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Widerstand gegen Westring A26: „Es wird die schwierigste Baustelle Europas.“

Baumgartner Anna, 27.10.2025 14:27

LINZ. Die Westumfahrung A26 ist seit Jahren die größte Baustelle in Linz. Die Donautalbrücke wurde bereits im Oktober 2024 eröffnet, Arbeiten für den geplanten Tunnel sollen im Juni 2026 beginnen. Laut Asfinag müssen für die Bauarbeiten schon in den kommenden Wochen 240 Bäume gefällt werden. Mehrere Fraktionen forderten im Gemeinderat, die Rodung zu stoppen. Nach einer Ablehnung des Dringlichkeitsantrags fand am vergangenen Samstag eine Demonstration für den Erhalt des Baumbestands statt. 

Die Bauarbeiten für die A26 werden zehn Jahre dauern. (Foto: Asfinag)
  1 / 4   Die Bauarbeiten für die A26 werden zehn Jahre dauern. (Foto: Asfinag)

Wie bereits seit Jahren bekannt ist, soll bis 2035 ein 3,2 Kilometer langer Tunnel unterhalb des Linzer Freinbergs entstehen. Die Vorbereitungen für die Arbeiten beginnen bereits in den kommenden Wochen. Im Ziegeleipark und im Bergschlösslpark, auf Gründen, die bereits der Asfinag gehören, sollen etwa 90 Bäume mit einem Stammdurchmesser von bis zu 60 Zentimetern entfernt werden. Insgesamt werden etwa 240 Bäume gefällt. 

„Entlastungslüge“

Widerstand kommt von verschiedenen Initiativen. Kritisiert wird nicht nur der ökologische Schaden, sondern auch die technische Umsetzung. Nicht nur seien die Kosten explodiert, Untersuchung hätten zudem ergeben, dass die Verkehrszunahme in der Waldeggstraße 325 Prozent betrage, beim Bahnhof über 100 Prozent. „Das heißt, alle, die aus dem Tunnel rauskommen, kommen nicht weiter. Das ist eine unglaubliche Geschichte“, so Günter Eberhardt, Architekt, geprüfter Baubiologe sowie Mitglied mehrerer Initiativen, die sich gegen das Projekt stellen.  

Antrag im Gemeinderat

Wie von Tips berichtet, forderten in der vergangenen Woche die Fraktionen LinzPLUS, Grüne, KPÖ und Ahoi in einem Dringlichkeitsantrag im Gemeinderat die drohende, (derzeit noch nicht notwendige) Rodung zu stoppen. Es sollen nur die Baumfällungen vorgenommen werden, die zum jetzigen Zeitpunkt für die anstehende Bauetappe unvermeidbar seien. Der Antrag wurde abgelehnt. 

Mehr zum Thema: Dringlichkeitsantrag für Erhalt der Bäume bei A26 im Linzer Gemeinderat

Demonstration und Volksbefragung

Am Samstag fand deshalb eine Demonstration, beginnend am Bahnhofsvorplatz, statt. Etwa 300 Menschen, so die Veranstalter, und zahlreiche Bürgerinitiativen haben dabei ihren Unmut über die geplanten Rodungen im Bergschlösslpark und den umliegenden Gebieten zum Ausdruck gebracht. 

Die Stimmung sei angespannt: Am 29. April dieses Jahres wurde von der „Intitiative Ja! zum Grüngürtel“ ein Antrag auf eine Volksbefragung zum Projekt eingereicht, der von 7.161 Linzern unterschrieben worden war. 

Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) hat diesen jedoch aufgrund formaler Schwächen abgelehnt. Mittlerweile liegt eine Beschwerde dem Landesverwaltungsgericht Oberösterreich vor. Ob diese bereits bearbeitet wird, ist nicht bekannt.

Mehr zum Thema: Abgelehnte Volksbefragung zu Westring: Bürgerinitiative wartet auf Entscheidung durch Landesverwaltungsgerichtshof.

Öffentlicher Verkehr statt Versiegelung

Dass die Rodungen bereits mehrere Monate vor Baubeginn stattfinden, begründet die Asfinag damit, dass derartige Arbeiten zum größtmöglichen Schutz von Flora und Fauna durchgeführt werden würden. „Etwa außerhalb der Brut- und Aufzuchtzeit von Vögeln im sogenannten vegetationsarmen Zeitraum in den kühlen Herbst- beziehungsweise Wintermonaten.“

In einem offenen Brief der Initiative „Verkehrswende jetzt!“ heißt es: 

„Wenn man den Kurs vor der Eröffnung der Donautalbrücke wieder aufnehmen und über die Achse Richtung Oberes Mühlviertel konsequent weiter den öffentlichen Verkehr ausbauen und die Umsetzung der Stadtbahn massiv beschleunigen würde (zum Beispiel die Elektrifizierung der Mühlkreisbahn), dann würde man auch für diesen Bereich im Westen von Linz eine gute Lösung finden.“ So könnte man auf die „vollkommen unzulässige und milliardenschwere Parallel- bzw. Doppelförderung von klimaschädlichem Autobahnmonster und Stadtbahn auf der gleichen Verkehrsachse“ verzichten.

Christian Leckschmidt von der Initiative „Ja! zum Grüngürtel“ fordert währenddessen „das demokratische Recht auf eine Volksbefragung gegen die unsinnige Versiegelung von Grünland und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Linz“.

Die A26 sei mit anberaumten 1,2 Milliarden Euro Steuergeld eines der teuersten Autobahnprojekte überhaupt in Österreich, weshalb auch die Stadt Linz und das Land OÖ 15 Prozent der Kosten übernehmen müssten.

„Schwierigste Baustelle Europas“

Das kritisiert auch Günter Eberhardt, der die Entwicklungen rund um das Projekt schon viele Jahre mitverfolgt. Er spricht von einer starken Kostensteigerung – von „700 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro.“Eberhardt warnt zudem vor den Folgen der Grundwasserabsenkung im Bereich des geplanten Tunnels. Nicht nur für den Baumbestand sei dies gefährlich.

Die Anrainer seien von der Asfinag „mit 6.000 Euro abgespeist“ worden, weil „sie Anker setzen wollen – unten, unter den Grundstücken“. Diese Anker seien notwendig, „weil sie den Grundwasserspiegel senken“ müssten. Viele Anrainer hätten unterschrieben, ohne ihre Rechte bei möglichen Schäden zu kennen. Das führe zu einer „unglaublichen Wertminderung“ der Immobilien.

Zudem beschreibt er die geologischen Bedingungen als „äußerst problematisch“ – das Baugebiet bestehe aus Lehm und Sand, eine instabile Mischung, die den Tunnelbau zu einer der „schwierigsten Baustellen Europas“ mache.


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