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Interview mit einer IN-Betreuerin aus Niederneukirchen

Redaktion Linz-Land, 30.07.2018 15:56

LINZ-LAND. Seit 1983 sorgt die Kinder- und Jugendeinrichtung plan B für Kinder, die vorübergehend oder dauerhaft nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können. Neben Pflegefamilien und Krisenbetreuung bietet die Institution nun auch das Modell der IN-Betreuung an. Irene Moser aus Niederneukirchen hat sich für diesen Weg entschieden.

Irene Moser ist als IN-Betreuerin für plan B tätig. Foto: Tips
Irene Moser ist als IN-Betreuerin für plan B tätig. Foto: Tips

Tips: Frau Moser, Sie haben ein 15-jähriges Mädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen bei sich aufgenommen und sind als IN-Betreuerin bei plan B angestellt. Was bedeutet das genau?

Moser: Die IN-Betreuung unterscheidet sich von herkömmlichen Pflegeformen, weil sie professionalisiert ist. Ich habe zum Beispiel die Ausbildung zum sozialpädagogischen Fachbetreuer gemacht. Eine weitere Besonderheit dieser Betreuungsform ist, dass sie längerfristig angelegt ist und ich für die volle Erziehung zuständig bin.

Tips: Was hat Sie dazu bewogen, diese Tätigkeit anzunehmen?

Moser: Mich hat das einfach gereizt. Es ist eine Tätigkeit, in der man sehr eigenständig arbeiten kann. Alles, was man selber an Erfahrungen mitbringt, kann man anwenden. Einerseits beruflich, ich habe auch zuvor im Sozialbereich gearbeitet, andererseits sind es persönliche Erfahrungen. Schließlich habe ich zuvor meine eigenen Kinder großgezogen.

Tips: Welche Anforderungen müssen IN-Betreuer, neben der psychosozialen Qualifikation, noch erfüllen?

Moser: Besonders wichtig ist eine gewisse Lebenserfahrung, es gibt ein Mindestalter von 28 Jahren. Das häusliche Umfeld wird genau unter die Lupe genommen, ob denn eine Betreuung wirklich möglich ist. Wichtig ist auch, dass man in ein festes soziales Netzwerk eingebunden ist.

Tips: Welche Eigenschaften sollte man aus Ihrer Sicht unbedingt für diese Tätigkeit mitbringen?

Moser: An soziale Veränderungen sollte man sich gut anpassen können. Die Kinder verändern sich natürlich, genauso wie es die Gesellschaft tut. Gerade wenn ich ans Handy denke. Da sucht man sich dann schon Fortbildungen, um am Ball zu bleiben. Eine gewisse Stabilität der eigenen Persönlichkeit ist auch wichtig – dass man voll im Leben steht und sich gut abgrenzen kann, auf sich selber schauen kann. Und natürlich, dass man Kinder liebt und das Modell Familie lebt.

Tips: Welche Unterstützung erhalten Sie von Ihrem Arbeitgeber bzw. haben Sie Kontakt zu anderen IN-Betreuern?

Moser: Man ist gut in ein Netzwerk eingebunden. Für jede Familie gibt es einen Fallbegleiter, der 14-tägig vorbeischaut und Kontakt zu den Sozialarbeitern hält. Einmal im Monat gibt es eine Reflexionsgruppe für die Betreuer mit dem Teamleiter. Außerdem werden Assistenzkräfte bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Das ist eine tolle Basis, um in schwierigen Situationen Kraft zu schöpfen.

Tips: Vor welchen Herausforderungen stehen Sie im Alltag?

Moser: Es sind viele Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen. Nicht nur die der Kinder − sondern auch die der Herkunftsfamilien, und natürlich die eigenen. Zudem muss man als IN-Betreuerin die Anforderungen der Sozialarbeiter, des Landes OÖ und die von plan B erfüllen. Aber das reizt mich ja so an der Tätigkeit, dass man mit allen Sinnen gefordert ist.

Tips: Hinzu kommt die schwierige Situation, aus der die Kinder kommen.

Moser: Richtig. Das sind verschiedenste Schicksale. Wir betreuen Kinder, wenn die Eltern krankheitsbedingt, wegen Sucht- oder Existenzproblemen ausfallen. Kinder mit Behinderung sind auch in der IN-Betreuung.

Tips: Können die Kinder wieder gut in ihre Herkunftsfamilien integriert werden?

Moser: Die Rückführung ist ein großes Thema. Es ist auch eine intensive Zusammenarbeit mit den Herkunftsfamilien vorhanden. Wenn von Anfang an klar ist, dass die Kinder wieder zurückgehen, ist auch der Besuchskontakt sehr intensiv. Aber das muss immer individuell angepasst werden.

Tips: Und wenn die Kinder nicht mehr zu ihren leiblichen Eltern zurück können?

Moser: Entweder bleiben sie bis zur Volljährigkeit in der IN-Familie oder sie werden an eine Pflegefamilie weitervermittelt.

Tips: Warum sollte man als IN-Betreuer arbeiten?

Moser: Es ist ein Beruf, in dem man viel geben muss, aber auch viel zurückbekommt. Das schönste Kompliment, das ich von einem Kind bekommen habe, war: Du bist meine Lebensmanagerin. Das trifft es auf den Punkt, weil ich es in jeder Lebenslage betreue. Ich denke auch, dass die IN-Betreuung ein super Modell ist für Kinder, um gut aufzuwachsen. Es wäre schön, wenn wir mehr Betreuer finden.

www.planb-ooe.at,

Richterstraße 8d, 4060 Leonding


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