Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Freie Schulwahl könnte bald auch für Neue Mittelschulen gelten

Leserartikel Jakob Weiermair, 16.09.2015 10:15

NUSSBACH/BEZIRK KIRCHDORF/OÖ. Schulstart im Bezirk – doch nicht jeder darf dort zur Schule gehen, wo er gerne möchte. Das sorgt für Unmut. Die Bildungslandesrä­tin kündigt nun ein Ende des Schulsprengelsystems für Neue Mittelschulen an.

Das Sprengelsystem sorgt immer wieder für umstrittene Entscheidungen – und könnte nun bald Geschichte sein. Foto: weihbold

Die Schulsprengel-Einteilung re­gelt den Pflichtschulbesuch – wol­len die Eltern, dass ihre Kinder eine Schule besuchen, die nicht in ihrem Wohnsitz-Sprengel liegt, müssen die Gemeinden zustimmen. Die Eltern müssen im Rahmen eines Umschulungs­antrags triftige Gründe für den sogenannten „sprengelfremden Schulbesuch“ angeben.

Welche Kriterien die Gemeinden bei der Entscheidung über einen solchen Antrag heranziehen, ist nicht ganz leicht nachzuvollzie­hen.

Antrag abgelehnt

Beim Fall einer Nußbacher Mut­ter, die ihren Sohn in die Neue Mittelschule Pettenbach wei­tergehen lassen wollte, wies die zuständige Sprengel-Gemeinde Wartberg den Antrag ab.

„Die Mutter stellte den Antrag im Februar diesen Jahres und wir mussten ihn abweisen, da für die Umschulung unzureichende Gründe vorhanden waren. Eine jetzt ins Treffen geführte Krank­heit des Sohnes wurde im Verfah­ren von der Mutter nicht genannt und konnte daher nicht berück­sichtigt werden“, erklärt Helmut Kurz, Amtsleiter bei der Gemein­de Wartberg.

Die Mutter bestätigt im Tips-Gespräch, dass sie die Krankheit ihres Sohnes im Antrag nicht ge­nauer genannt habe, da sie davon ausgegangen sei, dass die Tatsa­che den Behörden bekannt sei.

Initiative zur Abschaffung

Da sich in ganz Oberösterreich immer wieder ähnliche Fälle ergeben und im Jahr in OÖ laut dem Bildungsressort rund 5000 Familien einen „Umschulungs-Antrag“ stellen, will man die Schulsprengel für Neue Mittel­schulen nun abschaffen.

Schon ab 2016 sollen die Fami­lien frei entscheiden können, in welche Neue Mittelschule sie ihr Kind geben wollen. Bildungslan­desrätin Doris Hummer (ÖVP) ist – laut einem Bericht in den Ober­österreichischen Nachrichten – jedenfalls überzeugt, dass „ein bisschen Wettbewerb den Neuen Mittelschulen gut tun werde“. Ob das auch die Gemeinden so sehen, ist allerdings fraglich, könnte es doch zu einigen Verschiebungen bei den Schülerzahlen kommen.

Bislang müssen Gemeinden einen sogenannten Gastschulbeitrag für die Schüler zahlen, die die Schule einer anderen Gemein­de besuchen. Amtsleiter Helmut Kurz bestätigte auch, dass die­ser Beitrag eine gewisse Rolle bei der Entscheidung im Fall der Nussbacher Mutter gespielt habe. „Die Gemeinde muss sich gut überlegen, ob sie die relativ hohen Gastschulbeiträge zahlen will“, so Kurz.

Viele Fälle

Die Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf entschied in diesem Jahr über 24 Anträge zur „Um­schulung“ negativ. In sechs Fäl­len wurde Beschwerde gegen die Entscheidung eingelegt. Laut Bezirkshauptmann Die­ter Goppold wurden vier dieser Fälle auch in zweiter Instanz vom Landesverwaltungsgericht abgelehnt. Bei zweien konnte eine einvernehmliche Einigung durch die Bürgermeister erzielt werden.

Der Nussbacher Mutter geht es um den Wunsch und das Wohl ihres Sohnes. Nach einem Besuch beim Direktor der Neuen Mittel­schule Wartberg scheinen sich die Wogen einigermaßen geglättet zu haben. Der Vorstoß zur Abschaf­fung der Schulsprengel für die NMS kommt für diese Familie allerdings zu spät.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden