ÖVP als "Heuchler" bezeichnet: Burikini-Verbot lässt Wogen hochgehen
Melk. Politische Sommerpause in der Bezirkshauptstadt? Mitnichten! Selbst in der heißen Jahreszeit gehen zwischen Melker Parteien die Wogen hoch. Der Anlass dafür ist das von der ÖVP-Stadtregierung ausgerufene Burkiniverbot.
Schon bei der Gemeinderatssitzung im April hatte die FPÖ das Burkiniverbot gefordert. Die anderen Parteien stimmten jedoch dagegen. Nun lenkte die ÖVP, offenbar nach zahlreichen Beschwerden von Badbesuchern, ein, und setzte das Verbot nach einer Prüfung der Badeordnung durch. „Es steht klipp und klar drin, dass das Baden nur mit Bikini, Badeanzug und Badehose erlaubt ist“, meinte VP-Vizebürgermeister Wolfgang Kaufmann. Die städtische Badeordnung wurde, wenn es nach Kaufmann geht, von den Zuständigen falsch gelesen. Er gibt damit indirekt dem für das Wachaubad zuständigen SPÖ-Stadtrat Jürgen Eder die Schuld.
Das rief bei den anderen Parteien heftige Reaktionen hervor: „Ein unglaublicher Kniefall der ÖVP-Stadtregierung! Noch vor wenigen Wochen, beim Fest „Fremde Nachbarn“, heuchelten sie Integration und ließen sich mit unseren ausländischen Gästen fotografieren, jetzt verbieten sie den Frauen das Schwimmen im Bad. Vizebürgermeister Kaufmann weiß anscheinend nicht, dass ein Burkini ein Badeanzug für muslimische Frauen ist. Bedenklich auch, dass man nun den Schwarzen Peter an Stadtrat Jürgen Eder verteilt“, postete Grünen-Gemeinderat Peter Pruzina auf Facebook.
Eder verteidigt sich
Auch SPÖ-Stadtrat Jürgen Eder ließ sich die indirekte Kritik nicht gefallen: „Grundsätzlich ist jede Form von religiösen Bekleidungsvorschriften abzulehnen. Im Falle der Burkinis ist dies eine Diskriminierung der Frauen und nicht mit unserem Weltbild vereinbar.“ Bei der Diskussion um das Burkiniverbot sei es ihm nie um das Unterstützen dieser Bekleidung gegangen, sondern um die Mädchen, die noch am Tag vor dem Verbot den Schwimmkurs beendet haben und am nächsten Tag nicht mehr ins Bad durften. „Deshalb wäre es im Hinblick auf eine erfolgreiche Integration besser gewesen, dass man vorher mit den Betroffenen über diese Situation, aber auch über unsere Werte und den Stellenwert der Frau in unserer Gesellschaft gesprochen hätte“, so Eder.
ÖVP-Obmann über grünes „Heuchler“-Posting empört
Die ÖVP reagierte empört, vor allem auf das Posting der Grünen: „Wir haben seit dem Vorjahr eine Vielzahl an Flüchtlingen in Melk und die Integration funktioniert dank der vielen Ehrenamtlichen sehr gut“, bekräftigt VP-Obmann Patrick Strobl, der nicht will, dass das Thema Integration für politisches Kleingeld verwendet wird. In der letzten Zeit gebe aber es Postings auf Facebook, welche laut Strobl vermuten lassen, dass die gelebte Integration in Melk als politisches Schauspiel verwendet werden soll. „Wenn Kollege Pruzina meint, er müsse die Melker Volkspartei als „Heuchler“ beschimpfen, dann ist das eine massive Beleidigung, die jeden einzelnen von uns trifft und das kann ich so nicht stehen lassen. Gelebtes Miteinander in der Gemeinde und eine Zusammenarbeit beim Thema Integration über die Parteigrenzen hinaus sieht anders aus“, verteidigt Patrick Strobl seine Mitglieder.
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