Achterbahnfahrt der Gefühle: Theresa Humer leitet Ronald McDonald Haus
MÜNZKIRCHEN/PASSAU. Das Ronald McDonald Haus und Oase Passau beherbergt jährlich rund 60 Familien, die mit einem oder mehreren Kindern in der Kinderklinik Dritter Orden in Passau stationiert sind, darunter auch viele Familien aus dem Bezirk Schärding. Die Leitung des Hauses hat seit Mai die Münzkirchnerin Theresa Humer inne. Im Tips-Interview erzählt sie, was das Besondere am Ronald McDonald Haus ist.
Tips: Wie ist es dazu gekommen, dass Sie die Leitung des Ronald McDonald Hauses in Passau übernommen haben?
Theresa Humer: Eigentlich war ich in meinem Job als stellvertretende Marketingleitung in Geinberg sehr zufrieden – die Aufgaben waren abwechslungsreich und das Team sehr gut eingespielt. Dennoch war ich immer schon auf der Suche nach einer „sinnstiftenden Aufgabe“. Nach meiner Ausbildung zur Psychologischen Beraterin, die ich über zwei Jahre nebenberuflich absolviert habe, wollte ich mich eigentlich „nur“ ehrenamtlich engagieren und bin auf das Ronald McDonald Haus in Passau gestoßen. Dort haben sie zur gleichen Zeit auch eine Leitung für das Haus gesucht. Das Aufgabenprofil war ein Potpourri aus all jenen Tätigkeiten, mit denen ich mich gut identifizieren konnte.
Tips: Was ist das Besondere am Haus?
Humer: Unser Haus besteht zum einem aus fünf Familienapartments, in denen Familien von schwerkranken Kindern – meist Frühchen – die Möglichkeit haben zu wohnen, solange das Kind im Krankenhaus betreut wird. Unser Haus ist in der Kinderklinik Dritter Orden integriert und so können Eltern zu jeder Tages- und Nachtzeit ihre Kinder besuchen, denn die Frühchenstation ist nur wenige Schritte von unseren Familienapartments entfernt. Ebenso bieten wir auch ambulanten, kleinen Gästen in unserer Oase einen Platz, der in keiner Form an einen Krankenhaus-Wartebereich erinnert. Bei uns gibt es eine großzügige Spielecke, ein Kinderkino und es wird regelmäßig im Haus gebacken – und was lässt die Angst vorm Arztbesuch schneller schwinden, als der heimelige Duft eines Gugelhupfes. In der Oase besuchen uns rund 2.500 Familien pro Jahr, viele auch aus Österreich. Es ist eine wunderbare Aufgabe, Gastgeber für diese Familien zu sein.
Tips: Welche Erfahrungen konnten Sie in der kurzen Zeit, in der Sie die Leitung inne haben, bereits machen?
Humer: Die schönsten Erfahrungen sind natürlich jene, wenn Familien, die man über Wochen begleitet hat, mit einem gesunden Kind das Haus verlassen. Hier im Haus erlebt man die Achterbahnfahrten der Gefühle unserer Familien hautnah mit. Aber es gibt natürlich auch Familien, denen dieses schöne Erlebnis verwehrt bleibt. Dann fließen natürlich viele Tränen – man ist dann einfach da, genau in dem Ausmaß, wie es die Familien wünschen.
Tips: Was war Ihr bisher schönster Moment?
Humer: Einen besonders schönen Moment erlebte ich erst vor kurzem. Eine unserer Familien musste zu einer wichtigen Augenuntersuchung in ein anderes Krankenhaus für ein paar Tage verlegt werden – es war nicht klar, ob der Sohn blind sei oder nicht. Da die Familie schon seit Mai im Haus lebt, fiebert man hier natürlich besonders stark mit. Als die Familie dann am Freitag wieder zurückkehrte mit der freudigen Nachricht, der Sohn wird nun doch all die bunten Farben des Lebens sehen, war die Freude groß. Für mich war die Freude noch größer, als die Familie meinte, bei der Rückkehr ins Ronald McDonald Haus habe es sich angefühlt wie ein Stück „Heimkommen“. Und genau dies ist immer unser Ziel – den Familien ein wohliges „Zuhause auf Zeit“ zu ermöglichen. In einer Zeit, die die Familien vor große Herausforderungen stellt.
Tips: Nachdem Sie vor allem in Kontakt mit Angehörigen von kranken Kindern stehen, stelle ich mir das nicht immer einfach vor: Wie schafft man es, dass man die Schicksale der unschuldigen Kinder verarbeitet und nicht „mit nach Hause“ nimmt?
Humer: Das geht mal besser und mal schlechter – so wie in jedem Beruf, der sich mit Schicksalsschlägen anderer Leute beschäftigt. Ich weiß auch nicht, ob ich jemals „abgebrüht“ werde, wenn es um all die mitreißenden Familiengeschichten geht – ich hoffe jedenfalls nicht. Ich bin als Person gerne authentisch – in Freud und in Leid. Meine Mutter arbeitet seit Jahren ehrenamtlich in der Hospizbegleitung – somit ist ein Austausch über solche Situationen mit ihr immer möglich.
Tips: Welche dringenden Wünsche haben Sie für das Haus?
Humer: Wir sind aktuell dringend auf der Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich drei Stunden pro Woche in unserem Team einbringen wollen. Ob Backprofis, Putzteufel oder Menschen, die unsere Familien gerne in Empfang nehmen und uns bei der Datenverwaltung helfen. Auch verwöhnen wir jeden Dienstag unsere Familien mit einem tollen Verwöhnfrühstück und donnerstags immer mit einem leckeren Verwöhnabendessen – hier sind Hobbyköche immer gerne im Team gesehen. Am besten einfach unter haus.passau@mdk.org oder 0049/851 8517330 melden
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