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Interview: „Das primäre Ziel ist, die finanzielle Lage in den Griff zu bekommen“

Michaela Aichinger, 18.05.2017 07:54

OBRITZBERG-RUST. Seit Ende April steht mit Daniela Engelhart (VP) erstmals eine Frau als Bürgermeisterin an der Spitze der Gemeinde. Sie erhielt im Gemeinderat 14 von 20 Stimmen. Tips bat die neue Orts-Chefin zum Gespräch.

Die neue Bürgermeisterin Daniela Engelhart Foto: mai
Die neue Bürgermeisterin Daniela Engelhart Foto: mai

Tips: Frau Engelhart, sie wurden vor wenigen Tagen zur Bürgermeisterin angelobt – wie fühlen Sie sich als neue Orts-Chefin? Sind Sie schon „angekommen“?

Daniela Engelhart: Die Angelobung war am 28. April. Das ist alles noch ganz frisch. Mein Vorgänger Gerhard Wendl ist ja überraschend zurückgetreten und es gab binnen zwei Wochen Neuwahlen. Ich hatte also nur kurz Zeit zu überlegen, ob ich die Herausforderung annehme. Das war nicht einfach. Jetzt will ich das Beste daraus machen.

Tips: Wie ist der Einstand verlaufen?

Engelhart: In der Bevölkerung gab es nur positive Rückmeldungen. Dass ich mich als Frau traue, Gemeindeoberhaupt zu werden, wird hervorgestrichen und sehr positiv gesehen.

Tips: Wie schaut die derzeitige Lage in Obritzberg-Rust aus?

Engelhart: Wir haben in der Gemeinde einige Großprojekte. Hier muss vor allem das Lichtwellenleiter (LWL)-Projekt erwähnt werden, das ja eigentlich ein tolles Projekt ist und eine gute Internetverbindung im ländlichen Raum gewährleisten soll. Finanziell stellt es aber eine große Last dar. Das soll das Projekt selbst aber nicht schlecht machen. Außerdem wird das Haus der Generationen in Hain errichtet. Die Feuerwehr Hain-Zagging vollbringt hier großartige Leistungen. Die beiden Feuerwehren haben sich ja fusioniert. Sie machen einen Großteil der Arbeiten. Hier sind die Finanzen im Griff. Die Eröffnung ist im Oktober geplant. Das Haus wird die FF Hain-Zagging, die Landjugend und den Kameradschaftsbund beherbergen.

Tips: Stichwort Finanzen: Vor einigen Monaten hieß es ja, dass die finanzielle Lage der Gemeinde auch in den nächsten Jahren angespannt bleibe – wie schaut es damit aus? Wie hoch ist derzeit die Pro-Kopf-Verschuldung?

Engelhart: Die Pro-Kopf Verschuldung betragt 5.900 Euro. Man muss hier aber auch festhalten, dass Wasser und Kanal fast fertig sind und wir auch fünf Feuerwehren zu betreuen haben. Dazu verfügt die Gemeinde über ein sehr umfangreiches Straßen- und Wegnetz mit beispielsweise 130 Kilometern an Güterwegen.

Tips: Wie ist der aktuelle Stand beim Lichtwellenleiter-Projekt? Wie wird es weitergehen?

Engelhart: Der von meinem Vorgänger Gerhard Wendl verhängte Baustopp bleibt aktuell bestehen bis eine finanzielle Klärung stattfindet. Wir stehen hier in Verbindung mit der Landesregierung.

Tips: Welche Pläne haben Sie für die Gemeinde?

Engelhart: Erstens ist es mein vorrangiges Ziel, den Baustopp beim LWL-Projekt aufzuheben und die finanzielle Lage in den Griff zu bekommen. Zweitens möchte ich gemeindeintern mit allen Fraktionen zusammenarbeiten und das Miteinander ins Zentrum stellen. In letzter Zeit wehte im Gemeinderat ein rauer Wind. Mein Wunsch ist, dass sich diese Situation verbessert. Ich lasse mich überraschen und bin gewillt, alle Fraktionen mitarbeiten zu lassen.

 

Tips: In welche Richtung soll Obritzberg-Rust gehen?

Engelhart: Die Gemeinde besteht aus Hain, Rust und Obritzberg. Mein Wunsch ist, dass sich die Bürger der jeweiligen Ortsteile als Einheit verstehen. Die Gemeinde soll wirklich eine Einheit werden. Die Zusammenlegung erfolgte 1969 – 71; durch die geografischen Unterschiede (in Hain ist alles flach – Obritzberg ist hügelig) ist ein Zusammengehörigkeitsgefühl schwierig. Ich stamme aus dem Hainer Gebiet; Ich werde versuchen, an Festen in allen Gebieten teilzunehmen und die Leute zu mehr Zusammengehörigkeit zu motivieren. Mit dem Zuzug in der Gemeinde bin ich zufrieden. In Großrust gibt es ja einige relativ junge Wohnhausanlagen. Es sind auch einige Baugründe in Großrust verfügbar, die begehrt sind. Der neue, viergruppige Kindergarten ist gut ausgelastet. Wir haben eine gute Infrastruktur.

Tips: Stichwort Frauenpower: Gleichzeitig mit Ihrer Angelobung hat es ja mit Johanna Mikl-Leitner auch an die Spitze Niederösterreichs eine Frau geschafft. Ist Mikl-Leitner für Sie ein Vorbild?

Engelhart: Frauen suchen schon Herausforderungen (das bringt die Zeit mit sich) – auch die Schulbildung tut ihr Übriges. Frauen sind ja oft auch kooperativer und haben ein Gespür für Zusammenarbeit. Mikl-Leitner und ich wurden am selben Tag, dem 19. April, gewählt. Sie ist eine beeindruckende Frau, die sich neuen Herausforderungen stellt. Mit einer weiteren Bürgermeisterin, nämlich Karin Gorenzel aus Wölbling, werde ich eng zusammenarbeiten. Wir betreuen eine gemeinsame Schulgemeinde.

Tips: Wann und warum haben Sie sich für einen Einstieg in die Politik entschieden?

Engelhart: Vor zwölf Jahren bin ich in die Politik eingestiegen. Ich wurde damals von einem Gemeinderatskollegen angesprochen. Mein Gatte hat gesagt: das ist was Neues. Ich bin sehr weltoffen und wollte mir anschauen, wie die Politik so ist; Bis vor wenigen Jahren war ich Filialleiterin in einer Autowerkstatt; ich habe mit lauter Männern zusammengearbeitet – da habe ich viele Erfahrungen gesammelt; zu Hause haben mein Mann und ich eine Landwirtschaft. Nun hoffe ich, bis zur nächsten Wahl durchzuhalten. Ich möchte drei Jahre mit Freude und Engagement arbeiten.

STECKBRIEF

Name: Daniela Engelhart

Geboren: 11. Juni 1979

Familienstand: verheiratet

Kinder: keine Kinder

Beruf: Bürgermeisterin

Hobbies: Kochzeitschriften durchblättern, Radfahren

Ziele: Mit Freude und Engagement arbeiten


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