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Leserartikel Online Redaktion, 05.09.2015 05:09

LUDWEIS. Anfang Juni 2015 holte sich Joachim Krebs bei der Europameisterschaft im Kraftsport Bankdrücken den Titel und stellte einen neuen Weltrekord auf. Zuhause tritt er als fröhlicher Gastgeber auf. Er hat interessante Geschichten aus der Welt des Kraftsports zu erzählen. von ERICH SCHACHERL

Joachim Krebs mit der Medaille und der Urkunde, die seinen Weltrekord bestätigen.
Foto: Schacherl
  1 / 4   Joachim Krebs mit der Medaille und der Urkunde, die seinen Weltrekord bestätigen. Foto: Schacherl

Joachim Krebs ist ein starker Mann. Seit er sich im Jahr 2007 für die Kraftsportart Bankdrücken zu interessieren und zu trainieren begann, hat er einiges an Gewicht und vor allem an Muskelkraft zugelegt. Damals schaffte er gerade einmal 70 Kilogramm (kg). Den Weltrekord am 6. Juni 2015 bei der Europameisterschaft in Prag gewann er mit 182,5 kg.Von leicht bis zähDie Erinnerung an seinen Erfolg ist noch frisch. „Ein Wettkampf besteht aus drei Versuchen, der Dritte kommt in die Wertung. Die ersten beiden mit 170 und 175 kg gingen leicht. Die 180,5 kg waren interessanterweise auch noch sehr locker“, erzählt er ebenso locker. Dabei hatte er damit schon den bestehenden Weltrekord von 180 kg überboten. Als Draufgabe konnte er noch ein viertes Mal „drücken“ – wenn jemand einen neuen Rekord schaffen will, ist dies möglich – ein beim Wettkampf anwesender Sportlerfreund hatte ihn ohne sein Wissen für einen Weltrekordversuch angemeldet. „Der Versuch ist etwas zäh gegangen, aber es hat funktioniert“, schildert er mit einem stolzen Lächeln in seinen Augen.Zufall spielt mitEuropameister mit neuem Weltrekord also in seiner Gewichtsklasse von 100 bis 110 kg Körpergewicht. Ein Erfolg von mehreren. Dabei hatte Joachim Krebs mit Krafttraining lange Zeit nichts zu tun. Der gebürtige Allentsteiger spielte viel lieber Fußball. Dass er dann doch beim Kraftsport landet, geschah mehr zufällig als geplant, eine „ein Gspritzter zuviel Geschichte“, wie er es ausdrückt. Auf ein bisserl Angeberei beim Wirten folgten erste Trainings und „dann habe ich mir irgendwann diesen Virus eingefangen und weiter gemacht“, erinnert er sich. 2008 bietet ihm der damalige Coach an, seinen ersten Wettkampf zu versuchen, Krebs nimmt teil und schafft im Bewerb mit Hilfsmitteln – ein spezielles Hemd, dass unterstützt – beachtliche 140 kg. „Das war damals schon eine gewaltige Leistung für mich, ich hab gemerkt, okay, ich kann das, das hat mich motiviert, das war super“, sagt er.Intensives TrainingZwei bis drei Mal pro Woche wird trainiert, seit zwei Jahren im FIT in Waidhofen. Außerhalb von Wettkampfphasen geht es hauptsächlich um Muskelaufbautraining, also mit wenig Gewicht viele Wiederholungen machen. Bei Krebs sind wenig Gewicht beachtliche 100 kg, die er in vier bis fünf Einheiten mit jeweils zehn bis fünfzehn Wiederholungen stemmt. Das sind dann zusammengerechnet zwischen 4000 und 7500 kg pro Training. In Vorbereitungsphasen für Wettkämpfe geht es um Krafttraining, also wenige Wiederholungen mit viel Gewicht. Krebs fängt da mit 170 kg an. Das ist beeindruckend, klingt aber auch nach harter Arbeit. „Das Training macht mir absolut Spaß“, erzählt Joachim. Natürlich kennt er den inneren Schweinehund, weiß aber gut damit umzugehen. „Wenn das Hirn sagt, es geht kein Drücker mehr, sagt der Muskel es gehen noch zwei. Das ist das Prinzip, dass man es schaffen kann“, regt er zum Denken an.LebensmottoHier schließt er gleich mit dem Leitspruch des ersten Kraftsportvereins in Allentsteig an, wo er seine ersten Trainingsjahre absolvierte: „Das Leben ist zu kurz, um schwach zu sein“. Für Joachim Krebs ist das gewissermaßen auch zu einem Lebensmotto geworden. Seine Frau Irene und Sohn David unterstützen ihn und sind stolz. „Die Familie muss mitspielen, ohne dem geht es nicht“, ist sich der Sportler sicher. David trainiert sogar hin und wieder mit dem Vater.Die Familie ist Lebensmittelpunkt, seit zwei Jahren freuen sich die drei über ein selbst gebautes Haus in Ludweis. Von dort aus pendelt Joachim Krebs jeden Tag in die Landesklinik nach Horn, wo er seit 2006 als Anästhesiepfleger im Operationsraum arbeitet. Auch diese Tätigkeit liebt er.Zukunft2016 will er drei Wettkämpfe bestreiten: Staatsmeisterschaft, Europameisterschaft und Weltmeisterschaft. „Ich möchte den Weltrekord nochmals haben“, denkt er kurz nach. Und berichtigt: „Optimal wäre Weltmeister mit Weltrekord“. Und dann? „Ich möchte den Sport noch lange betreiben. Bei uns gibt es 75-jährige Athleten, die bei Wettkämpfen antreten und gute Leistungen bringen. Nach oben hin gibt es keine Altersgrenze.“


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