MELK. Peter Pruzina geht für die Liste Peter Pilz ins Rennen um einen Nationalratssitz. Tips bat den Ex-Grünen zum Interview.
Tips: Warum sind Sie in die Politik gegangen? Und wie gut stehen Ihrer Meinung nach die Chancen, dass Sie tatsächlich in den Nationalrat einziehen?
Pruzina: Als Grüner Gemeinderat und Klubsprecher konnte ich schon politische Erfahrung sammeln. Die Idee der Liste Pilz, wo Kandidaten und nicht die Partei das Programm sind, war ausschlaggebend für meine Kandidatur. Meinen Einzug in den Nationalrat sehe ich weiter weg, jede Stimme hilft jedoch unserer Bewegung.
Tips: Sollten Sie den Einzug in den Nationalrat schaffen: Welche Maßnahme würden Sie gerne als Erstes setzen?
Pruzina: Politik für uns Menschen, nicht für Konzerne, Superreiche und Eliten. Konkret geht es um die Stärkung der Einzel- und Kleinunternehmen und Umverteilung von Arbeit, Profiten und Vermögen. Jeder muss die Chance haben, sein Leben zu verbessern. Faire Entlohnung für Mann und Frau. 1700 Euro Mindestlohn.
Tips: Niederösterreichweit treten zehn Parteien beziehungsweise Listen an. Warum sollte man daher gerade Ihre Partei wählen?
Pruzina: Die Leute wollen etwas Neues, weil das Alte versagt hat. Und sie wollen, dass endlich wieder ihre Interessen vertreten werden. Daher treten wir an. Wir versprechen nur das, was wir halten können: konkrete Reformen, die Österreich in den nächsten fünf Jahren besser machen sollen. Ja, es geht.
Tips: Ein großes Thema ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Speziell für den Bezirk Melk: Wo sehen Sie hier Chancen beziehungsweise wie können im ländlichen Raum neue Jobs entstehen?
Pruzina: Größte Chance für die Region sind neue Jobs in Umwelttechnologien, darin sollte vorrangig investiert werden. Die Wirtschaft der Region muss Vorreiter in Zukunftstechnologien werden, die Lösungen und Knowhow zur Erhaltung einer intakten Umwelt und alternative Mobilitätskonzepte bereitstellt.
Tips: Migration, Asylwesen und Integration beschäftigen die Leute seit der Flüchtlingskrise 2015 massiv. Wie ist Ihr Zugang dazu? Hat der Bezirk die „Pflicht“ bei der Zuwanderung erfüllt beziehungsweise was erwarten Sie sich im Hinblick auf die Integration?
Pruzina: Integration ist natürlich sehr wichtig für ein gutes Zusammenleben. Dazu gehört, unsere Sprache zu lernen und unsere Werte zu akzeptieren. Es muss jeder Flüchtling die Chance auf Arbeit haben, denn niemand will sinnlos herumhocken. Es darf aber keine falsche Toleranz mehr geben.
Tips: Pendeln ist bei den Arbeitnehmern im Bezirk ein zentraler Punkt. Welche konkreten Verbesserungen braucht es im Öffentlichen Verkehr?
Pruzina: Manche Orte haben gar keinen Zugang zu Öffis. Nur umfassende Mobilitätskonzepte wie zum Beispiel Micro-ÖV, AST und Bedarfsfahrdienste auf Vereinsbasis können die Menschen zu den Hauptrouten bringen. Pendeln selbst kann durch Co-Working-Plätze in der Nähe und/oder Homeoffice verringert werden.
Tips: In den kommenden Jahren soll eine Lehreroffensive angegangen werden. Was braucht es Ihrer Meinung nach für eine adäquate Ausbildung unserer Kinder?
Pruzina: Die Schule soll endlich die Stärken der Kinder fördern und nicht auf den Schwächen herumreiten. Der Unterricht muss so gestaltet werden, dass keine Systemerhalter, sondern selbstbewusste Menschen mit Hausverstand heranwachsen, die mit ihren Mitmenschen und der Umwelt wieder viel mehr interagieren.
Tips: Glasfaserausbau ist das zentrale Schlagwort beim Infrastrukturausbau im ländlichen Raum. Genügt das beziehungsweise welche guten Ideen hätten Sie noch?
Pruzina: Die Infrastruktur ist die Voraussetzung, dass unsere Region gut in der digitalen Welt vertreten ist. Ebenso wichtig ist aber das Wissen, wie man mit den neuen Technologien wie Cloud, M2M, Industrie 4.0 erfolgreich umgeht und Gefahren erkennt. Ohne stark geförderter Ausbildung geht das nicht.
Tips: Die Wohnkosten sind für viele Bürger ein Problem. Wie glauben Sie kann man das Mietpreisgefälle Stadt/Land in den Griff bekommen?
Pruzina: Wirtschaftliche und infrastrukturelle Maßnahmen im Bezirk setzen, damit Menschen „vom Land“ nicht zur „Landflucht“ gezwungen werden. Geförderter Wohnbau muss wieder angekurbelt werden. Den Wohnungsbestand optimal ausnutzen, Spekulanten einen Riegel vorschieben, Förderungen gezielter vergeben.
Tips: Im Pflegebereich wird ein massiver Fachkräftemangel prognostiziert. Welche Gegenmaßnahmen haben Sie parat?
Pruzina: Der Pflegeberuf muss attraktiver gemacht werden. Einheitliche, bundesweite Pflege-Standards und eine finanzielle Abgeltung der verpflichtenden Praxisstunden. Während der normalen Schulausbildung „Schnuppertage“ im Krankenhaus und in Pflegeseinrichtungen ermöglichen, mehr Planstellen gegen den Arbeitsdruck.
Tips: Welche europapolitischen Chancen und Möglichkeiten sehen Sie für den Bezirk?
Pruzina: Speziell für Projekte in Umwelttechnologien besteht die Möglichkeit auf EU-Fördergelder. Der Zugang zu den EU-Märkten ist für unsere Betriebe sehr wichtig. Junge Menschen können an jeder Uni beziehungsweise Hochschule innerhalb der EU ein Studium belegen. Berufliche Qualifikationen werden gegenseitig anerkannt.
Tips: Ein heikles Thema ist der Datenschutz. Der „Bundestrojaner“ kommt bei den Diskussionen immer wieder aufs Tablett. Braucht es eine derart massive Überwachung oder ist weniger mehr?
Pruzina: Ganz klare Ablehnung von Maßnahmen, die die Privatsphäre verletzen. Österreich darf kein Überwachungsstaat werden. Der Bundestrojaner kann nur mit illegalen Programmen implementiert werden. Die echten Terroristen sind vor dieser Art der Überwachung gefeit, unschuldige Staatsbürger werden schikaniert.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden