belastet werden.
„Während auf einigen westlichen Straßenabschnitten tatsächlich eine Entlastung entsteht, fließt gleichzeitig deutlich mehr Verkehr in die Innenstadt – etwa plus 17.000 Fahrzeuge täglich auf der Kärntnerstraße“, so Leckschmidt im Gespräch mit Tips.Er kritisiert zudem, dass die offiziellen Prognosen auf überholten Annahmen basieren würden: „Die UVP aus dem Jahr 2010 rechnete mit einem jährlichen Verkehrsanstieg von zwei Prozent bis 2035 – das ist längst nicht eingetreten.“
Die Asfinag hätte die Stadtautobahn zudem ursprünglich gar nicht bauen wollen. Erst auf Drängen des Landes sei das Projekt übernommen worden, so Leckschmidt.Hinzu kämen massive Kostensteigerungen: Der Bau der A26 wird aktuell auf rund 1,2 Milliarden Euro geschätzt. Es werde aber damit gerechnet, dass es da ziemlich bald eine neue Finanzierungsperspektive gegeben werde, so Leckschmidt.
Man sehe ganz deutlich, wenn noch mehr Großstraßen gebaut werden, dannwerde der Verkehr zunehmen. Die Infrastruktur, die man anbiete, werde immer angenommen.
Proteste gegen Rodungen und Baustart
Aktuell richtet sich die Kritik auch gegen geplante Rodungen im Bergschlösslpark, wo in den kommenden Wochen rund 230 Bäume fallen sollen, um die Bauarbeiten für den Tunnelabschnitt vorzubereiten. „Wir sehen darin den Versuch, Fakten zu schaffen“, sagt Leckschmidt.
Eine von der Initiative angestrebte Volksbefragung zur Zukunft der A26 liegt derzeit beim Verwaltungsgerichtshof. Ziel sei es, die Linzer Bevölkerung „über die Prioritäten der Stadtentwicklung – Großbauprojekte oder nachhaltige Mobilität – selbst entscheiden zu lassen“.
Kommenden Sonntag plant die Initiative unter anderem eine botanische Führung einer Kulturbotanikerin im Bergschlösslpark. „Ja, wir schauen, dass wir da sensibilisieren, weil das dann ein Meilenstein ist.“
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