HOFKIRCHEN/MICHAELNBACH. Vom Erzeuger zum Verbraucher sind es im Fall von Landwirt Herbert Pointner aus Hofkirchen und der Firma Gourmetfein in Michaelnbach nur etwa 16 Kilometer. Mit dem Auto ist man zirka 18 Minuten zwischen den beiden Betrieben unterwegs – ein Paradebeispiel wie Regionalität bei Lebensmitteln funktionieren kann.
Aus einer kleinen Metzgerei entstand 2004 das Familienunternehmen GF Fleischproduktion in Michaelnbach. Jährlich werden rund 2000 Tonnen Leberkäse und eine Vielzahl anderer Produkte von 70 Mitarbeitern produziert. Bei einer Betriebsbesichtigung überzeugt sich Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger von der Produktion von Lebensmittel aus der Region. „Jeder Griff ins Supermarktregal entscheidet ein klein wenig über die Produktionsbedingungen – vom Bauern bis hin zur verarbeitenden Industrie – unserer Nahrung“, erklärt Landesrat Max Hiegelsberger.
Die Gourmetfein-Bauern müssen nach strengsten Kritierien produzieren. Dafür wird im Gegenzug eine fixe Abnahme aller Schweine garantiert. Bis zu 1000 Schweine leben am Hof von Herbert Pointner, der besonderes Augenmerk auf die Einhaltung von Ethik und Moral in der Tierhaltung legt. Alle drei Wochen werden 90 Tiere von Landwirt Pointner von der Firma Gourmetfein zu Leberkäse und anderen Fleischprodukten verarbeitet. „Unsere Landwirte kümmern sich um alle kleinen Details. Sie sind Bauer aus Leidenschaft. Dafür muss natürlich Zeit und Liebe aber natürlich auch Geld da sein“, erklärt Gourmetfein-Geschäftsführer Florian Hippesroither. Die Landwirte arbeiten 100 Prozent gentechnikfrei und ohne Futterarzneimittel. „Es ist ein gutes Gefühl. Ich brauche solche Arzneien nicht. Wir haben es ohne geschafft, weil wir immer wieder daran arbeiten“, erklärt der Hofkirchner Herbert Pointner, einer von 28 oberösterreichischen Bauern, die eine Partnerschaft mit dem Leberkäse-Erzeuger eingegangen sind. „Eine solche Partnerschaft kann ein Modell für die österreichische Landwirtschaft sein. Durch diese Partnerschaft bin ich nicht mehr nur Fleischproduzent, sondern Teil einer langfristigen und nachhaltigen Wertschöpfungskette“, erklärt Pointner. Diese Zusammenarbeit soll Vordbildwirkung für die Branche haben. „Wir müssen unsere Ressourcen schauen. Das was wir hier haben, der Boden und die Landschaft, ist goldwert. Darauf müssen wir achtgeben“, so Pointner.
Herkunft des Fleisches auf den ersten Blick
Ab 1. April ist auf jedem Gourmetfein-Produkt die Herkunft des Fleisches und der Name des Bauern vermerkt. „Man verkauft sozusagen sein Gesicht mit“, erklärt Pointner. Bis zu 700 Schweine werden wöchentlich im Michaelnbacher Betrieb verarbeitet. Die kurzen Lebendtiertransporte würden zum Wohlergehen der Nutztiere beitragen. Bei der Schlachtung der Tiere wird mit dem Familienbetrieb Gruber aus Pichl bei Wels zusammengearbeitet. „Wir glauben an die Zukunft und den Markt“, erklärt Gourmetfein-Eigentümer Fritz Floimayr, der mit seinem Leberkäse nun auch am deutschen Markt durchstartet. „Der Trend geht hin zu hochqualitiven Lebensmitteln. Es geht darum, dass der Konsument weiß, wenn er ins Leberkäsesemmerl beißt, dass es aus Oberösterreich kommt“, erklärt Gourmetfein-Geschäftsführer Florian Hippesroither die Philosophie Regionalität zu leben.
„Tierleid im Einkaufswagerl“
Laut Statistik werden zwölf Prozent des Haushaltseinkommens für Essen und Trinken ausgegeben. Dieser Bereich hat sich in den vergangenen 30 Jahren halbiert. „Uns muss klar sein, was billige Lebensmittel bedeuten: Wer billig kauft, der hat auch Umweltzerstörung, der hat Sozialdumping und der hat auch Tierleid im Einkaufswagerl“, verdeutlicht Hiegelsberger. „Unser Credo muss also lauten: ein sorgfältiger Umgang mit der Natur und unseren Rohstoffen und vor allem faire Preise für die Erzeuger und die Bäuerinnen und Bauern, was ein nachhaltiges Überleben ermöglicht“.
Und dabei ginge es vor allem auch um den Geschmack wie Gourmetfein-Eigentümer Fritz Floimayr abschießend verdeutlicht: „Wenn man eine Wurst nicht riechen kann, kann man sie auch nicht essen“.
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