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Buchpräsentation: Schüler und Historiker recherchierten die Geschichte von Obernberg

Walter Horn, 29.05.2018 20:13

OBERNBERG. Zwei Jahre sind wenig Zeit für einen Erwachsenen. Für einen 14-jährigen Jugendlichen sind zwei Jahre aber ein überaus langer Zeitabschnitt. So lange hat sich das Team Geschichte der NMS Obernberg Zeit genommen, um die Lebensgeschichten von alten Menschen aus ihrem Lebensumfeld professionell zu erforschen, zu hinterfragen und niederzuschreiben.

1942 führte eine Eisenbahntrasse zur Stauwerkbaustelle.
  1 / 6   1942 führte eine Eisenbahntrasse zur Stauwerkbaustelle.

Aus der Zusammenarbeit mit lokalen Historikern, die über denselben Zeitraum (1918-1965) forschten, resultiert nun das Buch „Grenzland Obernberg 1918-1965“. Auf 250 Seiten wird die Geschichte von Obernberg am Inn und der Anrainergemeinden Reichersberg, St. Georgen, Kirchdorf am Inn und Antiesenhofen dargestellt.

Inhalt

Das Buch beinhaltet unter anderem Beiträge zum Kriegsende 1945 an der Innlinie (Renato Schirer), über die Frühzeit des Nationalsozialismus im Grenzland und die Opfer der NS-Zeit in Obernberg und im Grenzland (Hannes Eichsteininger) sowie über Schicksale aus der NS-Zeit (Christine Lindenthaler).

Darüber hinaus wird die Geschichte des Stiftes Reichersberg von 1920 bis 1965 dargestellt (Johannes Putzinger), der Frage nachgegangen, wie sich das Stauwerk Obernberg auf die Vögelpopulation ausgewirkt hat (Karl Billinger) oder allgemein die Geschichte des Grenzlandes am Inn beleuchtet (Ilse Unger).

Etliche kleinere Artikel, etwa über die letzte Obernberger Brauerei, das Gausängerfest 1937 in St. Georgen etc. runden das Angebot ab. Zu den Gemeinden Antiesenhofen, Reichersberg, Kirchdorf, Obernberg und St. Georgen gibt es gut recherchierte längere Überblicksartikel sowie einen umfassenden Fototeil.

Der dritte Teil des Buches sind rund vierzig Zeitzeugengespräche, welche Schüler der NMS Obernberg mit älteren Bürgern der fünf Gemeinden geführt haben.

Buchpräsentation

Das Buch wird am Mittwoch, 30. Mai, ab 19.30 Uhr im Kunsthaus Obernberg vorgestellt.

Zum ersten Mal treffen dabei die drei beteiligten Gruppen aufeinander. Die Zeitzeugen haben die Chance mit den Historikern in Kontakt zu treten, und die Schüler sehen jene Menschen wieder, die ihnen ihre Lebensgeschichte erzählt haben.

Intensive Kontakte

Der Historiker und Herausgeber Hannes Eichsteininger: „Neben der Tatsache, dass wir historisch mit einigen Artikeln wirklich Neuland betreten haben, hat mich die Intensität der Kontakte zwischen den Generationen sehr beeindruckt. Ein Mädchen hat ihren Großvater zu seiner Lebensgeschichte befragt. Der ist 14 Tage nach dem Interview verstorben. Der Mitschnitt des Gespräches ist nun so etwas wie das Vermächtnis dieses Menschen. Ein anderer Schüler hat ein langes lebensgeschichtliches Gespräch mit einer alten Nachbarin geführt. Beim Kontrollgespräch, bei dem die Lebensgeschichte routinemäßig noch einmal schriftlich durchgegangen wird, hat sich herausgestellt, dass die Zeitzeugin bereits so schlecht sieht, dass sie die Aufzeichnungen nicht mehr lesen konnte. Also hat sich der Schüler hingesetzt und hat der alten Frau ihre ganze eigene Lebensgeschichte langsam vorgelesen!“

Zufrieden ist der Herausgeber auch mit den Fachartikeln der beteiligten Historiker: „Zur Frühgeschichte der lokalen NSDAP oder dem Kriegsende an der Inngrenze haben wir überaus fundierte Beiträge. Das ist in der Form, so nahe an den Archivquellen, noch nie beforscht worden!“


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