Freie Schulwahl könnte bald auch für Neue Mittelschulen gelten
NUSSBACH/BEZIRK KIRCHDORF/OÖ. Schulstart im Bezirk – doch nicht jeder darf dort zur Schule gehen, wo er gerne möchte. Das sorgt für Unmut. Die Bildungslandesrätin kündigt nun ein Ende des Schulsprengelsystems für Neue Mittelschulen an.
Die Schulsprengel-Einteilung regelt den Pflichtschulbesuch – wollen die Eltern, dass ihre Kinder eine Schule besuchen, die nicht in ihrem Wohnsitz-Sprengel liegt, müssen die Gemeinden zustimmen. Die Eltern müssen im Rahmen eines Umschulungsantrags triftige Gründe für den sogenannten „sprengelfremden Schulbesuch“ angeben.
Welche Kriterien die Gemeinden bei der Entscheidung über einen solchen Antrag heranziehen, ist nicht ganz leicht nachzuvollziehen.
Antrag abgelehnt
Beim Fall einer Nußbacher Mutter, die ihren Sohn in die Neue Mittelschule Pettenbach weitergehen lassen wollte, wies die zuständige Sprengel-Gemeinde Wartberg den Antrag ab.
„Die Mutter stellte den Antrag im Februar diesen Jahres und wir mussten ihn abweisen, da für die Umschulung unzureichende Gründe vorhanden waren. Eine jetzt ins Treffen geführte Krankheit des Sohnes wurde im Verfahren von der Mutter nicht genannt und konnte daher nicht berücksichtigt werden“, erklärt Helmut Kurz, Amtsleiter bei der Gemeinde Wartberg.
Die Mutter bestätigt im Tips-Gespräch, dass sie die Krankheit ihres Sohnes im Antrag nicht genauer genannt habe, da sie davon ausgegangen sei, dass die Tatsache den Behörden bekannt sei.
Initiative zur Abschaffung
Da sich in ganz Oberösterreich immer wieder ähnliche Fälle ergeben und im Jahr in OÖ laut dem Bildungsressort rund 5000 Familien einen „Umschulungs-Antrag“ stellen, will man die Schulsprengel für Neue Mittelschulen nun abschaffen.
Schon ab 2016 sollen die Familien frei entscheiden können, in welche Neue Mittelschule sie ihr Kind geben wollen. Bildungslandesrätin Doris Hummer (ÖVP) ist – laut einem Bericht in den Oberösterreichischen Nachrichten – jedenfalls überzeugt, dass „ein bisschen Wettbewerb den Neuen Mittelschulen gut tun werde“. Ob das auch die Gemeinden so sehen, ist allerdings fraglich, könnte es doch zu einigen Verschiebungen bei den Schülerzahlen kommen.
Bislang müssen Gemeinden einen sogenannten Gastschulbeitrag für die Schüler zahlen, die die Schule einer anderen Gemeinde besuchen. Amtsleiter Helmut Kurz bestätigte auch, dass dieser Beitrag eine gewisse Rolle bei der Entscheidung im Fall der Nussbacher Mutter gespielt habe. „Die Gemeinde muss sich gut überlegen, ob sie die relativ hohen Gastschulbeiträge zahlen will“, so Kurz.
Viele Fälle
Die Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf entschied in diesem Jahr über 24 Anträge zur „Umschulung“ negativ. In sechs Fällen wurde Beschwerde gegen die Entscheidung eingelegt. Laut Bezirkshauptmann Dieter Goppold wurden vier dieser Fälle auch in zweiter Instanz vom Landesverwaltungsgericht abgelehnt. Bei zweien konnte eine einvernehmliche Einigung durch die Bürgermeister erzielt werden.
Der Nussbacher Mutter geht es um den Wunsch und das Wohl ihres Sohnes. Nach einem Besuch beim Direktor der Neuen Mittelschule Wartberg scheinen sich die Wogen einigermaßen geglättet zu haben. Der Vorstoß zur Abschaffung der Schulsprengel für die NMS kommt für diese Familie allerdings zu spät.
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