MAUTHAUSEN. Die Befreiungsfeier in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen besuchten am Sonntag etwa 7000 Teilnehmer. Der Opfern der ehemaligen Lager Gusen wurde bereits am Samstag gedacht.
“Wenn man sich die Diskussion in Europa anschaut, wird fast alles von nationalen Perspektiven betrachtet, aber mit der Betonung der national begründeten Wichtigkeit werden oft andere Positionen verunglimpft. Und wir glauben, dass viele große Probleme nur international zu lösen sind. Darum „Internationalität verbindet““, sagte Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich zum diesjährigen Thema.
Erster Besuch eines Bundespräsidenten in Gusen
Bundespräsident Alexander Van der Bellen besuchte die Gedenkveranstaltungen in Gusen und Mauthausen. „Mein ganz besonderer Gruß gehört den anwesenden Überlebenden und ihren Nachkommen.....ihre Anwesenheit ist ein Geschenk für uns, es ist ein Gedenken an ihre Schicksalsgenossen und eine Mahnung für uns alle,“ eröffnete Van der Bellen seine Rede in Gusen. „Für mich bedeutet die Erinnerung und das Gedenken an die Schrecken der Naziherrschaft auch - nicht nur, aber auch - eine Warnung vor Nationalismus, vor Hetze, vor Ausgrenzung der jeweils 'Anderen', vor Diskriminierung und vor Entsolidarisierung.“
Gedenkfeier in Gedenkstätte Mauthausen
Die Internationale Befreiungsfeier begann mit der Verlesung des von ehemaligen Häftlingen verfassten Mauthausen Schwurs in 25 Sprachen. Hussen Firas aus Langenstein trug ihn in arabischer Sprache vor. Die Kranzniederlegung des Bundespräsidenten und des Bundeskanzlers erfolgte gemeinsam mit den anwesenden Mitgliedern der Bundesregierung. Hochbetagte Überlebende waren zu den Befreiungsfeiern gekommen, unter ihnen Shaul Schpielman (Überlebender der KZ Theresienstadt, Auschwitz, Mauthausen, Birkenau, Melk, Gunskirchen), Jehuda Gurvich (KZ Kaunas, Dachau, Auschwitz, Mauthausen, Gunskirchen), Andrew Sternberg (KZ Auschwitz, Mauthausen, Melk, Ebensee), Aba Lewit (KZ Kostrze, Plaszow, Mauthausen, Gusen), Dusan Stefancic (KZ Dachau, Natzweiler, Mauthausen, Gusen), Nikolai Kireev und Yauhen Chrol. Eine Gruppe der „Bewusstseinsregion Mauthausen - Gusen - St. Georgen“ trat beim Festakt aktiv in Erscheinung. Zudem verteilten Schüler der Neuen Mittelschule Mauthausen Blumen und begleiteten die anwesenden Überlebenden beim Auszug aus der Gedenkstätte.
Polen: Kritik an Gedenken in Gusen
Das Innenministerium hatte unterdessen verwundert auf Aussagen der polnischen Vizekulturministerin Magdalena Gawin - österreichische Behörden würden die Bemühungen um das Andenken an das ehemalige KZ Gusen behindern - reagiert und zurückgewiesen. Gawin hatte laut polnischer Nachrichtenagentur PAP kritisiert, dass den Polen die Möglichkeit verwehrt werde, sich auf dem Standort des früheren Lagers zu versammeln. Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck sprach laut APA von „einseitigen medialen Anwürfen wider besseres Wissen“. Der Zeitpunkt der Kritik widerspreche dem „Geist der Gemeinsamkeit im Gedenken“. In die laufenden Gespräche seien neben Vertretern Polens auch das Bundesdenkmalamt und die Eigentümer eingebunden.
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