Köhlerei Hochecker: „Im Sommer haben wir hier bei uns eine kostenlose Freiluftsauna“
MICHELBACH. Bereits in dritter Generation produziert die Familie Hochecker als eine der wenigen Köhlereien Österreichs „Schwarzes Gold“: Einblicke in die Welt der Holzkohle-Entstehung.
Seit jeher zählt die Erzeugung von Holzkohle zu den traditionellen bäuerlichen Nebengewerben. „Da es im bäuerlichen Berufsstand immer schwieriger wird, haben schon meine Eltern den Weg der Selbstvermarktung in Form von Holzkohle gewählt und 1960 in Michelbach eine Köhlerei gegründet“, erklärt Johann Hochecker.
„Trockene Destillation“
Die Holzkohle wird traditionell in einem wochenlangen Prozess der „trockenen Destillation“ hergestellt. „Darunter versteht man ein Erhitzen unter Luftabschluss, man sagt auch Holzverschwellung dazu. Dieses uralte, aufwendige Handwerk garantiert einen langsamen, gleichmäßigen Verkohlungsprozess“, informiert Hochecker. Verwendet wird als Rohstoff ausschließlich Holz aus dem eigenen Wald.
„Freiluftsauna im Sommer“
„Unser Sohn Martin ist Forstwirt und hat im Wald das Kommando. Im Winter wird das Holz produziert, im Sommer haben wir bei den Meilern eine kostenlose Freiluftsauna“, schmunzelt Theresia Hochecker. Ausgesucht werde vorwiegend Hartholz. „Etwa ein Viertel sollte jedoch Weichholz sein. Das ist leichter zum Anzünden“, erklärt Martin Hochecker.
Vom Holz zur Kohle
„Der Platz, an dem der Holzstoß aufgebaut wird, die „Kohlgrubn“, muss von Haus aus trocken sein und wird mit Lehm ausgeschlagen. Auch die Windverhältnisse müssen stimmen. Auf dem ebenen, kreisrunden Platz wird in der Mitte ein Rohr aufgestellt. Das in einen Meter lange Stücke geschnittene Holz wird dann rundherum auf einem Rost händisch aufgeschlichtet“, erklärt Johann Hochecker die ersten Produktionsschritte. Das Aufschlichten erfolgt in drei Etagen. Zuerst werden gespaltene, in der zweiten Scheibe dann ganze Holzstücke verwendet. Die dritte Scheibe besteht wieder aus kleineren Stücken.
Der Meiler in Zahlen
„Alles in allem benötigen wir für einen Meiler mit etwa zwölf Metern Durchmesser und einer Höhe von drei bis fünf Metern etwa 80 bis 90 Raummeter Holz“, informiert Hochecker. Zum Abdecken des Meilers wird frisches Reisig – „Grass“ – aus dem Wald geholt. Schließlich wird er mit „Lösch“, einem Gemisch aus Erde, Sand, Asche und Holzkohlenresten abgedeckt.
„Den Meiler mit Leben erfüllen“
„Das Rohr dient dann zum Anzünden des Meilers. Die Glut wird oben ins Rohr hineingeworfen und solange mit Holzstücken nachgeheizt, bis es nach obenhin voll ist. Ich werfe auch immer etwas Geweihtes, wie etwa einen Palmbuschen, ins Rohr. Man erfüllt ja den Meiler mit Leben, das ist etwas Besonderes. Dann wird das Rohr zugedeckt, denn das Feuer muss sich oben am Meiler ausbreiten. Die erste Woche wird auch nachts nachgeheizt und der Meiler kontrolliert, bis der Verkohlungsvorgang sich richtig von oben nach unten bewegt“, erklärt Hochecker.
Köhler braucht „G“spür“
Mittels neuer Luftlöcher und Verschließen der alten werde der Verkohlungsvorgang genau unter Kontrolle gehalten. „Der erfahrene Köhler hat es „im G“spür“, wann was zu tun ist. Mit dem Ansticheisen erfühlt er bei den Luftlöchern, ob er noch auf Holz, oder bereits auf Kohle stößt. Nach etwa drei Wochen ist der Meiler „durchgekohlt“. Als Köhler muss man den Meiler Tag und Nacht im Auge behalten“, so Hochecker.
Die „Lösch“
Schließlich beginnt der „Zerlegungsprozess“, das sogenannte „Ausstören“. „Die „Lösch“ wird zur Seite geschaufelt, die noch warme Holzkohle wird mit wenig Wasser abgespritzt und kommt danach in die „Kohlhüttn“. Am nächsten Tag wird die Kohle händisch in Papiersäcken zu vier, neun und 18 Kilogramm abgefüllt“, erklärt der Michelbacher Köhler. Familie Hochecker produziert aus der Holzkohle jedoch auch Kohlen-Staub und kleine Kohlen-Stücken mit einem bis zwei Zentimeter Körnung zur Herstellung einer besonderen Erde, der „Terra Preta“.
Terra Preta
„Terra Preta ist ein Begriff für die fruchtbarste Erde der Welt. Diese pechschwarzen Erden wurden erstmals im Amazonasgebiet entdeckt. Ein Schlüssel-Element dieser Erde ist die Holzkohle. Der äußerst stabile Kohlenstoff ist in der Lage, Nährstoffe sehr fest zu binden und einen Lebensraum für bestimmte Mikroorganismen zu schaffen“, erklärt Theresia Hochecker.
Retortenkohle versus heimische Holzkohle
Dass heimische Holzkohle im Gegensatz zu Retortenkohle aus dem Supermarkt viele Vorteile aufweist, liegt für die Hocheckers auf der Hand. „Retortenkohle wird industriemäßig produziert, da die chemische Industrie Stoffe aus dem Holz benötigt. Im Schnellverfahren wird mit Fremdenergie das Holz aufgeheizt, damit sich die chemischen Stoffe lösen, das verkohlte Holz bleibt als Abfall übrig. Man kann sich unschwer vorstellen, dass bei diesem Verfahren keine gute Qualität der Holzkohle erzielt werden kann. Zumeist ist auch noch jede Menge Staub im Sack mit abgefüllt“, so Hochecker.
Abnehmer aus ganz Österreich
Die Abnehmer der Michelbacher Kohlen sind den Hocheckers zufolge auf ganz Österreich verteilt. „Wir beliefern viele Restaurants wie Steaklokale, sogar den Taubenkobel im Burgenland. Auch manche Messerschmiede melden sich mittlerweile bei uns, da sie mit unseren Kohlen sehr hohe Temperaturen für die Esse erreichen“, erklärt Hochecker. Die Köhlerfamilie ist mit großer Leidenschaft bei der Sache. „Wir haben viel Freude an unserem Beruf. Besonders der Kontakt mit den Kunden ist schön und deren Rückmeldung, dass die Kohle gut ist, ist für uns eine hohe Wertschätzung“, betont Theresia Hochecker.
Köhlerhaus für Besucher
Seit einigen Jahren gibt es gegenüber der Kohlemeiler mit dem Köhlerhaus auch einen eigenen Schulungsraum für interessierte Gäste. „Wer die Produktion und Entstehung der Holzkohle direkt am Kohlemeiler erleben möchte, ist herzlich zu einer Besichtigung eingeladen. Auch Schulklassen sind herzlich willkommen“, so Johann Hochecker.
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