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"Meine Heimat ist das Kloster": Junger Mollner lebt als Mönch im Stift Seitenstetten

Susanne Winter, MA, 12.04.2018 07:33

MOLLN/SEITENSTETTEN. Maximilian Fischer aus Molln hat sich nach der Matura im BRG/BORG Kirchdorf dazu entschlossen, als Mönch im Stift Seiten­stetten zu leben. Mit Tips sprach der 24-jährige Frater Christoph darüber, was einen jungen Mann dazu bewegt, diese Lebensform zu wählen.

Priesteramtskandidat Frater Christoph Fischer, Foto: Fr. Vinzenz Schager
Priesteramtskandidat Frater Christoph Fischer, Foto: Fr. Vinzenz Schager

Tips: Was hat dich dazu bewogen, Priesteramtskandidat zu werden?

Frater Christoph Fischer: Angeblich wollte ich, seit ich drei Jahre alt war, Priester werden. Das hat sich nicht geändert. Damals wusste ich allerdings noch nicht, was Priesterwerden bedeutet.

Tips: Wann wurde dir das bewusst?

Frater Christoph: Als Pfarrer Sebastian Schmidt nach Molln kam, hat er mir gezeigt welche Aufgaben dazugehören und mich motiviert, mit einer Gruppe aus Niederösterreich zum Weltjugendtag zu fahren. So lernte ich das Stift kennen.

Tips: Warum hast du dich entschlossen, ins Kloster zu gehen?

Frater Christoph: Während dem Propädeutikum, einem Einführungsjahr, habe ich festgestellt, dass das Priesterseminar nichts für mich ist, da ich aus einer großen Familie komme und es nicht gewohnt bin, ein Einzelkämpfer zu sein. Im Kloster geht es darum, dass du dich in die Gemeinschaft einlebst. Ich bin regelmäßig zu den Jugendvespern nach Seitenstetten gefahren und habe mich dort immer zu Hause gefühlt.

Tips: Wie läuft es nach der Aufnahme in einem Kloster ab?

Frater Christoph: Ich bin in Seitenstetten als Postulant, als jemand der anklopft, aufgenommen worden. Nach rund zwei Monaten erfolgte die Einkleidung und das Noviziat begann. Man lebt sich in das klösterliche Leben ein. Anschließend folgt die zeitliche Profess, die auf drei Jahre beschränkt ist. In dieser Zeit wird man ins Studium oder in eine Ausbildung geschickt beziehungsweise arbeitet man im Kloster. Ich studiere jetzt Fachtheologie und Religionspädagogik im Kolleg, dem Ausbildungshaus für die deutschsprachigen Benediktiner in Salzburg.

Tips: Wie viele Studienkollegen hast du?

Frater Christoph: Wir sind derzeit zu zwölft – alle großteils in meinem Alter. Auch wenn immer die Rede von Nachwuchs- und Priestermangel ist: Den Klöstern geht es gut. Es ist natürlich etwas weniger geworden, als es vor 50 Jahren war. Jedoch sind nach den Kriegen immer viele eingetreten, die während dem Krieg vom Staat her nicht eintreten durften. Die Zahl der Ordenseintritte reguliert sich jetzt wieder auf einen Normalstand. Die Klöster sterben also nicht aus. Und jeder, der überlegt einzutreten, soll sich Klöster anschauen. Man wird in allen gastfreundlich aufgenommen.

Tips: Dein Geburtsname ist Maximilian. Warum heißt du jetzt Christoph?

Frater Christoph: Mit dem Ordenseintritt beginnt man ein neues Leben im Kloster und bekommt deshalb einen neuen Namen. Die Vergabe erfolgt in jedem Kloster unterschiedlich. Ich habe vom Abt neun Namen zur Auswahl erhalten. Aus meinen drei Favoriten wählte dann der Abt den Namen aus.

Tips: Und wirst du jetzt von allen Christoph genannt?

Frater Christoph: Ich stelle mich selbst immer als Christoph vor, werde aber von den Eltern und Verwandten immer noch als Maximilian angesprochen.

Tips: Wie reagieren Familie und Freunde auf deinen Berufsweg?

Frater Christoph: Großteils sind sie stolz, manche Freunde sind eher irritiert, weil sie nichts damit anfangen können.

Tips: Was sind deine Aufgaben?

Frater Christoph: Meine Aufgabe ist jetzt primär das Studium. Viermal am Tag kommen wir zum gemeinschaftlichen Gebet zusammen. Gesamt sind das rund zwei Stunden pro Tag.

Tips: Wie stehst du zum Zölibat?

Frater Christoph: Das betrifft mich nicht, weil es für einen Mönch keine Wahl gibt. Wenn man ins Kloster geht, entscheidet man sich bewusst als Mönch alleine – also zölibatär – zu leben, während man das als Weltpriester quasi nur in Kauf nimmt. Es ist ein bewusster Verzicht für etwas Höheres. Aber es ist natürlich nichtsdestotrotz nicht einfach.

Tips: Hast du nie Bedenken, dass du einmal die Frau fürs Leben kennenlernst?

Frater Christoph: Ich habe mich lange mit dem Abt über dieses Thema unterhalten und man muss halt schon sagen: Wo die Liebe hinfällt. Jetzt passt es für mich und wie es in zehn Jahren aussieht, weiß ich nicht. Also jene, die parallel eine Freundin haben, sind weder authentisch noch tun sie sich selbst und der Freundin etwas Gutes. 

Tips: Warum verpflichtet man sich als junger Mann zu dieser Lebensform?

Frater Christoph: Ich glaube, viele Leute verstehen nicht, dass man in ein Kloster geht und dort Erfüllung findet. Dass man auch ohne materielle Dinge glücklich sein kann und das obwohl man, um einer höheren Sache willen, auf so viel verzichtet. Man findet im Kloster diesen Seelenfrieden.

Tips: Wann spürst du den Seelenfrieden?

Frater Christoph: Ich merke es besonders dann, wenn ich nach längerer Zeit ins Kloster heim komme. Es ist wirklich ein Gefühl von Heimkommen, Sicherheit und Geborgenheit.

Tips: Wie stellst du dir deine Zukunft vor?

Frater Christoph: Ich möchte die ewige Profess im Stift machen. Nach dem Studium komme ich zurück ins Kloster, würde aber gerne weiterstudieren, Geschichte und Germanistik auf Lehramt. Dann würden die Diakonenweihe mit dem Pastoraljahr, die Priesterweihe und ein Kaplansjahr anstehen. Schlussendlich wäre ich Pfarrer mit einer eigenen Pfarre.


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