Anna Pointner – Frau der ersten Stunde in der Politik
MAUTHAUSEN. Am 8. März ist Weltfrauentag. An diesem Tag wird auf die Rechte der Frauen aufmerksam gemacht, zumal 1918 – also vor 100 Jahren – den Frauen in Österreich das Wahlrecht zugesprochen wurde. Was für uns eine Selbstverständlichkeit ist, war 1918 ein erster großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Damit wurde auch die Möglichkeit für Frauen geschaffen, ein politisches Amt zu bekleiden. Wie die Situation aussah, hat Tips am Beispiel Anna Pointner recherchiert.
Anna Pointner, gebürtig Langwieser, wurde am 21. Februar 1900 in Mauthausen geboren. 1920 heiratete sie den Eisenbahner Michael Pointner. Ihren Lebensabend verbrachte sie in einem Linzer Seniorenwohnheim und starb am 12. November 1991.
Goldener Ehrenring
Anna Pointner wurde 1965 für ihre 20-jährige Tätigkeit in der Gemeinde Mauthausen als erste Frau in Oberösterreich mit dem goldenen Ehrenring geehrt. Walter Hofstätter, Obmann des Vereines perspektive Mauthausen, hat sich als Co-Autor des Buches „Anna Pointner. Ein harter Weg“ intensiv mit der Frauenpolitikerin auseinandergesetzt und berichtet im Tips-Gespräch: „Als es 1945 um die Wiedererrichtung eines freien und demokratischen Österreichs ging, war sie zur Stelle: Von der ersten Stunde an gehörte sie dem Gemeinderat an bis 12. November 1973. Sie leitete den Fürsorgeausschuss und damit das Altersheim. Ihrer Initiative ist es zuzuschreiben, dass Mauthausen als eine der ersten Gemeinden Oberösterreichs das Säuglingspaket eingeführt hat. Ihre Aktivitäten beschränkte sie aber nicht auf die Gemeinde: Bei den Sozialistischen Frauen, bei den Kinderfreunden und im Pensionistenverband wirkte sie als Funktionärin.“
Bruno Kreisky überreichte Ehrennadel
Aus der Konstituierung des neugewählten Gemeinderates 1949 geht hervor, dass Anna Pointner als erste und einzige Frau zur Gemeinderätin in Mauthausen bestellt wurde. Nach der Gemeinderatswahl 1955 scheint ihr Name als dritte Gemeinderätin (heute Gemeindevorstand) auf. Sie erhielt 1984 die goldene Ehrennadel der SPÖ durch Bundeskanzler Bruno Kreisky.
Pointner und die NS-Zeit
„Wer meint, die Welt der Frauen sei am besten durch Kinder, Kirche und Küche zu begrenzen, und die Männer sollten den kleinen und großen Weltenlauf regeln, dem sei das Leben der Mauthausener Arbeiterfrau Anna Pointner entgegengehalten: Sie hat unter den extremen Lebensbedingungen der Nazi-Zeit ihre tiefe Menschlichkeit bewiesen. Und sie hat in zahlreichen öffentlichen Funktionen ihre Frau gestellt“, erläutert Hofstätter. Dass zumindest manchem Häftling das ehemalige Konzentrationslager nicht nur als Ort des Grauens, sondern auch der Menschlichkeit in Erinnerung blieb, dafür sorgte neben anderen auch diese bemerkenswerte Frau. Mit ihrem Einsatz gab sie spanischen Jugendlichen wie Francisco Boix Essen und die Gewissheit, dass die Barberei nicht endgültig siegt. Sie hatte Boix“ Fotografien versteckt, die im Nürnberger Prozess eine wichtige Rolle spielten.
Frauen in der Politik
Bis heute sind Frauen unterrepräsentiert und nicht ihrem Anteil an der Bevölkerung entsprechend in den politischen Ämtern vertreten. 1979 wurde mit Johanna Dohnal an der Spitze ein Staatssekretariat für allgemeine Frauenfragen im Bundeskanzleramt eingerichtet, das 1990 in ein Bundesministerium für Frauenangelegenheiten umgewandelt wurde. Und es war Dohnal, die anlässlich der Landesfrauenkonferenz 2007 in Mauthausen an die Frauen appellierte: „Es gibt noch viel zu tun.“
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